Grohn. Gewerbe entlang der S-Bahnlinie, eine Fahrradstraße quer durch das Quartier, Handwerkerhöfe und Gastronomie in den vorhandenen Hallen, großzügige öffentliche Freiflächen – das sind einige Eckpunkte im Masterplan für das geplante Steingut-Quartier in Grohn. In einer Online-Veranstaltung am Mittwochabend ist das Konzept für die künftige Entwicklung des Geländes der Norddeutschen Steingut AG öffentlich vorgestellt worden.
Nach dem Auftaktforum am 27. Mai haben die von den Investoren Olaf Mosel und Thorsten Nagel beauftragen drei Fachbüros in sechs Wochen einen Entwurf erarbeitet für das Quartier, das als "Ort der produktiven Stadt" eine Mischung von Wohnen und Arbeiten, mit Bildungs- und Freizeitangeboten vorsieht. Verschiedene Aufgabenstellungen und Herausforderungen galt es im Masterplan zu lösen. Es ging um die städtebauliche Nutzung, Freiraumgestaltung und darum, wie sich die Menschen künftig im Quartier bewegen sollen. Wo sollen welche Nutzungen auf dem Gelände entstehen, was passiert mit Bestandsgebäuden, wie geht man mit den Höhenunterschieden auf dem Areal um, das waren einige Fragestellungen. Ein autoarmes Quartier soll es werden, mit öffentlichen Plätzen und Wegeverbindungen in die umliegenden Gebiete, lauteten Vorgaben.
Schornstein als markanter Blickfang
Nun liegt der Entwurf vor. Die Planer schlagen vor, das zehn Hektar große Steingut-Gelände in drei Teilquartiere zu unterteilen, die nacheinander entwickelt werden könnten. Mit einem öffentlichen Platz als jeweilige Quartiersmitte. Der Masterplan sieht vor, einige vorhandene Gebäude zu erhalten, teilweise auch nachzunutzen. Mario Abel vom Stadtplanungsbüro Yellow Z, das zusammen mit den Fachbüros Argus Studio und bgmr Landschaftsarchitekten den Masterplan entwickelt hat, sprach vom "industriellen Charme" des Geländes, der auch im neuen Quartier als Identitätsmerkmal sichtbar bleiben soll. Vorgesehen ist laut Abel, die Backsteingebäude und auch die eine und andere Halle nachzunutzen: als Handwerkerhöfe oder andere Produktionorte. "Die Idee der Investoren ist zudem, eine Bestandshalle als Markthalle, für ein Restaurant oder Events zu nutzen." Auch ein Schornstein soll als "markanter" Blickfang erhalten bleiben, das alte Klärwerk könnte nach den Vorstellungen der Planer zu einem Biotop entwickelt werden.
Im Quartier soll gewohnt und gearbeitet werden. Mario Abel sprach von einer "etwa gleichwertigen Verteilung von Wohnen und Nicht-Wohnen, die aber an nicht allen Orten gleich ausgeprägt sein wird." Schwerpunkte gewerblicher Nutzung sind entlang der Bahnlinie und beidseits des Grohner Mühlenweges geplant, für die übrigen Bereiche sieht der Masterplan unterschiedliche Mischungen von Wohnen und Gewerbe vor, auch eine Kita ist geplant. Wo gearbeitet wird, sollen Gebäude höher ausfallen. Eine höhere Bebauung entlang der Bahn diene auch als Lärmschutz, sagte Abel. Im Westen und Süden des Quartiers, Richtung Kücksberg und Claus-Hinrich-Straße, ist eine niedrigere Bebauung vorgesehen.
Auch über den Umgang mit der Hangkante haben sich die Planer Gedanken gemacht. An manchen Stellen liegt das Gelände mehrere Meter tiefer als das angrenzende Gebiet, Abel spricht von fünf bis sieben Metern Höhenunterschied. "Die Hangkante soll erlebbar bleiben", sagte der Planer. Der Vorschlag: An der Schönebecker Straße könnten Gebäudegeschosse unterhalb der Hangkante gewerblich oder auch für Parkplätze genutzt werden, an der Claus-Hinrich-Straße ist eine Tiefgarage unterhalb der Kante geplant.
Insgesamt soll es laut Verkehrsplaner Christian Scheler vom Büro Argus Studio auf dem Gelände fünf oder sechs Quartiersgaragen geben, vor allem Tiefgaragen. Eine ebenerdige Parkplatz-Anlage ist am südöstlichen Gebietsrand geplant. Für den motorisierten Verkehr soll das Quartier über zwei Zufahrten erschlossen werden: Über die vorhandene Zufahrt vom Grohner Mühlenweg soll vor allem der Gewerbeverkehr, aber auch der Bewohnerverkehr zum westlichsten Teilquartier geführt werden. Die übrigen Teilquartiere sollen nach Darstellung des Verkehrsplaners von der Schönebecker Straße aus erschlossen werden. Damit möglichst wenig Autoverkehr durch das Quartier geht, sollen die Fahrzeuge laut Scheler schnell in die Quartiersgaragen geführt werden.
Fuß- und Radverkehr hat Vorrang
Der Fuß- und Radverkehr hat auf dem Gelände Vorrang. Eine Fahrradstraße soll von Ost nach West quer durch das Quartier führen, ein Fuß- und Radweg als Anbindung zum Kücksberg abzweigen. Ein weiterer Fuß- und Radweg ist in Richtung Steingutstraße geplant. Der Masterplan sieht außerdem einen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer unterhalt der Bahntrasse als Verbindung zum Friedrichsdorfer Bahnweg im Norden vor. "Auf der Westseite des Quartiers planen wir zusätzliche Haltestelle für die Buslinien 90, 91 und 92", erläuterte Scheler. Angedacht sei ein Quartiersbus als Nord-Süd-Verbindung. Die Planer schlagen außerdem vor, eine Verlegung des S-Bahnsteigs Süd zu prüfen. Auf der anderen Seite, gegenüber dem nördlichen Bahnsteig, ist er nach ihrer Ansicht besser aufgehoben. Aus- und Einsteigen wäre dann im Quartier an einem Standort möglich. Der vorhandene Pendler-Parkplatz soll erhalten bleiben.
Der Masterplan sieht zudem Grünzüge als Verbindungselemente zu den Nachbarquartieren, begrünte Flachdächer und Fotovoltaikanlagen für den Klimaschutz vor.