Jeder Computerbesitzer kennt das Problem: Je umfangreicher die Funktionen der Programme sind, desto komplizierter und langwieriger gestaltet sich oft deren Installation und Konfiguration, um sie nutzen zu können. Auch die App „Onleihe“, mit der Kunden von mehr als 30 000 Bibliotheken im deutschsprachigen Raum inklusive der Bremer Stadtbibliothek digitale Medien ausleihen können, stellt manchen Nutzer anfangs vor Installations- und Kompatibilitätsprobleme.
Aus diesem Grund initiierte die Bremer Stadtbibliothek in ihrem Hauptgebäude am Wall bereits vor einigen Jahren eine regelmäßige Sprechstunde zum Thema „Digitale Erste Hilfe“. Diesbezüglich will nun auch die Vegesacker Zweigstelle der Stadtbibliothek nachziehen. In dieser Woche wurde hier erstmals eine digitale Sprechstunde angeboten. Mit Ulla Reinert stand den Anwesenden dabei eine echte Spezialistin aus dem Bibliotheksteam „Digitale Dienste“ mit fundierten Kenntnissen zur Seite.
„Unsere Nachfragen nach elektronischen Leihmedien steigen kontinuierlich. Vor allem im Januar, also kurz nach Weihnachten, müssen wir seit Jahren zahlreiche Fragen zu Nutzungsmöglichkeiten unserer Medien mit E-Book-Readern und Tablets beantworten“, erklärt Zweigstellenleiter Martin Renz. Bislang deute jedoch nichts auf ein Aussterben der klassischen Bibliothek zugunsten der digitalen Variante hin: „Nach wie vor bevorzugen es viele Nutzer, ein 'echtes' Buch in der Hand zu halten“, konstatiert Renz und geht von einer künftigen Koexistenz des klassischen Bibliotheksmodells und dessen virtuellem Pendants aus.
Mehr als ein Dutzend Bibliotheksnutzer machten von dem Angebot der Sprechstunde Gebrauch und brachten im Regelfall auch gleich ihre jeweiligen Endgeräte – Laptops, Smartphones, Tablets und E-Book-Reader – mit, um die notwendige Software gleich vor Ort zu installieren und zu testen. Entsprechend nahm sich Reinert für jeden Ratsuchenden einzeln Zeit und verzichtete auf eine generelle Einführung in das Thema der digitalen Leihmöglichkeiten.
„Anfangs haben wir es auf diese Weise versucht, aber die Fragen und Probleme unserer Nutzer sind zumeist so individuell und von den jeweiligen Nutzungsgeräten abhängig, dass wir mittlerweile vollkommen auf individuelle Beratung umgestiegen sind“, sagt Bibliotheksleiter Martin Renz und fügt schmunzelnd hinzu: „Im Grunde ist die Fragestellung immer dieselbe und lautet: Wie bekomme ich die App Onleihe auf meinem jeweiligen Endgerät zum Laufen?“. „Mittlerweile besteht etwa 50 Prozent meines Arbeitsalltags aus direkter oder telefonischer Kundenberatung zur Installation der Leihsoftware“, erklärt Reinert, die im Zuge dieser Tätigkeit zu einer ausgewiesenen Spezialistin für die Kompatibilität der Software mit verschiedensten Betriebssystemen avancierte.
Denn eine einfache Installation der Leihsoftware reicht noch nicht aus: Um digitale Bibliotheksmedien leihen und nutzen zu können, benötigen Bibliothekskunden zusätzlich ein eigenes Konto bei dem Softwarehersteller Adobe, welches dann mit dem Bibliothekskonto verknüpft wird. „Dieses System übernimmt das Rechtemanagement, also die Einhaltung von Leihfristen und Copyrights, und sorgt somit unter anderem dafür, dass die ausgeliehenen Medien nach Ende der Leihfrist auf den jeweiligen Endgeräten automatisch gelöscht werden“, erklärt Renz.
Online-Lizenzen sind begrenzt
Zusätzlich überwacht das Adobe-System den digitalen Leihbestand, denn auch Bücher und Medien in digitaler Form sind nicht unendlich verleihbar: „Das hängt davon ab, wie viele Online-Lizenzen uns für das jeweilige Medium zur Verfügung gestellt werden. Werden uns von einem bestimmten Titel beispielsweise nur drei Verleihlizenzen zugeteilt, müssen weitere Interessenten das Ende der jeweiligen Leihfristen abwarten, wenn dieser bereits drei Mal ausgeliehen wurde“, erläutert Martin Renz das Verfahren.
Zwar dauert es bisweilen ein paar Anläufe, bis die Online-App auf allen mitgebrachten Geräten funktioniert, doch letztlich kann Reinert allen Ratsuchenden helfen: „Alle der heutigen Fragen und Kompatibilitätsprobleme sind mir schon einmal zuvor begegnet“, erklärt Reinert. So kann am Ende der digitalen Sprechstunde das Ehepaar Littek, das die Möglichkeit der Online-Ausleihe insbesondere im Hinblick auf bevorstehende Urlaube nutzen möchten, die App auf ihren Geräten der Firma Apple ebenso nutzen wie das mit einem Windows-Notebook und einem E-Book-Reader der Marke „Tolino“ ausgerüstete Ehepaar Bodenstab.
Nur eine der Anwesenden hat keine spezifischen Installationsfragen: „Ich denke über die Anschaffung eines E-Book-Readers nach und wollte mich heute einfach nur informieren“, erklärt Agnes Ernst. Die 86-Jährige denkt schon an den bevorstehenden Winter: „Bei Kälte und Glatteis ist der Weg zur Bibliothek ja eher beschwerlich, aber gerade bei solchen Wetterumständen möchte man ja gerne etwas Neues zum Lesen zu Hause haben.“
Auch künftig wird Martin Renz Ratsuchenden zum Thema „Onleihe“ jeweils montags ab 16 Uhr sowie nach individueller Terminabsprache in der Vegesacker Stadtbibliothek zur Verfügung stehen. Jeweils dienstags von 16 bis 17.30 Uhr bietet Reinert eine Sprechstunde in der Stadtbibliothek am Wall an.
„Sowohl auf den Homepages der Onleihe als auch auf der Seite der Stadtbibliothek gibt es zudem bereits zahlreiche Ratgeber und Tutorials zur Nutzung unserer digitalen Medien, die bereits viele Fragen beantworten“, sagt Renz und weist darauf hin, dass die Installation der „Onleihe“ in der Regel die größte Hürde darstellt: „Ist diese überwunden, erklärt sich alles weitere nahezu von selbst“, weiß Renz.