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Internationale Stars beim Festival Maritim / Auch heute Konzerte von Shanty bis Folk – und ein Höhenfeuerwerk Die Seamusic-Szene trifft sich in Vegesack

Das Festival Maritim verbreitet in Vegesack das entspannte Flair der internationalen Seamusic-Szene. Alle Bands und Chöre sind drei Tage lang immer wieder an anderen Orten zu sehen und zu hören. Zwischen den Auftritten verwandeln sich Hunderte Musiker und Sänger in ein kundiges Publikum bei den Kollegen.
04.08.2013, 05:00 Uhr
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Von Volker Kölling

Das Festival Maritim verbreitet in Vegesack das entspannte Flair der internationalen Seamusic-Szene. Alle Bands und Chöre sind drei Tage lang immer wieder an anderen Orten zu sehen und zu hören. Zwischen den Auftritten verwandeln sich Hunderte Musiker und Sänger in ein kundiges Publikum bei den Kollegen.

Vegesack. Beim vierten Shanty ist Anne Dorte Overland so hingerissen vom Gesang ihrer 20 Männer, dass sie sich kurzerhand einen greift und ihn mit ihren kräftigen Armen im Tanz dreht. "Das war spontan, nicht geprobt", sagt die Dirigentin des Sistranda Mannskors aus Norwegen nach dem Auftritt auf der "Schulschiff Deutschland". Mit 17 Musikstücken im Gepäck sind sie von der Insel Frøya vor Trondheim zum ersten Mal zum Festival Maritim gekommen. "Wir haben gesagt, dass wir auf jeden Fall kommen und singen würden. Da haben sie uns lieber eingeladen, und jetzt sind wir Teil dieses tollen Festivals", freut sich Jan Otto Fredagsvik. Chor-Präsident nennen ihn seine Kollegen.

"Es ist schon interessant hier andere Chöre mit den gleichen Stücken zu hören. Der Bremer-Shanty-Chor hat uns sehr gut gefallen, wobei die Arrangements mit viel mehr Instrumenten haben." Das wolle man zu Hause so auch einmal ausprobieren, meint Nils Karlsen, der Deutsch mit einem interessanten norwegisch-schwäbischen Akzent spricht. Heute, am Sonntag, um zehn Uhr sind die Herren und die eine Dame noch einmal in der Vegesacker Stadtkirche zu sehen.

Eine Stunde später um elf Uhr geben die "Broques" ihr drittes Festivalkonzert vor der Bühne am Utkiek. Am Freitag rockten sie mit ihrem Celtic-Rock und einem fiedelnden Frontmann Paul Kuhn in Bestform die Hafenwaldbühne: "Wir kommen aus den Thüringer-Highlands, wo Whiskey als Morgendunst über die Berge kommt und man für den ersten Drink des Tages nur tief einatmen muss." Dass sie aus Ostdeutschland stammen, hört man den fünf Musikern nur bei den Ansagen an, die man nicht so "bierernst" nehmen sollte, wie Gitarrist Maik Wetzel sagt. Ein gutes Drittel ihrer Stücke sind Eigenkompositionen, ein weiteres Fundstücke und das letzte Drittel bewährte maritime Gassenhauer wie etwa "What shall we do with the drunken sailor". Um Mitternacht will das tanzende Publikum die fünf Männer noch lange nicht gehen lassen. In mehreren Besuchen auf dem Festival Maritim haben sich "Broques" eine Fanbasis im Norden aufgebaut. Bassist Roger Witte: "Wir wussten, was uns erwartet, und wir mögen die Atmosphäre hier direkt am Wasser, wo man ja manchmal sogar dicke Pötte und Superjachten zu sehen kriegt."

Für Maik Wetzel und Roger Witte sind das Miteinander unter den Musikern und die Mischung des Publikums auf dem Festival außergewöhnlich. "Das wird man auch wieder am Sonntag nach dem Shanty-Slam sehen, wenn dann alle noch zur Aftershow-Party im Zelt zusammensitzen. Da steht dann ein Chor nach dem anderen auf und schmettert noch einen und alle singen mit", schwärmt Maik Wetzel. Altersgemischt wie unter den Akteuren geht es auch unter den Zuschauern zu. Roger Witte: "Da guckst du von der Bühne runter und siehst die Generation deiner Eltern auf den Bänken sitzen und etwas weiter ganz junge Leute."

Viele Besucher schlendern ohne Programmheft durch Vegesack und hören zu, wo gerade gesungen wird. Die ganze Fußgängerzone der City ist Auftrittszone, sogar auf der Weserfähre wird drei Tage lang gesungen. Um 17 Uhr begann gestern die Premiere der neuen Bühne im Spicarium, dem ältesten erhaltenen Hafenspeicher Bremens. Spicarium-Chefin Christina

Voigt zählte an der Tür leise mit und war schon bei mehr als 80 Besuchern, die das sehr melodische Männerquintett "Les Soullés de fond de cale" aus Frankreichs rauer Bretagne sehen wollten. "Das passt doch super in unser Haus hinein. Die Leute sitzen auf Kisten und Fässern mitten in unserer Ausstellung." Heute wird im Spicarium um 11 Uhr das Konzert der Solistin Stefanie Golisch beginnen, die Lale-Andersen-Lieder vortragen wird. Um 11.30 Uhr stehen fünf Herren der vielfach ausgezeichneten polnischen Shanty-Formation "Brazy" im Spicarium auf der Bühne.

Alle Gruppen zu sehen, ist selbst für Dauerbesucher unmöglich. So muss man sich oft auf die Tipps von Freunden verlassen. Da wird die rumänische Folkpunkcombo "Selfish Murphy" sehr gelobt, die heute um 19.15 Uhr auf der Hafenwaldbühne Gas geben will. Am Utkiek kann man sich mit "Amstrong’s Patent" ab 15 Uhr und der Urbremer Formation "Last Men Standing" ab 15.45 Uhr einen netten Nachmittag machen. Auch das Internet lässt sich zurate

ziehen unter www.festival-maritim.de. Oder man fragt gleich den Veranstalter. Fritz Rapp vom Vegesack Marketing empfiehlt für heute dringend den Besuch der französischen Gruppe "Pyrates" vor dem Vegesacker Balkon im Stadtgarten um 11.30 Uhr.

"Und ab 18.30 Uhr stehen dann "Harmony Glen" aus den Niederlanden auf der Hauptbühne, wo dann um 20.30 Uhr der große "Shanty Slam" startet. Das wird toll. Das sollte man sich nicht entgehen lassen", sagt Rapp. "Pavillon Noir" aus Frankreich vereinigen sich mit den Polen von "Brazy" und den Niederländern der Gruppe "Brakzand" und anderen zu einem einzigartigen Riesen-Shantychor mit gut einem Dutzend Instrumentalisten. Nach gut zwei Stunden soll dann gegen 22 Uhr ein Höhenfeuerwerk abgebrannt werden. Läuft es wie

bei den anderen Festivals in den Jahren zuvor, wird in den Kneipen Vegesacks danach einfach noch weitergemacht mit Seamusic live – bis tief in die Nacht.

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