Vegesack. Das Geld ist da. Vier Wochen hat Monique Röbling-Mack, Geschäftsführerin von Jeans Road in der Reeder-Bischoff-Straße, darauf gewartet. Das auf Jeansmode spezialisierte Bekleidungsgeschäft profitiert vom Corona-Hilfsprogramm des Landes Bremen für Kleinunternehmen.
Firmen, die nicht mehr als zehn Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von maximal zwei Millionen Euro erreichen, können jeweils einen Zuschuss von bis zu 20 000 Euro von der Bremer Aufbaubank erhalten. „Als das Programm bekanntgegeben wurde, haben wir uns sofort online beworben“, sagt Monique Röbling-Mack, die zusammen mit ihrem Mann seit fünf Jahren das Jeansmode-Geschäft in Vegesack betreibt. Am 20. März hätten sie den Antrag gestellt. Das Verfahren sei unkompliziert gewesen. Bis das Geld eintraf, dauerte es allerdings. „Am 18. April kam die Überweisung.“
Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens sei sehr genau geprüft worden, sagt Monique Röbling-Mack. „Wir konnten solide Zahlen vorweisen. Das war sehr wichtig, um einen Zuschuss zu bekommen.“ Wie hoch der im Fall von Jeans Road ist, möchte sie nicht sagen.
Nach der Zwangspause für den Einzelhandel kann die Geschäftsfrau die finanzielle Hilfe des Landes gut gebrauchen. „Vier Wochen konnten wir nichts verkaufen, unser Lager ist voll bis zum Anschlag.“ Während in der amtlich verordneten Auszeit nicht eine einzige Jeans über den Ladentisch ging, liefen die Kosten weiter. Miete und Ware mussten bezahlt werden.
Verlust in Grenzen halten
Monique Röbling-Mack und ihr Mann suchten nach Möglichkeiten, den finanziellen Verlust in Grenzen zu halten. „Unser Vermieter hat uns für einen Monat die Miete erlassen. Manche Artikel konnten wir stornieren, mit Lieferanten haben wir Zahlungsaufschub vereinbart. Dadurch konnten wir einiges abpuffern“, sagt die Geschäftsführerin.
Zusätzlich zur Soforthilfe des Landes hat das Unternehmen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau des Bundes einen Kredit beantragt. „Damit wollen wir uns den Rücken freihalten, um nicht bei einer Rabattschlacht mitmachen zu müssen“, sagt Monique Röbling-Mack.
Dass sie ihren Laden seit Montag wieder öffnen kann, darüber sie zwar erleichtert. „Viel Geld können wir momentan aber nicht verdienen. Im Laden dürfen sich nur drei Kunden gleichzeitig aufhalten. Die Abstandsregelung beeinträchtigt auch die Arbeit im Verkauf. Das sind Umsatzhindernisse.“ Die finanzielle Soforthilfe sei als Überbrückung in der schwierigen Zeit deshalb gut – „aber irgendwann müssen wir uns freischwimmen können.“
Hart trifft die Corona-Pandemie vor allem die Gastronomie. Während der Einzelhandel wieder öffnen darf, dürfen etwa in Restaurants weiterhin keine Gäste bewirtet werden. Kabil Memedi betreibt zusammen mit seiner Partnerin Silke Corovic seit eineinhalb Jahren das Restaurant „Esszimmer“ in der Reeder-Bischoff-Straße. Auch er hat Soforthilfe des Landes beantragt und nach eigenen Worten schon erhalten. „Das ging schnell, innerhalb von zehn Tagen hatten wir das Geld von der Bremer Aufbaubank bekommen“, sagt Memedi.
„Ohne die finanzielle Hilfe hätten wir sofort zumachen müssen“, meint der stellvertretende Geschäftsführer, der im Restaurant auch am Herd steht. Nach der amtlich angeordneten Schließung Mitte März hagelte es Stornierungen von Reservierungen. „Allein bis Ende März hatten wir bis zu 110 Absagen, darunter eine große Gruppe mit 40 Gästen und drei Geburtagsrunden zwischen 12 bis 18 Personen. Am Mittwoch dieser Woche wurde eine Reservierung für 25 bis 30 Gäste für Juni storniert. Die Absagen haben uns richtig weh getan“, sagt Memedi.
Zum Personal des Lokals gehört noch ein Mitarbeiter. Der ist derzeit in Kurzarbeit, während Memedi und seine Partnerin die Stellung im Restaurant halten. „Wir versuchen alles, um zu überleben“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer. Deshalb verkauft er jetzt Essen außer Haus. Kunden können Speisen bestellen und abholen, täglich, auch am Wochenende von 11 bis 20 Uhr. Finanziell rechne es sich zwar nicht, sagt Memedi. Aber: „Wir wollen zeigen, dass wir noch für unsere Gäste da sind. Unsere Stammgäste unterstützen uns auch kräftig. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Ab dieser Woche will er zusätzlich einen Lieferservice anbieten.
Dass Geschäfte mit einer Verkaufsfläche bis zu 800 Quadratmetern seit Montag wieder öffnen dürfen, die Gastronomie aber nicht, kann Memedi nicht nachvollziehen. Auch er könne in seinem Restaurant, in dem normalerweise 30 Gäste Platz haben, für Abstand sorgen. „Wir könnten die Tische für weniger Gäste weit genug auseinanderrücken.“ Auch auf der Terrasse könnten Gäste mit gebührender Distanz sitzen.
Die Soforthilfe vom Land braucht der Gastronom unter anderem, um die Miete für sein Lokal in der Reeder-Bischoff-Straße zahlen zu können. Für drei Monate komme man mit den Zuschüssen hin, dann werde es kritisch, sagt er. „Wenn es bis Ende Mai keine Lockerung für die Gastronomie gibt, müssten wir überlegen, ob wir aufgeben.“
Thorsten Michaelis wartet seit vier Wochen auf die Finanzspritze vom Land. „Am 25. März habe ich bei der Bremer Aufbaubank einen einmaligen Zuschuss von 5000 Euro beantragt“, sagt der Geschäftsführer von Lederwaren Michaelis in der Gerhard-Rohlfs-Straße. „Es ist schon ärgerlich, dass es so lange dauert. Bei einer Soforthilfe sollte es eigentlich schneller gehen“, meint der Einzelhändler. Am Donnerstag habe er bei der Bank nachgefragt, wenn er mit dem Geld rechnen könne. „Anfang bis Mitte Mai wurde mir in Aussicht gestellt. Die Mitarbeiter hätten so viele Anträge zu bearbeiten, hieß es.“
Die Zeit bis dahin könne er mit Rücklagen überbrücken, sagt Thorsten Michaelis. Der Zuschuss würde ihm nach eigenen Worten vier bis sechs Wochen Luft verschaffen, um laufende Kosten wie Miete, Strom, Versicherungen und Gehalt für seine zwei Mitarbeiter zu zahlen. „Die Umsatzeinbußen während der vierwöchigen Schließung können wir damit aber nicht auffangen. Die werden wir auch nicht wieder reinkriegen, denn wir machen durch die Öffnung jetzt ja nicht doppelten Umsatz.“