Mit seiner neuen Rolle hatte Julian Kubicek anfangs schon noch etwas gefremdelt. Nachdem Denis Schumann sein Traineramt beim 1. FC Burg am Saisonende niedergelegt hatte, war der bis dato spielende Co-Trainer Kubicek mehr oder weniger ins kalte Wasser gesprungen und ging beim Landesligisten erstmals als Cheftrainer in die Spielzeit 2024/25. „das war schon ein komisches Gefühl, nicht mehr selber aufzulaufen, aber ich habe mich mittlerweile gut eingegroovt und den Trainerjob als neue Leidenschaft entdeckt“, sagt der 36-Jährige ehemalige Vollblutstürmer.
Auch seine Mannschaft hat sich im halben Jahr seiner Amtszeit weiterentwickelt und steht mit 18 Punkten und 36:39 Toren recht solide auf dem elften Tabellenplatz.
Wenn es nach Kubicek geht, soll dies allerdings längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Mittelfristig wollen die Burger eher Richtung obere Tabellenhälfte blicken. Die Mannschaft fußballerisch weiter zu entwickeln, die Trainingsbeteiligung weiter hoch zu halten und die neuen Systeme zu stabilisieren, haben dabei Priorität. Ein weiterer Schwerpunkt bleibt die Disziplin, und auch da scheint das Team aus der Grambker Geest auf einem guten Weg zu sein. In der vergangenen Saison lagen die Burger in der Fairnesstabelle noch weit abgeschlagen auf dem letzten Platz, zurzeit haben sie sich nach 15 Spielen immerhin auf Rang elf verbessert. „Darunter waren lediglich drei Gelbe Karten wegen Diskussionen, den Rest kassierten wir durch Fouls, was natürlich auch unserer sehr körperlichen Spielweise geschuldet ist“, sagt Julian Kubicek.
Geändert hat sich vor allem aber auch die Spielweise des 1. FCB. Tief stehen und auf Konter lauern, hieß in der Vergangenheit nur allzu oft die Devise, mittlerweile wollen die Burger selbst den Rhythmus bestimmen. „Wir wollen das Spiel selbst in die Hand nehmen, von Anfang an anlaufen“, skizziert Kubicek den ehrgeizigen Plan, der sicherlich nicht so leicht umzusetzen sein wird, was auch schon der holprige Saisonstart und zwischenzeitliche Täler, die die Burger durchlaufen, unterstreichen. Noch fehlte in einigen Spielen die letzte Konsequenz. „Ich denke, dass wir dadurch neun bis zwölf mögliche Punkte nicht geholt haben“, sagt Kubicek.
Quintett sticht hervor
Dass die eingeschlagene Marschrichtung dennoch längerfristig zum Erfolg führen wird, steht für ihn außer Frage. „Jeder Einzelne steht voll dahinter und weiß, das ist der richtige Weg“, sagt der FCB-Coach. Am 7. Januar wollte er mit seinem Team eigentlich in eine fünfwöchige Vorbereitung starten, doch die Mannschaft hat sich für sechs Wochen Vorbereitung stark gemacht, gespickt mit sechs bereits terminierten Testspielen. „Alle sind topmotiviert“, freut sich Kubicek.
Jeder einzelne seiner Spieler hätte sich weiter entwickelt, sagt Kubicek. Dennoch hat sich im bisherigen Saisonverlauf ein tragendes Quintett herauskristallisiert. Dazu gehören der zum Stürmer umfunktionierte Juliano Barthel, John-Marvin Halstenberg, Ralf Bela Prieß, Kapitän Sergej Awik und der sich immer mehr stabilisierende Rückkehrer Pascal Tusin.
Seine Vorfreude auf den Re-Start am 22. Februar im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten ATSV Sebaldsbrück wird angesichts der interessanten Winter-Verstärkungen noch größer. Er kann ein halbes Dutzend Neuzugänge in seinem Kader begrüßen und erhofft sich dadurch besonders in der Offensive mehr Durchschlagskraft. Vom Blumenthaler SV kommt Kevin Schönawa, der zum Bremen-Liga-Kader gehörte, angesichts seines Studiums aber nur stark eingeschränkt zur Verfügung stand. „Kevin bringt natürlich Qualität und Erfahrung mit, aber er wird durch sein Studium nicht das volle Trainingspensum absolvieren können. Das habe ich mit ihm aber abgesprochen. Mal sehen wie es dann läuft“, sagt Kubicek.
Der zweite bekannte Neuzugang ist Kubilay Acan, der vom Burger Staffelgefährten SV Grohn an die Grambker Geest wechselt. Zudem kommt mit Sinan Alija ein sehr torgefährlicher Stürmer vom Osterholzer Kreisligisten FC Hansa Schwanewede. Komplettiert wird das neue Offensiv-Quartett von Mohamed Forfana, der zuletzt für den französischen Verein JS Bassin Aveyron auflief. „Er hat bereits bei uns mittrainiert und hat mit seinen 1,90 Metern Körpergroße und seinem Tempo eine enorme Wucht auf der Außenbahn“, sagt Kubicek. Für die Verstärkung der Defensiv sind dagegen Jannik Kreker (FC Hansa Schwanewede) und Frank Osei, der vom Bremer Bezirksligisten SG Aumund-Vegesack II kommt, eingeplant.
Angesichts dieser Verstärkungen hoffen die Burger vielleicht sogar noch in der Rückrunde das nächste Ziel, unter den ersten Sechs der Tabelle zu landen, zu erreichen.