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Weihnachtsausstellung im Schloss Schönebeck Eine harte Nuss selbst für Könige

500 Nussknacker sind ab diesem Wochenende im Schloss Schönebeck zu sehen. Heinz Oeltermann präsentiert Exponate aus seiner Sammlung. Sie stammen aus Deutschland, Russland, Ungarn, Afrika, Israel und den USA.
16.11.2018, 18:37 Uhr
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Von Gabriela Keller

Griesgrämig schauen die drei Könige aus dem Oberammergau aus der Wäsche. So als ahnten sie, dass sie in den kommenden Tagen und Wochen viel Arbeit haben könnten. Die Majestäten aus Holz, von Künstlerhand bemalt, sind dafür geschaffen, harte Nüsse zu knacken. Zu sehen ist das Trio in der neuen Weihnachtsausstellung, die an diesem Wochenende im Schloss Schönebeck eröffnet wird. Dort zeigt Heinz Oeltermann aus Ihlpohl Exponate aus seiner Nussknacker-Sammlung.

Rund 650 Nussknacker hat er in 18 Jahren gesammelt, gut 500 davon stehen jetzt im Schloss. Knackhilfen aus unterschiedlichsten Ländern, in verschiedensten Formen, Techniken und Größen sind hinter Glas zu bestaunen. In gleich mehreren Vitrinen geben sich Könige ein Stelldichein. „Damit habe ich begonnen zu sammeln“, erzählt der 79-Jährige.

Ausgelöst wurde seine Leidenschaft durch einen Gendarmen-Nussknacker aus dem Erzgebirge, dem ihm irgendwann mal ein Freund schenkte. Der Uniformierte landete als Weihnachtsdeko auf dem Tresen in der Bäckerei in Findorff, die der Konditor- und Bäckermeister bis zu seinem Ruhestand betrieb. Dem ersten Nussknacker folgten bald weitere, im Laufe der Jahre wurde daraus eine stattliche Sammlung. „Zwischen Elbe und Weser habe ich wohl die größte Sammlung“, meint Oeltermann.

Anfangs hat er auf Flohmärkten gesucht. Inzwischen zieht es ihn seit vielen Jahren an Himmelfahrt zu einem internationalen Sammlertreffen ins Erzgebirge, nach Neuhausen bei Seiffen. Da wird gefachsimpelt, getauscht und auch gehandelt. Hier hat Oeltermann den jüngsten Neuzugang seiner Sammlung und zugleich das älteste Ausstellungsstück im Schloss erworben: einen hölzernen Nussknacker in Form eines Vogels, um 1810 in Südfrankreich geschnitzt. 130 Euro hat er dafür bezahlt. Die teuersten Stücke in der Ausstellung sind die drei Könige aus dem Oberammergau. Für jeden hat der Sammler nach eigenen Worten rund 200 Euro hingeblättert. Eine Rarität ist ein „Kreuz König“-Skatwanderpokal aus Sachsen. „Davon gibt es nur drei Stück.“

Die Queen knackt Nüsse

Geschnitzte Nussknacker-Figuren, das erfährt der Besucher auf einer Informationstafel in der Ausstellung, sind seit dem 16. Jahrhundert verbreitet. Neben Königen – darunter 17 Millimeter kleine Miniaturen – sind im Schloss Gendarmen, Soldaten und andere Uniformierte zu sehen. „Die Obrigkeit sollte für die Bürger auch mal harte Nüsse knacken“, erklärt Oeltermann. Warum die meisten Schalenknacker so grimmig blicken, dafür hat der Sammler auch eine Erklärung: „Nüsse zu knacken ist harte Arbeit.“

Die unterschiedlichsten Berufe finden sich unter den Nussknackern: Holzfäller, Händler, Förster, Bergleute, Bauern. Auch Spitzbuben wie der Spessart-Räuber, eine Sonderanfertigung des Holzfiguren-Herstellers Wendt und Kühn aus dem Jahre 1938 als Weihnachtsgeschenk für die Mitarbeiter der Wanderer-Werke in Chemnitz. Personen der Zeitgeschichte sind unter den Nussknackern im Schloss zu entdecken. In einer Vitrine ist der Reformator Luther mit Kreuz, Federkiel und Tintenfass zu sehen, breitbeinig steht Hillary Clinton in einer anderen. Sogar die Queen, ganz in Blau mit Hut und Handtasche, nimmt eine Nuss in den Mund. Neben Nussknackern aus dem Erzgebirge und Thüringen sind Exemplare aus aller Herren Länder vertreten: Russland, Ungarn, Afrika, Israel, den USA. Aus der Zeit zwischen 1880 und 1910 stammen Knackhilfen aus der Schweiz, Frankreich, England, Schweden und Norwegen mit Darstellungen von Menschen und Charakteren. Die fein geschnitzten Gesichter spiegeln Wesenszüge wieder: hier der Snob mit „stiff upper lip“, dort knorrige Gestalten aus dem Oberammergau und eine Schar fröhlich-jovialer Gesellen aus Südtirol. Ein Schnitzer aus Brienz hat Menschen aus seiner Umgebung wie den Pfarrer und seine Haushälterin lebensecht wiedergegeben.

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Nussknacker in Form von Tiergestalten, die Oeltermann auch in seiner Sammlung hat. Eichhörnchen, Bär, Affe, Reh und Steinbock helfen beim Schalenknacken. Einen bunten Papagei hat der Sammler selbst geschnitzt. Der Rüssel eines Elefanten entpuppt sich als Hebel, der die Nuss im Rachen knackt. Dieselbe Funktion haben die Langnasen unter den Nussknackern. Zu den ausgefallenen Exemplaren im Schloss gehört ein Jüngling, der bäuchlings wippend Nüsse knackt.

Die Knacktechniken sind so unterschiedlich wie die Formen der Nussknacker. Schalen werden in die Zange genommen, geschraubt, gequetscht, gestampft, zerschlagen. Einige moderne Nussknacker sind kleine technische Wunderwerke. Hier knackt ein Flugzeug mit dem Propeller Nüsse, dort zertrümmert eine Metallkugel mithilfe der Schwerkraft die Schalen. Oeltermann macht auf eine Knackhilfe mit Luftballon und Edelstahlschale aufmerksam. „Die Nuss kommt in den Ballon, der wird gespannt und losgelassen. Die Nuss zerplatzt in der Schale.“

Knackt er mit dem einen oder anderen Exponat aus seiner Sammlung zu Weihnachten auch mal Nüsse? „Nein, dafür benutzen wir eine haushaltsübliche Nussknacker-Zange“, sagt Oeltermann. Besucher können im Schloss mit Holzhammer und Steinen Walnüssen an die Schale gehen.

Weitere Informationen

Die Ausstellung „Könige, Tiere und noch ganz andere Knacker“ mit Nussknackern aus der Sammlung von Heinz Oeltermann wird am Sonnabend, 17. November, um 15 Uhr im Schloss Schönebeck eröffnet. Sie ist bis zum 26. Dezember zu sehen.

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