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Das Porträt: Andreas Neuenkirchen Ein Nordbremer in Tokio

Der Nordbremer Andreas Neuenkirchen lebt seit fünf Jahren in Tokio und arbeitet dort als freier Autor für verschiedene Medien. Zudem entwickelt er Fernsehserien und schreibt an einem Vegesack-Roman.
25.07.2021, 18:00 Uhr
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Ein Nordbremer in Tokio
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Andreas Neuenkirchen ist in Vegesack geboren, hat die ersten Lebensjahre in Blumenthal verbracht und zog später nach Schönebeck. Über das Bremer Viertel und München verschlug es ihn schließlich nach Tokio. Dort lebt er seit 2016 gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter.

Zunächst arbeitete er als freier Journalist in der Hansestadt. Als ihm eine Stelle als Redakteur bei einem Computerspiele-Magazin angeboten wurde, ging er nach München. "Das hat aber nicht lange gehalten. Ich war mehr der begeisterte Amateur, für eine berufliche Zukunft in diesem Bereich reichten meine Kenntnisse aber nicht aus", erzählt Neuenkirchen. Also wechselte er zu einem anderen Verlag, der ähnlich orientiert war. Der schickte ihn Ende der 1990er-Jahre zur Spielemesse "Tokyo Game Show". "Eigentlich dauert die Messe nur drei Tage, aber die Reise lies sich nur für eineinhalb Wochen organisieren. Dadurch habe ich nicht nur die Messehallen kennengelernt, sondern konnte mich auch in der Stadt umsehen", erinnert er sich. "Das hat mir sehr gut gefallen. Danach bin ich jedes Jahr nach Japan gereist, in der Regel privat."

So lernte er das Land immer besser kennen und entschied sich schließlich dazu, ein sogenanntes Sabatical zu machen. Das eröffnete ihm die Möglichkeit, drei Monate am Stück in Tokio zu leben. "In dieser Zeit habe ich auch meine Frau kennengelernt", erzählt Neuenkirchen. "Zunächst haben wir gemeinsam in München gewohnt. Als wir während der Elternzeit in Tokio waren, bekam meine Frau dort ein Jobangebot." Weil die Familie ohnehin vorhatte, ihren Lebensmittelpunkt nach Japan zu verlagern, nutzte sie die Gelegenheit und zog um.

Seitdem arbeitet Andreas Neuenkirchen als freier Autor. Er verfasst Bücher zur deutschen Sprache und zu seiner Wahlheimat Japan. "Die ersten Bücher, die ich über Japan geschrieben habe, waren Reisebücher. Da ich nun hier wohne, würde ich sie nicht mehr als Reise-, sondern eher als Heimatliteratur bezeichen", erzählt er. "Es geht mir nicht darum, Informationen zu vermitteln. Ich schreibe lieber Alltagsgeschichten auf, die mir selbst passiert sind." Zudem schreibt er hin und wieder für deutsche Titel sowie für die englischsprachige Tageszeitung "Japan Times" und das Stadtmagazin "Tokyo Weekender".

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Zudem ist er auch an der Entwicklung von japanischen Fernsehserien beteiligt. "Dabei geht es um internationale Produktionen, die mit japanischer Beteiligung entstehen", berichtet er. "Dafür braucht es englische Drehbücher und Exposés. Hierbei arbeite ich vor allem einer japanischen Autorin zu, die mich manchmal frei nach Schnauze entwickeln lässt – und manchmal korrigiere ich nur, was sie geschrieben hat." Die Ideen für die Serien liefert entweder die Produktionsfirma oder die Autorin. "Ich baue das aus und mache daraus Plots", sagt Neuenkirchen, der größtenteils Krimis und Thriller entwickelt.

Auch wenn seine Ideen vielfach überarbeitet werden und in den Serien gar nicht mehr zu identifizieren sind, bezeichnet er die Tätigkeit als Traumjob. Eine Verbindung zwischen ihm und den Serien herzustellen, ist jedoch fast unmöglich. "Ich werde nicht als Autor genannt. Das geht ein wenig in den Bereich des Ghostwritings", sagt Neuenkirchen.

Genauso wie seine Beiträge für japanische Printmedien verfasst er auch die Drehbücher und Exposés in Englisch. Um für japanischsprachige Medien arbeiten zu können, reichen seine Sprachkenntnisse nicht aus. "Ich spreche zwar ein bisschen japanisch, aber nicht genug, um daraus innerhalb meines Berufsfeldes Kapital schlagen zu können", sagt er.

Trotz der weiten Entfernung kommt Andreas Neuenkirchen nach wie vor regelmäßig in den Bremer Norden. "Mindestens einmal im Jahr zu Weihnachten besuchen wir meine Eltern in Vegesack", erzählt er. Nur im vergangenen Jahr musste die Familie pandemiebedingt in Asien bleiben. "Wir haben aber die leise Hoffnung, dass wir in diesem Jahr das Weihnachtsfest wieder in Bremen verbringen können", sagt Neuenkirchen.

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Der Bremer Norden beschäftigt ihn aber nicht nur privat, sondern auch beruflich. Aktuell arbeitet Andreas Neuenkirchen an einem Manuskript zu einem Jugendroman, einem Vegesacker Metaroman, wie er es nennt. "Ich erfinde dabei ein paar Details über Vegesack dazu. Mein Ziel ist, dass am Ende 50 Prozent ausgedacht und 50 Prozent real sind", erklärt der Autor. Wann und ob das Buch erscheinen wird, steht aber noch nicht fest. "Ich schreibe den Roman erst einmal nur für mich, nehme das Projekt aber trotzdem ernst", sagt er. In einem nächsten Schritt will er die Idee mit seiner Agentin besprechen. Sollte auch die von dem Vegesacker Metaroman überzeugt sein, beginnt die Suche nach einem Verlag, der die Arbeit veröffentlicht. "In diesem Jahr wird das Buch sicherlich nicht mehr erscheinen. Wenn alles gut läuft, dann im nächsten Jahr", sagt Andreas Neuenkirchen. "Und wenn es im übernächsten kommt, bin ich auch noch zufrieden."

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