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Arbeitsplatz Weser Ordnungshüter auf Weserwellen

Die Weser fließt auf einer Strecke von zehn Kilometern durch Bremen-Nord. Fischfang, Bootsbau, Lotswesen, aber auch Hochwasser-Katastrophen prägten und prägen dort das Leben.
27.05.2021, 05:00 Uhr
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Von Iris Messerschmidt

Das Leben am Fluss hat Menschen immer gereizt. Flüsse fungieren als Landesgrenzen, Wasserwege, Nahrungsquelle, liefern Kühlwasser für Fabriken, locken Wassersportler und Erholungssuchende. Auf 42 Kilometern fließt die Weser von Hemelingen bis Rekum durch das Stadtgebiet Bremens. Vor allem der Charakter von Bremen-Nord ist geprägt durch Schiffbau, Walfang, Fischerei, Kahnschifffahrt und Lotswesen. DIE NORDDEUTSCHE stellt Menschen vor, deren Arbeitsplatz die Weser ist.

Geht es nach Uwe Old, dann sind die nächsten beiden Schiffe mit einem Wasserstoffantrieb ausgestattet, spätestens 2026 hofft er auf zwei neue Streckenboote.

"Schließlich sind wir auch für den Klima- und Umweltschutz verantwortlich", sagt der Abteilungsleiter, Direktion Einsatz, der Wasserschutzpolizei Bremen. Die beiden derzeitigen Polizeiboote, Lesmona und Visura, sind zwar mit viel Technik ausgestattet, "rund 1,4 Millionen Euro kostet so ein Schiff", sie tuckern aber immer noch mit Dieselmotor ohne Filter unter anderem über die Weserwellen. "Der Antrag auf Ersatz der beiden mit 15 Jahren schon recht alten Schiffe wird demnächst eingereicht. Und wenn der Senat über Investitionen diskutiert, dann wäre auch gleich die Überlegung eines alternativen Antriebs mit Sicht auf den Klimaschutz sinnvoll", so Old. Schließlich gehe es dabei um eine Anschaffung in Höhe von knapp zehn Millionen Euro, die zumindest zwei Jahrzehnte überstehen sollte.

"Die sind übrigens geliehen", macht der Chef der Wasserschutzpolizei gleich darauf eine Handbewegung in Richtung eines Schlauchbootes, das just zu diesem Zeitpunkt in Bremerhaven am Standorthafen der Bremer Wasserschutzpolizei auf seinen Einsatz wartet. "Wir haben zwei Schlauchboote aus Hamburg geliehen bekommen, denn unser Nachwuchs muss hier im Hafenbecken Manöver üben", erzählt Torben Sommer, zuständig für die Koordinierung Ausbildung, und zeigt auf die beiden weiteren Schlauchboote, die an diesem Tag auf dem kabbeligen Wasser auf und ab hüpfen. 14 Nachwuchskräfte sind im Training. Und der Kontakt und die Vernetzung unter den Küstenländern sehr gut, wie gleich darauf auch Arne Horstmann, zuständig für Organisation, Einsatz- und Öffentlichkeitsarbeit, ergänzt. Überhaupt sei die Zusammenarbeit der Wasserschutzpolizei so gut, dass Beamte durchaus auch Länder übergreifend eingesetzt würden.

Der letzte Streifenwagen hält noch durch

"Drei Schlauchboote haben wir normalerweise zwischen Bremen und Bremerhaven im Einsatz, sie sind sozusagen unser Streifenwagen", kommt Old auf die Einsatzfahrzeuge zurück. Doch die Schlauchboote der Bremer Wasserschutzpolizei haben schon das Zeitliche gesegnet, zwei sind außer Dienst gestellt, eins gemietet und eins wird nach dem Zulauf der neuen Boote ausgesondert, nur der "Notnagel" für die Streckenboote, ein 43 Jahre altes Boot mit Stahlrumpf habe sie noch nicht im Stich gelassen. "Das ist zwar nicht das schnellste, aber bislang das zuverlässigste", gesteht auch Arne Horstmann.

Dafür gelangen die Beamten mit den Schlauchbooten in die kleinsten Ecken, oder enge Häfen. "Schlauchbootfahren ist zwar in Alltagssituationen nicht unbedingt die Herausforderung. Aber unsere letzten drei waren alle unterschiedlich, auch in der Handhabung. Es macht doch mehr Sinn, drei Boote zu haben, bei denen alles gleich ist", sind Old und seine Kollegen überzeugt. Zumal auf Wasserschutzpolizisten regelmäßiges Training und alle zwei Jahre eine Prüfung - auch ihrer technischen Bootskenntnisse zukomme. Nicht zuletzt hilft so ein Schlauchboot auch bei der Überwachung. "Wir sind selbstverständlich auch gefordert, wenn es um Bootsaufbrüche geht, wie beispielsweise Mitte letzen Jahres vermehrt in Vegesack", macht Torben Sommer deutlich.

Im Einsatz sind die Wasserschutzpolizisten ebenso, wenn es um Unfälle auf dem Wasser oder die Sicherung der Wasserstraße geht. So beispielsweise im Januar, als ein 180 Meter langes Schiff die Weser flussabwärts und ein 153 Meter langes Schiff in Richtung Bremen unterwegs waren und gegen 19.30 Uhr beim Passieren in Höhe Vegesack zusammenstießen. "Ist glimpflich ausgegangen", keine Person verletzt, Betriebsstoffe traten nicht aus. Beide Frachter setzten ihre Fahrt zunächst ohne fremde Hilfe fort, liefen jeweils einen Liegeplatz in Bremen beziehungsweise Bremerhaven an. Am 153 Meter langen Schiff war die Außenhaut auf einer Länge von etwa 30 Metern eingedrückt. Das andere Schiff trug eine Delle am Bug davon - und die Wasserschutzpolizei ermittelte und kontrollierte. Die kollidierten Schiffe durften die Häfen erst wieder verlassen, nachdem ihre Schäden wieder behoben waren beziehungsweise klar war, dass für die Schiffssicherheit keine Gefahr besteht.

Ob Sicherung der Wasserverkehrswege - von der polizeilichen Entfernung möglicher Störer bis hin zur Bootskontrolle - beispielsweise beim Vegesacker Hafenfest oder Festival Maritim, ob Überprüfung von großen Seeschiffen und Ahndung entdeckter Verstöße, "dazu gehört beispielsweise auch Öl ablassen im Atlantik oder irgendwo illegal ein Schiff abwracken", ob Schutz von Hafenanlagen, Begleitung von Schiffen, "vergleichbar mit der Begleitung des Castor-Transportes", oder der zusätzlichen Sicherung von Personen von besonderer Bedeutung, "beispielsweise dem Bundespräsidenten bei der Sail", die Wasserschutzpolizei ist nicht nur auf dem Wasser zu finden.

"Sie könnten bei Gefahrguttransporten an Land auch von einem Wasserschutzpolizisten angehalten werden", sagt Old und macht nochmals deutlich: "Viele reduzieren die Wasserschutzpolizei aufs Boot, dabei ist unser Portfolio viel größer." Dazu gehöre unter anderem der Umweltschutz, "wenn Sie 50 Altreifen hinter Ihrem Haus verbrennen oder bei der Motorwäsche in Ihrer Auffahrt Altöl in die Kanalisation läuft, sind wir vor Ort". Dazu gehöre ebenso der Tier- und Artenschutz: "Wir durchforsten auch einschlägige Internetplattformen und gehen illegalem Handel nach." Und laut Old soll die Überprüfung der Vorgaben zum Hundehaltergesetz in Bremen bald auch bei der Wasserschutzpolizei landen, Jagdwilderei und sonstige Delikte sei noch in Prüfung.

Zur Sache

Nachwuchs ist willkommen

2018 wurde beschlossen, dass Wasserschutzpolizisten den gleichen Ausbildungsweg nehmen, wie ihre Schutzpolizisten an Land. "Zuvor waren es oft Seefahrer, die als Quereinsteiger zur Wasserschutzpolizei kamen", berichtet der derzeitige Abteilungsleiter, Direktion Einsatz, der Wasserschutzpolizei (WSP) Bremen, Uwe Old. Er selbst ist früher für die Bremer Reederei Sloman Neptun gefahren, hat neun Monate seines Lebens auf der Schulschiff Deutschland verbracht - damals noch eine Ausbildungsstätte, kam zum einfachen Dienst zur Wasserschutzpolizei, absolvierte dort den mittleren Dienst, ging zur Bremer Polizei an Land, und arbeitete sich über verschiedene Positionen hoch und zurück zur Wasserschutzpolizei.

Mittlerweile ist der Weg für Wasserschutzpolizisten ein Studiengang von Anfang an. Nach Abschluss von sechs Semestern, ein dreijähriges bezahltes Studium mit Praxisanteilen, sind alle einheitlich ausgebildet. "Das heißt, Wasserschutzpolizisten können auch in den ,normalen' Polizeieinsatz an Land", machen Uwe Old und der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Arne Horstmann deutlich. Für die WSP beginnt allerdings nach den sechs Semestern die fachspezifische Ausbildung mit diversen Lehrgängen, "der Fachlehrgang Küste ist dabei zukunftsrelevant", so Old. Einmal durchfallen erlaubt, beim zweiten Mal ist der Traum vom Wasserschutzpolizisten dahin.

Frauenquote steigt an

Vier Monate Ausbildung in Hamburg, "da werden alle Wasserschutzpolizisten aus 15 Bundesländern (nur aus Thüringen nicht) ausgebildet", sagt Old. Im Übrigen gebe es mittlerweile auch einen größeren Anteil von Frauen, die Interesse an dem Beruf hätten. Auch Schutzpolizisten überlegten sich bisweilen einen Wechsel. "Wir haben gerade eine Kripobeamtin, die die Zusatzausbildung zur Wasserschutzpolizistin macht." Denn, so auch der Koordinator in Sachen Ausbildung, Torben Sommer: "Wasserschutzpolizisten sind Schutzpolizisten mit Spezialisierung on top."

Neben der Maritimen Einsatzgruppe (MEG), die spezialisierte Truppe auf dem Wasser, gibt es auch noch die AWS, Alarmeinheit Wasserschutz, laut Uwe Old 2019 vom Leiter der Direktion Einsatz ins Leben gerufen. Derzeit sind 108,5 Stellen für Bremen und Bremerhaven im Wasserschutz vorgesehen. "Wobei man sehen muss, dass wir einen 24/7-Einsatz haben, also auf eine Stelle drei Personen kommen", relativiert Arne Horstmann.

Zehn Plätze pro Jahr an der Hochschule gibt es für den Bremer WSP-Nachwuchs. Bereits vor Beginn des Studiums kann man sich direkt für die Wasserschutzpolizei bewerben. Es gelten dieselben Einstellungsvoraussetzungen wie für den Einstieg Polizei. Das duale dreijährige Studium ist bis auf das Abschlusspraktikum identisch. Maritime Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Spezialisierungen jederzeit möglich. Einsatzorte sind die Bremischen Häfen in Bremen und Bremerhaven. Das vielfältige Einsatzgebiet ist einer der größten europäischen Seehäfen. Am 30. September endet die Bewerbung für Ausbildungsbeginn 1. April 2022. Interessenten können sich aber jederzeit - auch zu einem Infogespräch - melden: wasserschutzpolizei@polizei.bremen.de. Mehr Informationen gibt es unter https://www.polizei.bremen.de/berufseinstieg-40585 und https://fit-genug.de/.

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