Sechs Vereine, ein Ziel: Die Maritime Meile soll mehr bieten als bisher. Was sich das Bündnis am Vegesacker Weserufer vorstellen kann, hat es erstmals vor einem Jahr in einem vierseitigen Papier zusammengetragen. Damals sprachen die Partner von einem Entwurf für ein Konzept, um die Wasserkante voranzubringen. Und davon, dass die Liste an Projekten keineswegs abgeschlossen ist. Mittlerweile hat die Allianz den Plan überarbeitet – nachdem sie hinter zwei Vorhaben ein Häkchen machen konnte.
Erst wurde die Signalstation mithilfe der Behörde zur Gezeitenstation umgebaut, dann die „Vegebüdel“ mit Geld von Sponsoren zur Barkasse für Besucher gemacht. Übrig geblieben sind neun Ideen, die gerade umgesetzt beziehungsweise geprüft werden. Manche Vorschläge gibt es bereits seit Längerem, andere sind erst in den vergangenen Monaten dazugekommen. Woran der MTV Nautilus, das Geschichtenhaus, das Vegesack Marketing, der Schulschiff-, der Stadtgarten- und der Museumshavenverein arbeiten – und wie wahrscheinlich die neuen Angebote für die Meile sind. Die Projekte im Überblick:
1. Ausstellungsschiff: Seit zwei Jahren ist der Schlepper „Regina“ nahe der Schulkenstraße nicht bloß ein maritimes Exponat, sondern quasi Vereinssitz: Die Vegesacker Amateurfunker sind an Bord. Sie funken aus der früheren Werkstatt des Schiffs. Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat erklären die Mitglieder jedem, der zu ihnen unter Deck kommt, die Technik. Daraus wollen die Bündnispartner mehr machen. Die „Regina“ soll zum Ausstellungsschiff sowohl für die Schleppergeschichte als auch für die Entwicklung des Seefunks werden – und doppelt so oft für Besucher geöffnet haben als bisher. So der Plan, der schon einmal verfolgt wurde. Ob er diesmal aufgeht, hängt davon ab, ob die Funker ihr Personalkontingent vergrößern können. Nach Angaben des Bündnisses sieht es danach aus, dass noch in diesem Jahr beide Vorhaben umgesetzt werden können.
2. Miniatur-Hammerkran: Einen Original-Haken des früheren Vulkan-Krans hat die Allianz schon, jetzt führt sie Gespräche, einen Nachbau des demontierten Werft-Wahrzeichens zu bekommen. Zehn Meter hoch soll er werden. Nach ersten Kostenvoranschlägen von Metallbaufirmen wird der Miniatur-Kran rund 40 000 Euro kosten. Woher das Geld kommen soll, ist noch unklar. Darum geht die Allianz davon aus, dass aus dem Projekt, das ebenfalls nicht neu ist, so schnell nichts wird. Der Hammerkran zählt zu den Vorhaben, die nach Rechnung der Vereine in den nächsten fünf Jahren kommen könnten, wenn überhaupt. Einen Standort für den Nachbau haben sich die Meilen-Macher allerdings schon ausgeguckt. Ginge es nach ihnen, käme der Hammerkran im Kleinformat an die Promenade – in Sichtweite zum Schlepper „Regina“.

3. Hangrutsche: Von allen Projekten, die auf der Liste der Verbündeten stehen, ist dieses Vorhaben eines der fraglichsten. Das hat vor allem mit dem Stadtgartenverein zu tun. Anders als andere Partner der Meilen-Allianz hat er sich gegen eine Rutsche am Weserhang ausgesprochen. Für ihn passt sie nicht in einen Park, der für Ruhe und Erholung steht – und der dazu noch an ein Wohnquartier grenzt. Weil das Bündnis nach eigenem Bekunden ausschließlich Angebote für Besucher umsetzen will, die alle Vereine mittragen, ist das Projekt Rutsche zwar nicht gestrichen, aber vorerst zurückgestellt. Als möglichen Standort haben die Befürworter einen Bereich am Hang vorgeschlagen, der in der Nähe der Breiten Straße liegt. Einen Kostenvorschlag für die Rutsche, die von älteren Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsene genutzt werden soll, hat die Allianz bislang nicht eingeholt.
4. Imbiss im Haus am Wasser: Früher war das Gebäude der Vereinssitz der Ruderer, jetzt ist es Atelier – und könnte künftig zum Imbiss plus Ausstellungsraum werden. Eine neue Stiftung soll es kaufen. Seit Monaten gibt es Gespräche mit der Stadt, der das Haus am Wasser gehört. Nach Angaben des Bündnisses ist die Aussicht, dass sie auf den Handel eingeht, gut. Genauso wie die Resonanz von Förderern, die sich an der Stiftung beteiligen würden. Auch Norbert Lange-Kroning vom MTV Nautilus, gehört zu ihnen. Mit einer endgültigen Entscheidung rechnet die Allianz in diesem Jahr. Mit dem Imbiss will das Bündnis dafür sorgen, dass Besucher bekommen, was es auf diesem Abschnitt der Meile nicht gibt: ein Brötchen, ein Eis, ein Getränk. Im Ausstellungsraum soll die Werft-, aber auch die Geschichte des Hauses erzählt werden, das im Bauhausstil gebaut wurde.
5. Bistrozeile am Hafen: Wie könnte der leere Platz neben dem Spielschiff attraktiver werden – und gleichzeitig Besucher, die vom Bahnhof kommen, ans Wasser lotsen? Das haben sich die Meilen-Macher schon oft gefragt. Jetzt haben sie eine Antwort gefunden: mit einer Bistro- und Spezialitätenzeile. Sie würde nach Ansicht der Bündnispartner nicht bloß dafür sorgen, dass auf der Fläche beim Museumshaven mehr los ist, sondern auch einen Teil der Spundwand verdecken. Nach Angaben der Allianz gibt es bereits erste Interessenten, die ein Lokal auf dem Platz betreiben würden. Gespräche mit dem Bauamt stehen zwar noch aus, sollen aber bald geführt werden. Die Vereine wollen sich beeilen. Sie fürchten, dass es für die Bistro-Idee zu spät sein könnte, wenn der Deichverband damit begonnen hat, den Hochwasserschutz in diesem Abschnitt des Hafens auszubauen. Auch Kontakt zur Wirtschaftsförderung soll jetzt aufgenommen werden.
6. Werftkran: Pläne, am Kopf des Hafens einen weiteren Hingucker für Besucher aufzustellen, gibt es schon länger. Im September vergangenen Jahres ließ der Kutter- und Museumshavenverein einen alten Werftkran vom Niedersächsischen zum Bremer Weserufer transportieren. Seither steht er auf einem Gelände eines Blumenthaler Bauunternehmers – und wartet der Verein darauf, dass die Behörde den Bau eines spezielles Fundaments am Hafen genehmigt, damit der 40-Tonnen-Kran nach Vegesack gebracht werden kann. Die Mitglieder hoffen nun, dass die Freigabe in diesem Jahr kommt. Gespräche mit der Wirtschafts- und der Baubehörde gab es ebenso wie mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Elisabeth Motschmann. Sie versprach kürzlich bei einem Treffen, mal nachzuhaken, warum die Angelegenheit noch immer nicht entschieden ist.
7. Terrassenartige Promenade: Auch wenn das Gelände des Haven Höövt nicht ihr Terrain, sondern Sache des Investors für das neue Stadtquartier ist, haben die Bündnispartner mit ihm über die Gestaltung der Hafenkante des Wohn- und Gewerbeprojekts gesprochen. Sie fänden es gut, wenn sie ähnlich angelegt würde, wie der Hafenkopf und die gegenüberliegende Seite: terrassenförmig. Die Vereine versprechen sich davon, dass der Hafen einerseits wie aus einem Guss erscheint und dass anderseits weitere Sitzgelegenheiten entstehen. Denn auch das fänden die Verbündeten klasse: wenn die Pontons im Hafenbecken zur Musik- beziehungsweise Theaterbühne würden wie vor Jahren schon einmal. Oder wenn es auf der freien Fläche neben dem Spielschiff nicht bloß eine Bistrozeile gäbe, sondern ein Veranstaltungspodest, das dauerhaft aufgestellt würde.
8. Führungen für Schulklassen: Besuch von Schülern bekommt der Alte Speicher zwar immer wieder mal, aber eben nicht so oft, wie es sich die Bündnispartner wünschen. Ginge es nach ihnen, stünde das Geschichtenhaus – und mit ihm die Vegesacker Vergangenheit – regelmäßig auf dem Stundenplan. Vor Kurzem haben die Vereine deshalb ein Modellprojekt mit der Grundschule Schönebeck gestartet, um mit den Lehrkräften und ihren Klassen auszuprobieren, wie ein Unterricht auf der Meile aussehen könnte: Mehrere Gruppen besuchten abwechselnd das Geschichtenhaus, das Schulschiff und den Museumshaven, wo sie spezielle Führungen bekamen. Weil die Veranstaltung nach Angaben der Vereine sowohl bei den Pädagogen als auch bei den Mädchen und Jungen gut ankam, soll das Projekt auf weitere Grundschulen ausgeweitet werden.
9: Seenotrettungskreuzer: Ein schwimmendes Denkmal an der Meile ist gut, zwei Denkmäler sind besser – zumindest nach Ansicht der Allianz. Sie verhandelt momentan mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger über einen Kreuzer, der an der Vegesacker Wasserkante für immer festmachen soll, gleich hinter dem Schulschiff an der Lesummündung. Den Bündnispartnern geht es dabei nicht um irgendein Rettungsschiff, sondern um die „Bremen“, inklusive Tochterboot „Vegesack“. Ihnen zufolge hat die Gesellschaft zwar noch nicht zugestimmt, aber schon mal Interesse signalisiert, den Rettungskreuzer unter Umständen an sie zu abzutreten. Kaufen und in Schuss halten soll ihn die Stiftung, die auch das Haus am Wasser übernehmen will. In den nächsten vier Jahren soll die „Bremen“, die momentan im schleswig-holsteinischen Großenbrode stationiert und rund um Fehmarn im Einsatz ist, außer Dienst gestellt werden.