Vegesack. Vom Kleinen Markt bis hinter den Sedanplatz ragen große Spielgeräte gen Himmel, reiht sich Attraktion an Attraktion. Trotz des eher diesigen Wetters flanieren tausende Besucher durch die Fußgängerzone, vor allem Familien – schließlich handelt es sich bei dem beschriebenen Szenario nicht um eine Kirmes, sondern die nunmehr sechste Auflage des vom Vegesack Marketing initiierten Vegesacker Kindertags.
Ein Hauch von Kirmesatmosphäre liegt dennoch in der Luft – mit dem Unterschied, dass die insgesamt mehr als sechzig Spiel- und Mitmachangebote für die kleinen Teilnehmer kostenlos sind. Für deren Bereitstellung zeichnet neben mehr als vierzig beteiligten Vereinen und Verbänden maßgeblich auch die lokale Geschäftswelt durch Sponsoring und zusätzliche eigene Angebote verantwortlich.
Das Angebot ist vielfältig, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Im sechsten Jahr seines Bestehens hat der Kindertag sowohl hinsichtlich seiner Attraktionen als auch was den Zuspruch des Publikums angeht Dimensionen erreicht, um die ihn manche langjährig etablierten Volksfeste der Region zurecht beneiden dürften.
„Der Vegesacker Kindertag ist eindeutig seinen Kinderschuhen entwachsen“, befindet denn auch Jürgen Linke. Der vormalige Vorsitzende des Kreissportbunds muss es wissen: Als Moderator des vielseitigen Programms auf der WESER-KURIER-Bühne auf dem Sedanplatz hat er nicht nur einen regelmäßigen Überblick über jenes Areal, auf dem sich ein großer Teil der Angebote konzentriert, sondern als vormalige Organisator des Bremer Kindertags auch adäquate Vergleichsmöglichkeiten.
„Obwohl der Bremer Kindertag alljährlich etwa 60 000 Besucher begrüßen kann, schaut man dort immer ein bisschen wehmütig nach Vegesack und das geschlossene Mitwirken der hiesigen Geschäftswelt“, erklärt Linke auch im Hinblick auf den verkaufsoffenen Sonntag, den zahlreiche Geschäfte entlang der Fußgängerzone um eigene Mitmachangebote im Rahmen des Kindertags ergänzen.
Von den Besucherzahlen des Bremer Kindertages ist das Nordbremer Pendant noch etwas entfernt: „Am Ende des Tages dürften wir etwa 10 000 Besucher verzeichnet haben“, wagt Linke am Nachmittag eine Prognose, die angesichts des stetigen Besucherandrangs fast schon wie Understatement wirkt.
Ein großer Teil der unzähligen Spiel- und Mitmachangebote dient nicht nur dem reinen Vergnügen, sondern besitzt auch einen gewissen pädagogischen Wert. So lassen sich beispielsweise motorische Fähigkeiten auf dem Kletterturm des WESER-KURIERS ebenso trainieren und ausprobieren wie auf der wenige Meter entfernten Kletterpyramide. Diese zählt neben Riesenrutschen, der Sommer-Rodelbahn, den „Power-Paddlern“, Hüpfburgen und weiteren großformatigen Attraktionen zu den Spielgeräten, die von der Osnabrücker Firma „Ebel Events“ bereitgestellten werden. Die Kosten für die Attraktionen übernehmen indes weite Teile der hiesigen Geschäftswelt: Jedes Spielgerät im Rahmen des Kindertags wird durch individuelles Firmensponsoring ermöglicht.
Natürlich geht es den Firmen, Vereinen und Verbänden bei den bereitgestellten Angeboten auch um die eigene Präsenz und positive öffentliche Wahrnehmung der eigenen Produkte oder Anliegen, wie nicht nur der neue Vorsitzende der Verkehrswacht Gerhard Thielbar offen zugibt: „Der Kindertag ist für uns eine gute Möglichkeit, unser Anliegen der Verkehrserziehung und entsprechende Angebote einer großen Öffentlichkeit vorzustellen“, erklärt Thielbar, der gemeinsam mit weiteren Vereinskameraden einen kleinen Fahrradparcours auf dem Sedanplatz anbietet.
Beim Fahren auf dem Parcours werden unter anderem motorische Fähigkeiten geschult. Die, so der Eindruck der Verkehrswacht, sind bei vielen Heranwachsenden rückläufig. Eine Wahrnehmung, die Heiko Jacobi vom Aktionsteam „Weserjungs“ indes nur bedingt teilt: „An unserem Nagelbrett zeigen die Kinder teilweise größere Geschicklichkeit als so manche Eltern“, meint Jacobi.
Veranstaltungsmanagerin Henrike Peitz, die den Kindertag erstmals im Dienste des Vegesack Marketings organisatorisch betreut, sieht in dem bunten Treiben vor allem eine gute Möglichkeit für die kleinen Gäste, sich auf verschiedene Art und Weise auszuprobieren und hierdurch vielleicht sogar neue Hobbys zu entdecken.
An Möglichkeiten hierzu mangelt es beim Vegesacker Kindertag nicht: Auf spielerische Weise können die jungen Gäste neben ihrer Beweglichkeit unter anderem handwerkliches, musikalisches, gestalterisches oder sportliches Geschick ausprobieren – alles natürlich im gebotenen spielerischen Rahmen und frei von jeglichem Druck. Und auch wenn dem Kindertag aus Sicht der Angebotsorganisatoren auch eine repräsentative Funktion für das eigene Unternehmen oder dem eigenen Verein zukommt, profitieren von den Aktionen in der Fußgängerzone vor allem die Besucher der Veranstaltung – am meisten die jüngsten.