Bremen-Nord. Die einen mögen ihn, die anderen verteufeln ihn: Der Handball-Pokal steht seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik. Für die Saison 2019/20 wird er (wieder einmal) reformiert, dann wird die Teilnahmepflicht für die Mannschaften von der Oberliga bis zur Landesliga wieder aufgehoben. Wer am gemeinsamen Landespokal Niedersachsen/Bremen teilnehmen möchte, der kann melden. Wer nicht, der lässt es einfach sein.
„Ich bin da zweigeteilter Meinung“, ist Marcel Hägermann vom SV Grambke-Oslebshausen von der Neuerung hin- und hergerissen. Einerseits findet der Interimstrainer des Männer-Landesligisten den Wegfall der Zwangsteilnahme gut, andererseits sieht er die Veranstaltung aber auch als gute Gelegenheit an, gegen per Los ermittelte Gegner einige taktische Dinge ausprobieren zu können. „Bei unserem aktuellen Verletzungspech würde ich meine Mannschaft nach dem heutigen Stand allerdings nicht wieder zum Pokal melden“, gibt er zu.
Andreas Szwalkiewicz, der Trainer der Verbandsliga-Männer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen, wird deutlicher. „Ich bin über diese Entscheidung heilfroh“, holt er aus. Er ist schon lange kein Freund des Pokals, „da es sich um eine zusätzliche Belastung mit wenig Mehrwert handelt, die dafür aber kostenintensiv ist“, begründet er seine Ansicht.
Andere Vereine in den beiden Verbänden kritisieren den hohen zeitlichen Aufwand bei den Vierer-Turnieren oder auch die fehlende sportliche Attraktivität. Dazu gehört Sven Engelmann, früherer Zweitligaspieler des TV Grambke: „Damals bestand am Ende wenigstens die Chance, gegen einen Regionalligisten zu spielen“, blickt der heutige Trainer des Landesligisten HSG Stuhr ganz weit zurück. Aber selbst da war der Pokal längst nicht mehr bei allen Mannschaften beliebt.
Nach dem Ausgliedern der Drittligisten nahm die Attraktivität des Pokalwettbewerbs schließlich weiter ab, bis der Bremer Pokal vor vier Jahren mit dem niedersächsischen zusammengelegt und für rund 70 Damen- und 130 Herrenmannschaften zugleich zur Zwangsteilnahme erklärt wurde. Die Kritik an dem Wettbewerb riss nie ab. „Das führte nur dazu, dass Teams absichtlich verloren oder ihre zweite und dritte Mannschaft geschickt haben“, sagt „Andi“ Szwalkiewicz. Das taten die Mannschaften, um den hohen Rückzugskosten aus dem Wettbewerb zu entgehen, dafür ließen sie aber auch enttäuschte, weil zahlende Zuschauer zurück. Die Kosten für den mittlerweile bundesweit eingeführten Amateurpokal, an dem die jeweiligen Pokalsieger teilnehmen dürfen, sind für einige Vereine wiederum zu hoch. Wie für den Vorjahressieger bei den Männern, SG HC Bremen/Hastedt, der auf eine weiterführende Teilnahme gegen bundesweite Oberliga-Rivalen verzichtete. Das trug also ebenso wenig zur Attraktivitätssteigerung des Pokals bei.
„Wir haben lange genug daran herumgedoktert und immer wieder nachjustiert“, sagt Jens Schoof, Vizepräsident Spieltechnik im Bremer (BHV) und dem niedersächsischen Verband (HVN). „Der Pokal wird von den Vereinen als großes Übel angesehen. Jetzt müssen wir gucken, wie es auf freiwilliger Basis läuft.“
Der Schwaneweder Trainer Andreas Szwalkiewicz, dessen Team 2016 selbst das Final Four als späterer Zweiter ausgerichtet hatte, glaubt an eine Wende zum Guten: „Ich meine, dass der Wettbewerb dadurch attraktiver wird, da dann nur noch die Teams daran teilnehmen werden, die auch wirklich Bock darauf haben.“ Das erweiterte Präsidium des HVN, zu dem auch Vertreter des Bremer Handballverbandes gehören, hatte die Gedankengänge, den Pokal ganz abzuschaffen, nach einer gemeinsamen Beratung verworfen. In welcher Form er jedoch künftig ausgetragen werden soll, darüber müssen der Spielausschuss und das Präsidium noch beraten und entscheiden. Wie auch immer: Für sie wird die Attraktivitätssteigerung des Pokals wohl immer der Versuch der Quadratur des Kreises bleiben.