Grohn. Die Kinder im Stadtteil haben genaue Vorstellungen, wie der Spielplatz an der Hermann-Wegener-Straße zukünftig aussehen soll. „Wir wünschen uns eine Seilbahn, eine Wippe und Blumen“, erzählen Senel und Hatice. Die beiden Mädchen haben an einem Workshop im Spielhaus Hermann-Wegener-Straße teilgenommen, bei dem die Kinder, die die Einrichtung regelmäßig nutzen, nach ihren Wünschen bezüglich der Umgestaltung des Spielplatzes gefragt wurden.
„Das Gesetz schreibt eine Beteiligung der Kinder vor“, sagt Monika Hublitz, Mitarbeiterin des Fachdienstes Spielraumförderung in Bremen-Nord beim Amt für Soziale Dienste. „Deshalb sollen möglichst viele Wünsche umgesetzt werden.“ Dass die Kinder nach ihren Vorstellungen gefragt werden, sei ein wichtiger Lernprozess für die Mädchen und Jungen. Dadurch würden sie erfahren, dass sie mitwirken und den Stadtteil gestalten könnten.
„Die Kinder bekommen ein politisches Bewusstsein. So werden sie zu mündigen Bürgern“, sagt Hublitz. Ein weiterer Vorteil sei, dass so keine Spielgeräte aufgestellt würden, die den Kindern keine Freude bereiten und somit womöglich auch nicht von ihnen genutzt werden.
Damit die Kinder ihre Ideen auch visualisieren können, stehen ihnen zahlreiche Materialien zum Basteln zur Verfügung, wie etwa Kastanien, Eierpappen und Farben. Im Laufe des Nachmittages sind daraus verschiedene Modelle entstanden. Was nicht darstellbar ist, wird einfach erzählt. „Ich wünsche mir zwei Basketballkörbe, einen für Große und einen für Kleine. Die Kleinen kommen sonst nicht an den Korb, wenn der so hoch hängt“, sagt Hatice. „Außerdem ist die Brücke vor der Rutsche, die wir jetzt hier haben, blöd. Weil die einzelnen Hölzer sich bewegen, sind schon viele Kinder gestolpert, haben sich den Fuß gequetscht oder sind bei Regen ausgerutscht. Wenn eine neue Brücke dorthin kommt, sollen sich die Hölzer nicht mehr bewegen, damit es sicher ist“, wünscht sich die Siebenjährige.
Senel, die gemeinsam mit Hatice ein Modell des neuen Spielplatzes entwickelt hat, ist hingegen mit der alten Rutsche zufrieden. „Die kann ruhig bleiben. Eigentlich sind voll viele Kinder zufrieden“, sagt die Zwölfjährige. Umgestaltet werden muss der Spielplatz aber trotzdem. Der Spielhügel auf dem Gelände soll aus Sicherheitsgründen erneuert und dabei teilweise auch neu konzipiert werden (wir berichteten). Dass der Spielplatz nicht über ihre Köpfe hinweg geplant wird, kommt bei den Kindern gut an. „Ich finde es richtig schön, dass wir gefragt werden“, sagt Senel.
Das offene Angebot haben laut Monika Hublitz zwischen 30 und 50 Kinder gemeinsam mit ihren Müttern genutzt. „Wir hatten auch eine sehr große Altersspanne“, sagt Anja Grommes, Leiterin des Spielhauses. „Normalerweise kommen Kinder zwischen sechs und 14 Jahren zu uns. Heute waren die Jüngsten zwei Jahre alt.“ Außerdem seien die Teilnehmer gut durchmischt gewesen, was das Geschlecht angeht.
Nach der Bastelarbeit steht die Präsentation der Ideen an. „Jeder bekommt drei Klebepunkte“, sagt Jürgen Brodbeck. Der Diplom-Ingenieur begleitet das Projekt für das Amt für Soziale Dienste als Landschafts- und Spielplatzplaner sowie als Moderator für Beteiligungsprozesse. Die Wünsche haben er und die Kinder auch auf kleinen Karten notiert. Neben einer Seilbahn, einer Wippe und Blumen sind dort unter anderem auch eine Drehscheibe, ein Holzflugzeug und ein Trampolin zu finden. Wichtig ist den Kindern auch, dass der Boden mit Gummiplatten versehen wird, damit es nicht so wehtut, wenn jemand hinfällt. Aus all diesen Vorschlägen können sowohl Kinder als auch Eltern drei Ideen mit einem Klebepunkt versehen. Daraus ergibt sich, was besonders gefragt ist.
Einigkeit herrscht bei den Kindern, dass sich eine Seilbahn auf dem Gelände gut machen würde. Die Idee, eine Drehscheibe auf dem Grundstück zu installieren, ist hingegen durchgefallen. „Eine Drehscheibe hätte sich auf dem Hügel auch gar nicht realisieren lassen“, sagt Brodbeck.
Nach solchen Aspekten wird er die Wünsche der Kinder nun auswerten. „Dabei geht es etwa darum, ob genügend Platz für die Geräte ist und wie es mit der Sicherheit aussieht.“ Bei der Planung wird aber nicht nur das Votum berücksichtigt, sondern auch die Modelle fließen in die Planung ein. Voraussichtlich Ende Februar wird es einen weiteren Termin geben, bei dem den Kindern der Plan vorgestellt wird.
Für Monika Hublitz ist die Arbeit damit noch nicht getan. Sie muss sich nun noch darum kümmern, die nötigen Mittel für die Umgestaltung des Spielplatzes an der Hermann-Wegener-Straße einzuwerben.