Die Stadt will Radpremiumrouten in Bremen einrichten, damit Fahrradfahrer schnell und sicher von A nach B kommen. Zwei Strecken im Bremer Norden sollen mittlerweile feststehen. In Burglesum führt die geplante Route an der Lesum entlang. Im Blumenthaler Beirat wurde vergangenes Jahr die Strecke für den nördlichsten Stadtteil vorgestellt. Sie startet bei der Landrat-Christians-Straße, geht über die Lüssumer Straße, Fresenbergstraße, Jollenstraße, Lose Barg und Reepschlägerstraße. Dann folgen die Richard-Tylor-Straße, Betonstraße, Farger Straße und Pötjerweg. Die Route endet an der Straße Hohenesch.
Die Strecken in Vegesack und Burglesum sind noch offen. Allerdings haben die beauftragten Planungsbüros mögliche Routen erarbeitet, die jetzt im Regionalausschuss Bremen-Nord vorgestellt wurden. "Wir wussten, dass daran gearbeitet wird. Aber mit einer Vorstellung Anfang September hatten wir nicht gerechnet", sagt Jürgen Möller, der in der Sitzung war. Er ist Sprecher der Stadtteilegruppe Bremen-Nord des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Möller sagt: "Die Radpremiumroute ist eine Mammutaufgabe für Generationen und lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen." Die Planungsbüros haben seiner Ansicht nach aber die Vor- und Nachteile der jeweiligen Strecken gut ausgearbeitet.
In den vergangenen Jahren sind Möller zufolge mehr Leute auf das Fahrrad umgestiegen, da die Fahrt mit dem Auto über die Autobahn oder mit dem Zug und dem Bus beschwerlicher geworden sei. Und mit dem E-Bike, das es früher nicht gab, sei die Arbeitsstelle leichter zu erreichen. Jürgen Möller kennt Nordbremer, die mit dem Rad zu ihrem Arbeitgeber am Stahlwerk, in die Innenstadt oder zum Flughafen fahren.
Streckenabschnitt Vegesack nach Blumenthal
Laut Möller ist die Radpremiumroute im Herzen des Bremer Nordens besonders wichtig, da sich dort Arbeitgeber, Behörden aber auch Freizeitangebote finden. Die Planungsbüros haben vier Streckenverläufe entwickelt, die alle denselben Start- und Endpunkt östlich des Museumshafens beziehungsweise an der Landrat-Christians-Straße haben. Und damit an den schon geplanten Strecken in Burglesum und Blumenthal anschließen.
Möllers Favorit ist die Route A, die über die Hermann-Fortmann-Straße nach Aumund und Fähr-Lobbendorf führt. Knackpunkt sei die Hermann-Fortmann-Straße. Sie werde in Zukunft noch stärker befahren werden, da sie nicht nur Zugangsstraße für die Fähre, sondern auch für das neue Speicher-Quartier sein wird. Auch der Radweg unter der Bahnbrücke, die zurzeit saniert wird, soll Möllers Kenntnis nach schmal ausfallen. In Aumund dagegen hält der ADFC-Sprecher eine gute Verkehrsführung für möglich. Die Planer meinen allerdings, die Route sei ein zu großer Umweg.
Sie favorisieren Variante D, die mitten durch Vegesack führt. Laut Möller liegen auf dem Weg jedoch mehrere Buslinien. Er sagt zudem: "Schnelles Radfahren wird dort für Konflikte sorgen." Zum Beispiel liege mit Wilmannsberg eine Spielstraße auf der Strecke. Variante B geht an der Lindenstraße entlang, wo laut Möller Radler wegen der sich dort befindenden Bäume immer wieder auf den Gehweg ausweichen müssen, wo sie nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen. Variante C kommt für Möller auch nicht infrage, unter anderem weil er Konflikte mit Fußgängern auf der Weserstraße befürchtet, die ein wichtiger Naherholungsbereich sei. Allerdings befürwortet er grundsätzlich die Idee der Planungsbüros, die dortigen Pflastersteine für bequemes Radfahren abzufräsen, wie es schon in Bremerhaven geschehen ist.
Streckenabschnitt Lesum nach Ritterhude
Möller hebt bei der von den Planungsbüros favorisierten Variante C besonders die Streckenführung im letzten Drittel hervor. "Routen an Bahnstrecken sind immer gut, da sie eine gerade Verbindung darstellen", sagt er. Das ADFC-Mitglied fragt sich allerdings, ob ein Ausbau der bestehenden Strecke am Lesumer Deich nicht sinnvoller wäre als ein Neubau. So könnte der Feldweg, der das Marßeler Feld mit dem Deich verbindet, zu einem Radweg ausgebaut werden. Zudem führt die Strecke C über die Autobahnbrücke über die Lesum. Er geht davon aus, dass es eine Querung für Fußgänger und Radfahrer geben wird.
Streckenabschnitt von Lesum und Vegesack
Die Route A am rechten Weserufer geht für Möller gar nicht. "Als Freizeit- und Naherholungsgebiet ist hier nur rücksichtsvolles Radfahren möglich", sagt er. An Weg D kritisiert er die anfängliche Führung durch Lesum, die wegen mehrerer Steigungen und einer Ampelkreuzung ungünstig sei. Strecke B und C, Letztere wird von den Planern befürwortet, decken sich mit dem Vorschlag des ADFC – bis zum Steingut-Areal, wo gerade ein neues Quartier entsteht. Die Vorschläge der Planer sehen eine Strecke südlich von ihm vor, der ADFC hofft allerdings auf eine Route entlang der Bahnstrecke durch das Quartier. Die künftigen Bewohner des Steingut-Areals wären somit an das Speicher-Quartier angebunden, zudem wäre der Radweg nicht so hügelig. Als Hinderungsgrund für den ADFC-Vorschlag sieht Möller darin, dass die Gestra auf der Hälfte der Fläche eine Fabrik bauen will.
Streckenabschnitt von Vegesack nach Beckedorf
Der ADFC habe sich laut Möller nicht intensiv mit diesem Bereich der Premiumroute beschäftigt, da das vorrangige Ziel immer gewesen sei, Rekum mit Marßel zu verbinden. So viel kann der Sprecher aber sagen: Er bevorzugt die von den Entwicklern ebenso favorisierte Strecke B über Fährer Flur, Fährer Kämpe, Fährer Straße und Beckstraße, da es dort weniger Autoverkehr als bei Variante A – Georg-Gleistein-Straße und Meinert-Löffler-Straße – gebe.
Möller lobt, dass sich im Gremium Lokalpolitiker und Ortsamt dafür ausgesprochen haben, den ADFC in die Planung einzubeziehen. Grundsätzlich sollen Kräfte aus Bremen-Nord mehr beteiligt werden, wünscht er sich. Eines ist für ihn aber klar: "Eine Idealroute gibt es nicht. Sie ist immer mit Kompromissen verbunden."