Christiane Arens-Wiebel möchte nicht den Eindruck entstehen lassen, dass sie als Rentnerin den ganzen Tag vor dem Fenster steht. "Aber es ist eine Zumutung, wie das aussieht", sagt sie und zeigt auf die Häuserreihe auf der anderen Straßenseite.
Der Putz der Gebäude ist grau, die Jalousien sind heruntergelassen. In den Vorgärten wuchern Sträucher, die zum Teil über den Bürgersteig ragen. Wenige Meter weiter stehen weitere Reihenhäuser, die ähnlich ungepflegt wirken, aber eine gelbe Wandfarbe haben. Müll soll immer wieder in den Gärten liegen, sagt Arens-Wiebel. Zu sehen ist Mitte Juli aber keiner.
Die Immobilien der Hausnummern 62, 64, 66, 68 sowie 74, 76, 78 und 80 an der Dobbheide in Aumund-Hammersbeck gehören zum Sondervermögen Infrastruktur der Stadtgemeinde Bremen und werden von Immobilien Bremen verwaltet. Sie stehen zum Teil seit 2010 leer. Nur zwei Einheiten werden noch bewohnt, was am gepflegten Erscheinungsbild der Gärten sichtbar ist. Aber auch diese Häuser befinden sich, zumindest äußerlich, in keinem guten Zustand. Wenn die letzten beiden Wohnstätten leer stehen, sollen beide Häuserreihen abgerissen werden. Dann werden die Grundstücke neu bebaut, erklärt Peter Schulz. Der Sprecher von Immobilien Bremen fügt hinzu: "Es besteht aktuell keine Möglichkeiten, den Mieterinnen Alternativen anzubieten, weil Immobilien Bremen über keine entsprechenden Wohnungen verfügt."

Die Gärten der Häuser sind verwildert.
"Ich warte nicht auf ein Wunder, dass die Häuser demnächst abgerissen werden", gibt Arens-Wiebel zu, sagt aber auch: "Es wird überall Wohnraum benötigt. Wenn hier Reihenhäuser entstehen, gebe es ein paar Jahre Baustelle, das wäre vielleicht etwas nervig, aber ich hätte damit kein Problem." Arens-Wiebel versteht allerdings nicht, warum Immobilien Bremen die Häuser so verkommen lässt. Die Rentnerin hofft, dass das Unternehmen die Grundstücksbereiche, die von der Straße aus zu sehen sind, mehr pflegt. Hierzu sagt Schulz: "Reparaturen oder optische Verschönerungsmaßnahmen sind wirtschaftlich nicht zu begründen. Grünschnitt wird bedarfsgerecht durchgeführt und dient in erster Linie zur Verkehrssicherung."
Was Arens-Wiebel noch sauer aufstößt: Sie beobachtete schon mehrmals, dass Rauch aus den Schornsteinen einiger leer stehender Häuser quoll. "Was das an Energie kostet", sagt sie. Dem Pressesprecher zufolge werden lediglich die Nachbarhäuser der bewohnten Einheiten minimal geheizt, um das Ausbreiten von Schimmel zu vermeiden. "Die Bausubstanz ist bekanntermaßen schlecht und kaum wärmedämmend", erläutert er.
Arens-Wiebel stört sich aber nicht nur an der Optik der Nachbarhäuser. Aus ihrer Sicht sei die Kriminalität in ihrer Wohngegend angestiegen, was sie mit den heruntergekommenen Immobilien in Verbindung bringt. "Es besteht die Gefahr, dass Menschen, die da nicht hingehören, Schindluder betreiben. Etwa weil sie denken, es gebe dort etwas zu holen", sagt sie.
Wie am 23. Juni. Ein Mitarbeiter bemerkte bei einem Routinerundgang im Haus mit der Nummer 64, dass Gas austrat. Feuerwehr und Polizei rückten an, die Nachbarn wurden aus den Häusern geklingelt. Schließlich kam der Grund des Gasaustritts ans Licht. Metalldiebe, die zuvor Kupferleitungen aus der Einheit mit der Nummer 76 gestohlen hatten, hatten versucht, eine noch gasführende Leitung zu demontieren und dabei das Leck verursacht. "Wir hatten Angst, dass das alles in die Luft geht", schildert die Anwohnerin.
Aber ihr zufolge gab es noch mehr Vorfälle. Nachbarn haben angeblich schon unbefugte Personen gesehen, die durch ihre Gärten an der angrenzenden Diedrich-Speckmann-Straße gegangen sind. Zudem sollen Menschen in den Schuppen in den Grünanlagen der Leerstandsimmobilien übernachten. Immobilien Bremen bestätigt Letzteres: "Dies führte in der Vergangenheit dazu, dass die Gebäude gemeinsam mit der Polizei betreten wurden."

Wenn alle Wohneinheiten leer stehen, sollen die Gebäude abgerissen werden.
Die Polizei teilt allerdings mit, dass es nach ihrem Kenntnisstand in diesem Jahr solche Fälle nicht gegeben hat. Der Behörde wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres eine "niedrige, einstellige Zahl an Vorgängen" gemeldet – zwei betrafen alleine den erwähnten Einbruch. "Von einer aktuellen Häufung kann nicht gesprochen", heißt es. Den Beamten ist zudem nur ein Fall gemeldet worden, bei dem sich jemand unerwünscht in einem Garten an der Diedrich-Speckmann-Straße aufhielt. "Ein Zusammenhang mit den leer stehenden Häusern an der Dobbheide ist aus polizeilicher Sicht nicht erkennbar", so Polizeisprecher Nils Matthiesen.