Aumund-Hammersbeck. Mit sozialer Infrastruktur ist der Ortsteil Aumund-Hammersbeck nicht eben reich gesegnet. Öffentliche Räumlichkeiten, wo Menschen zusammenkommen können – Fehlanzeige. Zumindest galt das bis ins vergangene Jahr. Im Frühjahr 2012 ging der TIQ an den Start. Das Kürzel steht für Treffpunkt im Quartier, ein soziales Projekt der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Aumund. Sie hat ihr Gemeindehaus an der Apoldaer Straße für Gruppen und Projekte aus der Nachbarschaft geöffnet. Nach den ersten zwölf Monaten lässt sich feststellen: Das Angebot wird immer besser angenommen. Vor allem erfüllt es eine Funktion, die ihm die Initiatoren von Anfang an zugedacht hatten, nämlich Bevölkerungsgruppen miteinander ins Gespräch zu bringen, die sonst eher übereinander reden.
Vor vier Jahren noch schien das Gemeindehaus ein Auslaufmodell zu sein. "Unsere Kirchengemeinde überlegte, ob die Immobilie verkauft werden soll", erinnert sich Pastor Jan Lammert. Das wäre die einfache Lösung gewesen, doch man entschied sich für die mutige. "Unsere Überlegung war: Das Haus könnte ein sozialdiakonischer Schwerpunkt werden." Das Amt für soziale Dienste (AFSD) wurde mit ins Boot geholt, örtliche Gruppen wie die Siedlergemeinschaft Aumund I stießen dazu. Auch die benachbarte Schule Borchshöhe zeigte Interesse.
Dass im nördlichen Aumund-Hammersbeck Bedarf für einen sozialen Knotenpunkt vorhanden war, stand für AFSD-Mitarbeiterin Annelie Adam von Beginn an außer Zweifel: "Wir hatten den Eindruck, dass es sich lohnt, hier unsere Kräfte zu bündeln. Und dann fingen wir einfach an. Wir wollten über die Ergebnisse beweisen, dass es nötig war."
Aus Mitteln eines Sondertopfes der Bremischen Evangelischen Kirche wurde mit Karl-Heinz Bosser ein Sozialpädagoge als Koordinator für den Treffpunkt im Quartier eingestellt. Inzwischen sind die Räumlichkeiten, die zurzeit umgebaut werden, an jedem Werktag von verschiedenen Nutzern gut belegt. Eine Siedlergruppe arbeitet die Stadtteilgeschichte auf, eine Gruppe junger türkischer Mütter, die ihre Kleinkinder dabei haben, trifft sich morgens auf einen Kaffee, ein sogenannter "Fitkurs" vermittelt Erziehungskompetenz. Auf dem Grundstück wurde ein kleines Feld angelegt. Bestellt wird es von Kindern der Grundschule Borchshöhe, die dabei wiederum von Senioren aus dem Stadtteil unterstützt werden.
Die Stoßrichtung gerade dieses Projekts ist klar: Es geht um den Brückenschlag zwischen den Generationen und den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. "Wir praktizieren hier auch ein Stück Entspannung zwischen den Kulturen", sagt Annelie Adam. Muslime fänden nichts dabei, sich in einer Gruppe unter dem Kreuz zu versammeln. Perspektivisch will die Sozialraumkoordinatorin des Amtes für soziale Dienste, die privat in der Lesumer St.-Martini-Gemeinde engagiert ist, noch mehr ältere Bürger aus dem Quartier erreichen.
Finanziell abgesichert ist das TIQ vorerst bis Ende 2014. Dann läuft die Bezuschussung aus dem Sonderprogramm der Bremischen Kirche aus. Jan Lammert und Annelie Adam hoffen, dass sich der Treffpunkt bis dahin so fest im Stadtteil verwurzelt hat, dass sich die Frage nach einer Anschlussförderung von selbst beantwortet.