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Training für die grauen Zellen "Da brummt einem der Kopf"

"Von Anfang bis Ende Mathematik" - so beschreiben Bridge-Spieler ihr Hobby. Der Nordbremer Club "Bremen an der Weser" pflegt dieses Karenspiel seit 25 Jahren. Jeden Freitag ist Club-Turnier.
29.05.2023, 08:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Man muss es schon haben. Ohne das Karten-Gen, ist Susanne Neumann überzeugt, braucht sich niemand an den Tisch zu setzen, um Bridge zu spielen. „Es gibt das Tanz-Gen, das Bälle-Gen und eben das Karten-Gen.“ Ohne die entsprechende genetische Ausstattung würde der Versuch, Bridge zu spielen, vermutlich damit enden, dass man entnervt das Blatt auf den Tisch wirft oder – noch schlimmer – jegliche Lust am Kartenspiel verliert.

Susanne Neumann wurde das Karten-Gen sozusagen in die Wiege gelegt. „Ich komme aus einer Bridgespieler-Familie“, erzählt sie. Mit 25 Jahren ist Susanne Neumann dann selbst beim Bridge eingestiegen. 1994 ließ sie sich beim Deutschen Bridgeverband zur Übungsleiterin ausbilden, inzwischen ist sie auch Turnierleiterin und Vorsitzende des Bridgeklubs „Bremen an der Weser“. Der hat dieser Tage sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Mit einem feierlichen Turnier. Aber eigentlich ist jeder wöchentliche Bridge-Nachmittag, zu dem der Klub freitags von 15.30 bis 19.15 Uhr einlädt, ein Turniernachmittag. Bis Ende Juni treffen sich die Spielerinnen und Spieler dazu noch im Bürgerhaus Vegesack, ab Juli dann in der Strandlust. Mit seinen knapp 70 Mitgliedern ist der Klub "Bremen an der Weser" einer von fünf Bridgeklubs in Bremen, erzählt die Vorsitzende. In Bremerhaven gebe es zwei Klubs. "Bridge", fügt Susanne Neumann hinzu, "wird bis zur Bundesliga gespielt."

Boards auf grünen Tischdecken

Susanne Neumanns Karten-Gen zeigt sich schon beim Vorbereiten des Bridge-Nachmittags. Mit eingespielten Handgriffen sorgt die Nordbremerin dafür, dass die Spielerinnen und Spieler an den Tischen mit allem ausgestattet sind, was sie fürs Spiel brauchen. Wenn die Bridge-Gemeinde eingetroffen ist, hat ihre Vorsitzende schon alles für einen guten Turniernachmittag vorbereitet. Zum Beispiel grüne Tischdecken aufgelegt, „weil Grün die Augen beruhigt und man von einer Tischdecke die Karten besser aufnehmen kann“. Sie hat Karten gemischt und in die flachen Boards gesteckt. Jeder Tisch erhält ein solches Board, in dem an vier Seiten jeweils 13 gemischte Spielkarten stecken, die bis Turnierende bei laufenden Wechseln an den Tischen unverändert bleiben. "So spielen alle Tische die gleichen Karten", erklärt Susanne Neumann.

Was auch nicht fehlen darf: die Bietboxen. Neben jedem Spieler steht eine solche Box, die an einen kleinen Karteikasten erinnert. Darin stecken Karten, deren Symbole der bridgeferne Betrachter nicht deuten kann. "Die brauchen wir zum Reizen", erläutert Susanne Neumann. "Skatspieler sagen 18, 20 – wir sagen nichts." Stimmt. Später, als das Turnier begonnen hat, ist es ziemlich still an den Vierer-Tischen. Aber jetzt, als die Spielerinnen und Spieler nach und nach eingetrudelt sind, schnacken alle munter durcheinander. Fehlen noch die nummerierten Fähnchen auf den Tischen, dann kann es losgehen. 

Wortloses Zusammenspiel

Wer sich gegenübersitzt, bildet ein Paar und spielt zusammen. "Deshalb heißt es Bridge", erklärt die Turnierleiterin, die inzwischen selbst zu den Karten gegriffen hat. "Es ist die Brücke zum Partner." Wie die Spieler sich nahezu wortlos miteinander verständigen, sieht nach einem hoch konzentrierten Prozess aus. Nur manchmal erklingen leise formulierte Wünsche wie "Ich nehme Treff". Am Ende geht es darum, die angesagten Stiche zu bekommen. Aber wer Bridge auf Anhieb wirklich verstehen will, hat schon verloren. "Es dauert, bevor man weiß, was man tut", erzählt Susanne Neumann. "Es ist, als würde man eine neue Sprache lernen." Manche aus der Gruppe beschreiben das Strategiespiel als eine Mischung aus Skat, Doppelkopf und Schach. "Es ist von Anfang bis Ende Mathematik", sagt Regina Mahnken, die seit 50 Jahren Bridge spielt. "Eine Anforderung an die grauen Zellen." Ingrid Kehlenbeck, die erst mit 70 Jahren angefangen hat, Bridge zu spielen und dafür aus Oyten nach Vegesack kommt, schätzt die Anforderung an sich selbst. Man müsse sich ja immerzu merken, welche Karten schon ausgespielt sind. "Alles Mathematik", bestätigt auch sie. "Da brummt einem am Ende der Kopf."

Trotzdem schwärmen sie alle für das Spiel: "Es ist eine Lebensversicherung für später", sagt eine Teilnehmerin. "Man ist nie allein und es hält die grauen Zellen fit." Außerdem könne man überall auf der Welt Spieler finden, wenn man unterwegs ist. "Die Gemeinschaft", nennen alle mit als einen Grund, weshalb sie dem Klub angehören. Der organisiert auch immer mal wieder kurze Reisen. So zum Beispiel vom 1. bis 5. Oktober unter dem Motto "Timmendorf und Bridge". Wer bei den Bridge-Nachmittagen "mal kiebitzen" möchte und sich mit dem Spiel ein bisschen auskennt, sei ebenso willkommen wie neue Mitspieler, sagt die Vorsitzende. Kontakt aufnehmen können Interessierte über die Internetseite www.bridgeclubbremenanderweser.jimdofree.com/.

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