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Serie: Die Standhaften Lust auf Lederwaren in der vierten Generation

In Vegesack ist Lederwaren Michaelis eine feste Größe: Seit über einem halben Jahrhundert bietet der Familienbetrieb Qualität und Service.
19.08.2024, 05:00 Uhr
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Lust auf Lederwaren in der vierten Generation
Von Ulrike Troue

Hand aufs Herz: Wie viele Taschen haben Sie zu Hause? Zum Einkaufen oder Ausgehen, für die Arbeit oder Schule – für jeden Zweck die Passende zu finden, ist nicht einfach. Vor allem für Frauen sollte eine Tasche nicht nur praktisch, sondern auch schick sein. So überrascht wohl kaum, dass die meisten Kunden von Lederwaren Michaelis weiblich sind. Es ist eines der wenigen Traditionsgeschäfte in Vegesack, das noch in Familienhand ist.

Der gelbe Neonschriftzug über dem großen Schaufenster und die Inneneinrichtung des vor 51 Jahren in der Gerhard-Rohlfs-Straße 47a eröffneten Einzelhandelsgeschäfts versprühen leicht nostalgischen Charme. Das umfängliche Angebot indes beweist gute Qualität, modernen Zeitgeist und Geschmack und deckt die ganze Palette an Lederwaren ab – von der Geldbörse über Gürtel und Handschuhe bis zu Handtaschen, Koffern und Schulranzen.

"Die Kunden sind mutiger geworden", stellt Inhaber Thorsten Michaelis fest. Weg von schwarz, blau oder braun, mehr Farbe sei gefragt. Auch beim "Hackenporsche" für den Transport von Einkäufen würden Modelle mit Blumen oder Punkten bevorzugt. "Im Sommer sind Gürteltaschen immer Trend oder Taschen mit bunten Tragriemen", ergänzt seine 31-jährige Tochter Charleen, die ihn neben einer Halbtagskraft im Geschäft unterstützt.

Das Erfolgsrezept von Lederwaren Michaelis ist nach ihrer Ansicht das sinnliche Einkaufserlebnis. In dem 90 Quadratmeter großen Laden hängt ein dezenter Ledergeruch in der Luft. Die Kunden könnten sich in Ruhe umgucken, versichert Charleen Michaelis. Und im Gegensatz zum Internet alles in die Hand nehmen, um die Qualität des Materials, das Gewicht und die Größe zu prüfen.

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Ein weiterer Vorteil gegenüber der gewachsenen Konkurrenz durch Onlinehandel und Discounter: Die Kunden könnten Fragen stellen und gern Hilfe bei der Suche nach der passenden Tasche in Anspruch nehmen.

"Wer was wünscht, sehen wir aufgrund unserer Erfahrung", sagt Michaelis. "Die meisten unserer Kunden kommen gezielt zu uns, weil sie die persönliche Beratung schätzen." Dafür sei Lederwaren Michaelis in Vegesack und umzu bekannt. "Die Leute kaufen bewusster", stellt er fest. "Früher wurde viel mehr umgetauscht."

Auch die Auswahl sei ein gewichtiges Kriterium. "Wir bestellen auch einzelne Artikel", ergänzt Michaelis, der Handtaschen, Koffer, Reisegepäck und Kleinlederwaren als Angebotsschwerpunkte nennt. Darüber hinaus habe sich das Fachgeschäft in den letzten Jahren als Adresse für den Schulranzenkauf etabliert. Das Geschäft mit Büchertaschen hätte ihnen gut durch die Coronazeit geholfen.

"Die Ergonomie spielt eine große Rolle", erläutert Charleen Michaelis. Die Qualität der Gurte und Rückenpolster hätte sich deutlich verbessert, was sich natürlich im Preis niedergeschlagen habe. Daher empfehle sie eine individuelle Beratung, für die am besten vorab einen Termin vereinbart werden sollte.

Charleen Michaelis kümmert sich auch um den Online-Auftritt, pflegt den Instagram- und Facebook-Account. Vom Handel übers Internet sehen Michaelis jedoch ab. "Wir sind hier im eigenen Haus und stehen auf gesunden Füßen", merkt ihr Vater an. Dennoch registriert er erfreut, dass ihre Social-Media-Präsenz auch auf Resonanz stößt.

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"Dieses persönliche Miteinander, das liebe ich an diesem Beruf", bekennt die 31-jährige Lederwarenexpertin. "Man begegnet sich auch mal auf dem Grünmarkt, grüßt sich und schnackt, das ist schon schön". Und fügt an: "Ich bin ein Familienmensch, ich arbeite gern mit meiner Familie zusammen."

Das Leben im Lederladen wurde Charleen Michaelis quasi in die Wiege gelegt. Ihre Mutter habe sie schon als Kind mit zur Arbeit ins Geschäft genommen. "Dort lagen immer Filzstifte zum Malen." An einer Wand im Büro hängt noch ein selbst gemaltes Bild von Charleen für ihre Oma Hedwig, die dort seit 1962 Lederwaren verkauftet.

"Eigentlich bin ich unterm Ladentisch groß geworden", sagt auch Thorsten Michaelis. Ursprünglich habe er eine Ausbildung als Industriekaufmann bei der Vulkan-Werft durchlaufen. Doch als sich die Flaute im Schiffbau abzeichnete, lag 1985 der Einstieg ins Lederwarenfachgeschäft der Mutter nahe.

Schon seit Anfang der 1960er-Jahre wird an der Gerhard-Rohlfs-Straße 47a mit Lederwaren gehandelt. Thorsten Michaelis' Großvater hat dort anfangs eine Sattlerei und Polsterei betrieben. Mit seiner Tochter Charleen steht inzwischen die vierte Generation der Familie den Kunden im Einzelhandelsfachgeschäft beratend zur Seite – und damit eine motivierte Nachfolgerin für Thorsten Michaelis in den Startlöchern, der ehrenamtlich das Amt des zweiten Vorsitzenden von Vegesack Marketing bekleidet.

"Wir versuchen, die Fahne Vegesacks hochzuhalten, was gar nicht so einfach ist", bemerkt der Firmeninhaber –  auch in Bezug auf die Herausforderung, künftig gutes Personal zu finden.

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