Norbert Lange-Kroning war früher Schatzmeister beim MTV Nautilus, jetzt ist er Projektbeauftragter des Vereins für die Maritime Meile. Und hat wieder mit Geld zu tun. Vor allem mit solchem, das den sechs Vereinen fehlt, die das Vegesacker Weserufer voranbringen wollen. Das sie aber zwangsläufig brauchen, um Vorhaben zu finanzieren. Lange-Kroning sucht sozusagen nach Möglichkeiten, damit sie möglich werden. Er sucht Sponsoren – und hat nach eigener Rechnung mittlerweile ein Dutzend gefunden, die nicht bloß mit einem einmaligen Betrag das Bündnis für die Meile unterstützen, sondern über Jahre.
Für Lange-Kroning sind Sponsoren nicht gleich Sponsoren. Er unterteilt sie in drei Kategorien: in Stifter, die ein Projekt mit einer großen Summe voranbringen. In Spender, die meistens einmal, manchmal zweimal Geld geben. Und in Förderer, die sich bereit erklären, eine Sache länger finanziell zu unterstützen. Der Mann vom MTV Nautilus sucht im Grunde alle Arten von Sponsoren, vor allem aber solche der letzten Kategorie. 30 Firmen hat er angeschrieben. Geantwortet haben etwas mehr als zwei Drittel – und zugesagt bisher eben zwölf. Lange-Kroning findet, dass das ein guter Schnitt ist. Seit Anfang vergangenen Jahres bemüht er sich um Förderer.
Post von ihm haben Banken bekommen, Baufirmen, Werften, Zulieferer, AGs, KGs, GmbHs. Einige, sagt Lange-Kroning, haben gleich zugesagt. Andere gleich abgesagt. Manche trafen sich mit ihm, weil sie mehr über die Vereine wissen wollten, die sich zu einem Bündnis für die Meile zusammengeschlossen haben. Mit einer Handvoll potenzieller Förderer sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. Und zu drei weiteren will Lange-Kroning erst noch Kontakt aufnehmen. „Zwölf Förderer“, meint er, „sind gut, aber noch nicht ausreichend.“ Bis zum Jahresende will es der Projektbeauftragte des MTV auf mindestens 15 gebracht haben.
Dass es mehr Sponsoren geben muss, hat Lange-Kroning erst neulich den Vereinsmitgliedern vorgerechnet: 40 000 Euro sind ihm zufolge von Förderern und Spendern gekommen – und jeder Cent ist längst verplant. Nicht für mehrere Projekte, sondern für ein einziges Projekt: für die „Vegebüdel“. Lange-Kroning sagt, dass es mithilfe der Geldgeber gelungen ist, aus der Barkasse das erste Vegesacker Fahrgastschiff zu machen, mit dem Besucher kostenlos auf Fahrt gehen können. Und dass für neue Vorhaben deshalb neue Unterstützer gefunden werden müssen. Die nächsten Schreiben an potenzielle Förderer will er in den nächsten Wochen verschicken.
Die Kloska Group, die Gill-Bau GmbH und Arcelor-Mittal haben längst einen Brief von ihm bekommen. Warum die Unternehmen gut finden, was das Bündnis für die Meile plant – und was die Firmen antreibt, Vorhaben finanziell zu unterstützen, von denen sie im Grunde nichts haben. Ein Überblick:
Kloska Group: Die Firmengruppe hat zwar mehrere Standorte in Deutschland, ein anderer Wohnort als der Bremer Norden ist für Geschäftsführer Uwe Kloska aber nie infrage gekommen. Er spricht von Heimat und davon, dass man seiner Heimat etwas zurückgibt, wenn man kann. Darum unterstützt Kloska die Meile und die Meilen-Macher. Er ist Mitglied des MTV Nautilus, Förderer des Museumshaven- und des Schulschiffvereins – und jetzt auch Sponsor der Arbeitsgemeinschaft, die das Weserufer voranbringen will. Für Kloska machen die Mitstreiter des Bündnisses genau das Richtige: „Sie warten nicht auf Entwicklungen, sie versuchen zu entwickeln.“
Kloska hofft, dass auf das Projekt „Vegebüdel“ noch weitere Projekte folgen werden, die so vielversprechend sind wie das erste. Er sagt, dass er den Vereinen vertraut. Sie kontrollieren, was sie mit dem Geld machen, das er ihnen gibt, will er nicht. Das hält er nach eigenem Bekunden auch bei anderen Vorhaben so, die der Zulieferer für Schifffahrt, Werften, Offshore- und Industrieanlagen finanziell fördert. Die Kloska Group sponsert Sportvereine ebenso wie die Stiftung Friedehorst und die Wilhelm-und-Helene-Kaisen-Stiftung. Ein festgelegtes Förderbudget hat das Unternehmen nicht: „Wer unterstützt wird“, sagt Kloska, „entscheiden wir spontan.“
Gill-Bau: Das Unternehmen von Mathias Gill zählt seit vergangenem Jahr zu den Förderern der Arbeitsgemeinschaft. Der Firmenchef unterstützt die Vereine, die sich für die Meile einsetzen, allerdings schon länger. Mal half er mit Geräten aus, die sie brauchten, mal mit Fahrzeugen. Dass Gill-Bau jetzt auch Geld gibt, erklärt der Geschäftsführer mit dem Engagement des Bündnisses: „Jedes Projekt, und ist es noch so klein, kann helfen, die Meile voranzubringen.“ Gill sieht es so wie die Vereine, die sich zusammengeschlossen haben. Die Uferzone bietet vieles für Besucher, aber eben noch nicht genug. Vor allem entlang der Promenade beim Stadtgarten, meint er, fehlen Angebote.
Und noch etwas anderes muss ihm zufolge her: Hinweistafeln, die Gästen des Weserufers nicht bloß zeigen, was sie erwartet und wo sie gerade sind, sondern die auch die Meile als Meile erkennbar machen. Für den Bauunternehmer ist sie ein touristisches und zugleich ein soziales Projekt. Und eines, das sowohl den Stadtteil voranbringt als auch den Norden als Ganzes. Gill geht deshalb davon aus, dass seine Firma die Vereine länger unterstützen wird als für die Dauer von drei Jahren, die als erste Förderperiode mit ihnen vereinbart wurde. Immer vorausgesetzt, dass sie halten, was sie versprechen – dass mit der Meile mehr passiert als bisher.
Arcelor-Mittal: Jens Loock findet, dass die Maritime Meile viel zu bieten hat. Der Arbeitsdirektor der Stahlwerke meint aber auch, dass sie es wert ist, noch weiter vorangebracht zu werden. Darum hat er den Vereinen im Vorjahr zugesagt, als sie von ihm wissen wollten, ob Arcelor-Mittal zum Förderer werden will. Loock hält ihre Pläne für gut und ihr Engagement für wichtig. Das Weserufer ist für ihn nämlich nicht irgendein Ort in Vegesack. „Die Meile ist zum einen das Tor zur Stadt für Berufspendler, zum anderen ein besonderer Ort für Besucher.“ Loock sagt, dass er sich immer wieder an der Vegesacker Wasserkante mit Konzernvertretern trifft, die von außerhalb kommen.
Und dass es nicht bloß Geld gibt. Auszubildende der Stahlwerke haben die Meilen-Macher auf ihre Weise unterstützt: Sie bauten die Besucherbarkasse „Vegebüdel“, das erste Projekt der Arbeitsgemeinschaft, für die Crew als Modell nach. Es hat jetzt einen festen Platz an Bord – und einen Schlitz für Geldspenden. Laut Loock kommt der Einsatz der Auszubildenden nicht von ungefähr. „Viele kommen aus Vegesack.“ Unterstützer sind ihm zufolge jedoch nicht bloß sie, sondern alle Mitarbeiter des Unternehmens, weil alle jeden Monat die Cent-Beträge ihrer Lohn- beziehungsweise Gehaltsabrechnung für unterschiedliche Projekte in den Stadtteilen spenden.