„Selbst wenn der Krebs geheilt ist, bleibt etwas zurück“, sagt Nina Schnurr. Man könne zum Beispiel nicht mehr, was man vorher konnte. Die Krebserkrankung betreffe alle Bereiche des Lebens. „Doch dem einen Namen zu geben, das hilft vielen“, so die Beraterin. Sie ist für Bremen-Nord die neue Ansprechpartnerin in der Krebsberatungsstelle Bremen-Nord der Bremer Krebsgesellschaft e.V. in der Reeder-Bischoff-Straße 47B.
Von 2015 bis 2018 hat sie in Bremen Gesundheitswissenschaft studiert. 2018 ging es weiter in Vechta mit Alterswissenschaft und dem Masterabschluss in Gerontologie. Es folgte die Mitarbeit im Sozialdienst im Klinikum Bremen-Ost. Dieser Sozialdienst ziele auf die Anschlussversorgung nach dem Klinikaufenthalt wie zum Beispiel Reha-Maßnahmen, sagt Schnurr. Seit dem 1. Juli ist sie mit 20 Stunden in der Woche für Menschen mit einer Krebserkrankung in der Beratungsstelle da. Zuvor ist ihre Vorgängerin, Gerda Zelder-Schlegel, in den Ruhestand verabschiedet worden.
„Wir haben dienstags bis donnerstags geöffnet. Das ist eine offene Sprechstunde“, sagt die Beraterin Beruf. In der Regel werde sich aber telefonisch verabredet. „Termine gibt es innerhalb einer Woche“, sichert sie zu.
Bei Krebs gebe es ein breites Spektrum, so die Beraterin. Insofern kümmere sie sich nicht nur um Menschen in der Akutphase. „Sondern wir sind auch für Betroffene in allen Phasen in der Nachsorge da.“ Mit „wir“ meint sie die neun Mitarbeiterinnen in den drei Beratungsstellen Nord, Mitte und Huchting.
Doch nicht nur die persönliche Beratung hast sich die Bremer Krebsgesellschaft auf ihre Fahnen geschrieben. In Bremen-Nord sind an Krebs erkrankte Männer in die Beratungsstelle jeden dritten Montag im Monat ab 18 Uhr eingeladen. Die Gruppe leitet Stefan Gröger. Nina Schnurr selbst steht an jedem ersten Mittwoch im Monat ab 10 Uhr Krebs erkrankten Menschen in einem offenen Gesprächskreis zur Verfügung. Einen Treffpunkt für an Brust- und Unterleibskrebs erkrankte Frauen unter 60 Jahren bietet die Beraterin jeden dritten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr an.
Vorträge mit externen Referentinnen stehen am Mittwoch, 28. September, und am Mittwoch, 9. November, jeweils ab 18 Uhr auf dem Plan. Im September geht es mit Dr. Antje Müller um „Fatique - Umgang mit Erschöpfung nach und bei einer Krebserkrankung“. Der Begriff Fatigue stammt aus dem französischen Sprachgebrauch und bedeutet Müdigkeit oder Erschöpfung.
Im November heißt das Thema „Nach Krebs - Leben mit einem Lymphödem“. Es referieren Andrea Kreikebohm und Melanie Strauss. Das Lymphödem ist eine Ansammlung von Lymphe im Gewebe, die zu einer Schwellung führt.
„Ich möchte die Menschen da abholen, wo sie sich befinden“, ist die Einstellung der Beraterin. In den Gesprächen selbst liegt laut Nina Schnurr ein Schwerpunkt auf der Frage, was kann ein krebserkrankter Mensch noch leisten. „Das sind dann die alltäglichen Dinge wie eben die Erschöpfung.“ Ziel sei es, Hilfe zur Selbsthilfe in den Blick zu stellen. „Dabei ist meine Frage: ´Was können Sie tun?´“ Wichtig sei auf jeden Fall zu kommunizieren. „Sprechen im sozialen Umfeld hilft.“
Das „große Thema“ bei Berufstätigen, die erkrankt seien, „ist eben das Thema Beruf“, ist die Erfahrung der Beraterin. Ob jemand überhaupt wieder in seinem Beruf arbeiten könne, sei eine Kernfrage. „Diese Menschen mit diesem Thema begleitet auch ein Facharzt.“ Insofern werde auch ein Wieder-Eingliederungs-Modell aus medizinischer Sicht erstellt.
Nina Schnurr sieht die bei ihr ratsuchenden Menschen nicht aus der Distanz. „Mein Vater war auch an Krebs erkrankt. Das hat einen Platz in meine Kindheit und Jugend eingenommen.“ Insofern sei sie schon früh in Krebserkrankungen mit ihren Folgen „hineingewachsen“. Ihre Erfahrung mit Krebserkrankten ist: „Das ist die schlimmste Krise ihres Lebens.“