Vegesack. Zum letzten Mal vor der Sommerpause bot Organisator Markus Ringe mit der 31. "Open Stage" am Dienstag im Muddy‘s ein Forum für Musiker und Kleinkünstler der Region.
Auch nach dreißig Veranstaltungen kommt keine Langeweile auf: Die Abende bieten immer wieder Überraschungen. Die Zuschauerzahl blieb diesmal allerdings hinter dem Schnitt zurück – vielleicht, weil keine Nordbremer Künstler dabei waren; dennoch konnten die neun Formationen und Einzelkünstler ihre Beiträge im gewohnten Zwölf-Minuten-Takt vor gut gefülltem Publikumsrund zum besten geben.
Der ruhige Grundtenor des Abends lud abwechselnd zum Zuhören, Mitsingen, Lachen und Nachdenken ein. Eine Kombination aus allem servierte zu Beginn Songwriter Gunnar Schönhoff mit bisweilen schrägen Texten zu eigenwilligen Kompositionen. Als instrumentaler Begleiter des Liedermachers Christian Falk trat Schönhoff gleich noch ein zweites Mal an. Gänzlich spontan kam dieses Joint Venture nicht zustande: "Das haben wir vor zwei Monaten bei einem Auftritt in Bremen schon mal gemacht", so Falk, dessen eingängige Melodien und charismatisch-einprägsames Timbre dem Liedermacher neue Freunde in Vegesack bescherte.
Zum Schmunzeln regte Schriftstellerin Regina Richter an, die mittlerweile zu den Routiniers auf Lesebühnen der Region zählt. Sie widmete sich der Lyrik á la Heinz Erhardt – mit alltäglichen Ärgernissen wie dem Schellen der Türklingel während eines Badewannengangs. Den undotierten Niedlichkeitsbonus des Abends heimste die erst zehnjährige Keyboardschülerin Alicia Bruns ein, die mit ihrem Lehrer Jörg Albrecht frisch und unbekümmert neben diversen "Hänschen-Klein"-Variationen auch Liquidos "Narcotic" spielte. Als Bestandteil des Trios "Liechtenstein" hatte auch Jörg Albrecht noch einen zweiten Bühneneinsatz: Mit dem rauen Organ ihres Frontmanns Effi Gefken brachten die drei Herren Unplugged-Versionen bekannter Schlager von Milva und Daniel Boone.
Ohne Instrumente ging das Bremer Herrenquartett "Lucky Tigers" ins Rennen. Ihre gekonnten Barbershop-Interpretationen von Gassenhauern wie "Rama Lama Ding Dong" oder den "Capri-Fischern" wurden mit lautstarkem Applaus belohnt, dazwischen lauschte das Publikum der unverstärkten Darbietung in gebotener Stille. Auch das Bremer Unplugged-Trio "Ohne Zusatzstoffe" sorgte für Begeisterung: Die jungen Stimm- und Gitarrenkünstler nahmen bereits häufiger an Vegesacker "Open Stage"-Veranstaltungen teil und fanden sich regelmäßig an der Spitze des Publikumsvotums wieder. Auch dieses Mal landeten sie auf dem zweiten Platz.
Das Siegertreppchen teilte sich das Trio mit zwei Bühnendebütanten: Das zu zwei Dritteln aus Ex-Mitgliedern der "Die Engineers" bestehende Green-Day-Covertrio "Green for a Day", bei dem der Betreiber der ehemaligen Vegesacker Kneipe "Mixx", Levent Kiziltan, die Trommelstöcke schwingt, landete mit seinem ersten Auftritt überhaupt auf dem dritten Platz.
Der Sieg des Abends ging überraschend an die ebenfalls debütierenden "Minor Minds" aus Bremen. Es war der erste Auftritt des Quintetts um Sängerin und Songschreiberin Stefanie Zander und präsentierte erfahren klingende Eigenkompositionen in einem ebenso schlüssigen wie individuellen Sound, der bisweilen an Spätneunziger-Postrocker wie "Garbage" erinnerte.
Fans und Freunde der Reihe müssen sich nun vier Monate gedulden: Erst im September wird die nächste "Open Stage" über die Bühne gehen, wie gewohnt am zweiten Dienstag des Monats. Bewerbungen nimmt Organisator Ringe per E-Mail an zehnzumsehen@yahoo.de oder Telefon 0421/455516 entgegen.