Bremen-Nord. Ob Zebrastreifen, Kuhflecken oder eine Hommage an die Schlümpfe. Wenn Gundmar Köster Nistkästen baut und bemalt, sind seiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Seit gut neun Jahren zieht es denn Leiter des Polizeireviers Bremen-Nord raus in seinen Schuppen, sobald die Temperaturen milder werden. Dann sägt, schraubt und bepinselt er Brutstätten für Vögel. „In meinem Beruf schreibe und spreche ich viel“, erklärt Köster seine Motivation. „Wenn ich die Nistkästen baue, habe ich hinterher etwas, das ich anfassen kann. Und wenn ich dann noch auf Märkte gehe und sie verkaufe, dann ist das wie eine kleine Bestätigung.“
In Kösters Schuppen herrscht kreatives Chaos, zwischen Holzresten und Farbtöpfen stehen mehrere Nisthilfen in unterschiedlichen Größen. Manche sind bereits fertig, andere warten noch auf ihren finalen Anstrich. „Es ist gar nicht so schwierig, die Häuser zu bauen“, sagt Köster. Zwischen 30 und 40 fertigt er jedes Jahr, auf sechs bis acht Stunden reine Arbeitszeit kommt er pro Stück. „Da sind die Trockenzeiten für die Farben noch nicht eingerechnet.“ Für seine Häuser nutzt er einfache Regalbretter aus Vollholz in unterschiedlichen Größen. Aus denen sägt er mithilfe einer Kappsäge die Vorder- und Rückseite des Häuschens mit einem Giebel sowie zwei Seitenwände und zwei Dachelemente. Wichtig sei, dass die gegenüberliegenden Seiten gleichgroß sind, sagt Köster. Außerdem sollte die Dachspitze einen 90 Gradwinkel haben, damit es nicht hinein regnet.
Sein Grundmodell habe eine Höhe von 30 Zentimetern, erklärt der Heimwerker. Das Einflugloch sägt er immer in der gleichen Größe. „Es passt für die Vögel, die eben durchpassen“, sagt Köster und lacht. Wenn Köster die Vorder- und Rückseite abrunden möchte, setzt er eine Stichsäge ein. Anschließend werden die vier Unterteile zusammengesetzt und der Boden eingebaut. Köster verschraubt seine Nisthilfen, um die Tiere nicht den Ausdünstungen des Leims auszusetzen. Bevor er anschließend das Dach aufsetzt, malt er es zunächst an. Dafür nutzt er umweltfreundliche Farben. Köster bemalt die Nisthilfen nach Lust und Laune – denn es gebe weder eine Farbe, die die Tiere abschreckten noch bevorzugten. „Die Nistkästen sind ja auch Deko, gerade im Winter ist so ein Farbklecks schön.“ In seinem eigenen Garten hat er drei Häuschen stehen.
Eine Gartenzeitung habe Köster dazu inspiriert, mit dem Nistkastenbau anzufangen. Sein erstes Werk schenkte er einem Freund zum Geburtstag – als auch andere Bekannte Interesse bekundet hätten, sei er in die Produktion der Nisthilfen eingestiegen. Auch Futterhäuschen baue er gerne, die bekommen dann eine größere Öffnung. Neulingen rät Köster, keine Scheu davor zu haben, ein schiefes Haus zu bauen. „Das ist den gefiederten Freunden egal“, sagt er. „Viel wichtiger ist der Ort, an dem der Nistkasten angehängt wird“ (siehe dazu Begleittext).
Wer auch einen besonderen Nistkasten selbst gebaut hat, kann ein Foto mit einigen Informationen für eine Veröffentlichung an redaktion@die-norddeutsche.de schicken.
Für jeden Vogel der passende Kasten
Es gibt immer weniger Raum für Vögel, der sich als Brut-, Nist-, und Lebensstätte eignet. Nistkästen bieten hierfür einen Ersatz. „Vor allem die in Höhlen nistenden Vogelarten wie Blau- und Kohlmeise, Star, Kleiber und Gartenrotschwanz finden kaum noch geeignete Plätze zum Nisten“, sagt Ursula Bauer von Aktion Tier, einer der mitgliederstärksten Tierschutzorganisationen in Deutschland. „Alte und morsche Bäume mit natürlich entstandenen oder von Spechten gemeißelten Hohlräumen sind kaum verfügbar, da sie in der Regel schnell gefällt werden“. Grundsätzlich können Nistkästen das ganze Jahr aufgehängt werden, allerdings bietet es sich zu Beginn des Frühjahrs besonders an, um Vögel beim Brutgeschäft zu unterstützen. Die ersten Vögel, beispielsweise Meisen, beginnen mit ihrem Nestbau, sobald die Witterung milder wird.
Der Durchmesser des Einfluglochs sollte zur Körpergröße passen. Nistkästen mit sehr kleinem Einflugloch zwischen 25 und 28 Millimetern werden zum Beispiel von kleinen Meisenarten wie Blau-, Hauben- und Tannenmeise bevorzugt. Kleiber, Kohlmeise und Spatz suchen dagegen Nistkästen mit größeren Eingängen zwischen 32 und 35 Millimetern Durchmesser aus. Es gibt auch Vogelarten wie Hausrotschwanz, Bachstelze, Zaunkönig und Amsel, die mit höhlenartig geschlossenen Nisthilfen nicht viel anfangen können und stattdessen Halbhöhlen mit großem, offenem Eingangsbereich beziehen.
Nisthilfen können an Bäumen, Hauswänden oder Balkonen angebracht werden, erklärt die Biologin. Allerdings sollten sie zum Schutz vor Fressfeinden und Störungen auf mindestens zwei Metern Höhe angebracht werden. Außerdem schützen kleine Stahlblenden um das Eingangsloch vor Eichhörnchen oder Spechten. Soll der Kasten an einem Stamm angebracht werden, dann nur mithilfe von Nägeln aus Aluminium. Eisen- und Kupfernägel können rosten und so Keime und Pilze in den Baum einleiten. Hängt der Nistkasten nicht geschützt, beispielsweise unter einem Dachgiebel, sollte das Einflugloch nach Osten oder Südosten ausgerichtet werden, damit die Brut weder Regen noch Sonne ausgesetzt wird. Der Bereich vor dem Einflugloch sollte frei sein, damit die Vögel bequem und sicher ein- sowie ausfliegen können.
Für gesellige Arten wie Star und Spatz können Tierfreunde mehrere Kästen dicht nebeneinander platzieren, auch auf einem Balkon. Die meisten Arten mögen jedoch ein wenig Privatsphäre und verteidigen ihr Territorium. Deswegen sollte ein Abstand von fünf bis zehn Metern zwischen den Kästen bleiben. Je vielfältiger das Nistangebot, desto höher sind die Chancen auf ein vielfältiges Vogelleben.
„Ein Nistkasten sollte immer geöffnet werden können, denn aus hygienischen Gründen muss im September das alte Nest entfernt und das Innere gründlich gereinigt werden“, sagt Ursula Bauer. Die sauberen Kästen dienen anschließend Vögeln und kleinen Säugetieren als Übernachtungsmöglichkeit oder Winterquartier.
Weitere Informationen
Mehr Informationen zum Thema Nistkästen bietet der Naturschutzbund mit zwei Online-Vorträgen am Donnerstag, den 25. Februar ab 19 Uhr und am Sonntag, den 28. Februar ab 16 Uhr. Den Link zu den Veranstaltungen gibt es bei der Anmeldung unter Telefon 04 21-48 44 48 70 oder per E-Mail an info@nabu-bremen.de.