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Frieda Meller-Feiss feiert heute im Stiftungsdorf Fichtenhof ihren 107. Geburtstag / Zweimal wöchentlich geht es auf den Wochenmarkt „Ein paar Jährchen kann ich noch“

Schönebeck. Von einem "gesegneten Alter" spricht man gern, wenn ein Mensch 85 oder gar 90 Jahre alt wird. Was aber soll man sagen, wenn eine Frau ihren 107. Geburtstag feiern kann. "Das ist mehr als ein biblisches Alter", lächelt Frieda Meller-Feiss. Sie ist damit eine der ältesten Einwohnerinnen der Hansestadt. Zurzeit lebt sie im Stiftungsdorf Fichtenhof in einer eigenen Wohnung.
29.04.2013, 05:00 Uhr
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Von Peter Otto

Schönebeck. Von einem "gesegneten Alter" spricht man gern, wenn ein Mensch 85 oder gar 90 Jahre alt wird. Was aber soll man sagen, wenn eine Frau ihren 107. Geburtstag feiern kann. "Das ist mehr als ein biblisches Alter", lächelt Frieda Meller-Feiss. Sie ist damit eine der ältesten Einwohnerinnen der Hansestadt. Zurzeit lebt sie im Stiftungsdorf Fichtenhof in einer eigenen Wohnung.

Die kleine, zierliche Frau versorgt sich weitgehend allein. Obwohl sie auf einen Stock gestützt ist und nicht mehr sehr gut sehen kann, lässt sie sich an jedem Dienstag und Donnerstag vom hauseigenen Bus zum Grünmarkt fahren. Dort kauft sie bei einem Bauern ihres Vertrauens Obst und Gemüse ein, Kohl und Steckrüben, Kartoffeln und Eier. Die Mohrrüben schabt sie noch selbst und auch die Kartoffeln schält sie. "Das kann ich gerade noch sehen."

Die alte Dame steht gern am Herd. Besonders stolz ist sie auf ihren Schweinebraten und die knusprigen Putenschnitzel. Nur zum Putzen braucht sie eine Hilfe. "Was ich noch selber kann, das will ich auch alleine machen", erklärt sie resolut. "Man darf sich nicht gehen lassen." So kümmert sie sich auch noch um ihre Wäsche.

Frieda Meller-Feiss stammt aus Vorpommern. Dort wurde sie zur Kaiserzeit auf einem Resthof in Jamitzow nahe Greifswald geboren. Ihr Vater betrieb neben der Landwirtschaft auch noch einen Kohlenhandel. An ihr Elternhaus erinnert sich die Jubilarin sehr lebhaft. Als älteste von zwölf Geschwistern musste sie früh im Haus mit anpacken. "Arbeiten habe ich gelernt", sagt sie. Und aus dem Elternhaus hat sie jene Werte mitbekommen, die sie ein Leben lang begleiteten und ihr als Leitlinien dienten. Sie hasst Lügen und Betrug, legt Wert auf Sauberkeit und Ordnung. Meller-Feiss ist offen und gerade heraus und sagt ihre Meinung.

1927 heiratete sie in Anklam ihren ersten Mann und bekam zwei Töchter. Lebenslustig sei sie gewesen, erinnert sie sich, habe getanzt und sei durch die Wälder gestreift. "Aber trinken oder rauchen, das war nicht", sagt sie bestimmt. Sie habe viel gearbeitet und gesund gelebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie 1950 nach Bremen. Hier wohnte sie lange Jahre im Steintor-Viertel. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie ein zweites Mal. Seit 2005 lebt sie nun auf dem Gelände des Fichtenhofes.

Es ist eine wechselvolle Geschichte, die diese tapfere, kleine Frau erlebt hat. Vieles ist allerdings schon sehr lange her, ihre beiden Töchter sind verstorben. Trotzdem ist Meller-Feiss hellwach, sie liebt klare Verhältnisse, kann Ungerechtigkeit nicht ausstehen und geht geradlinig ihren Weg. Sie sei ein gläubiger Mensch, gibt sie zu, auch wenn sie nicht in die Kirche gehe. "Ein paar Jährchen kann ich es hier schon noch aushalten", zwinkert sie zum Abschied.

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