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Auf dem Vegesacker Wochenmarkt Anstehen für die ersehnte Kelle

Am Wochenende bleibt die Küche kalt. Jedenfalls bei denjenigen, die sich auf dem Vegesacker Wochenmarkt Suppe holen. Seit 40 Jahren ist die Fleischerei Boes mit ihrem Stand auf dem Markt. Mit zwei Sorten Suppe.
26.12.2022, 18:00 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Der Bummel über den Wochenmarkt ist für manch einen Nordbremer ein fester Sonnabendvormittags-Plan. Vor allem für diejenigen, die ihre Tupperdosen dabei haben. Wochenmarkt auf dem Sedanplatz ist an drei Tagen in der Woche, aber nur sonnabends – so kann man es getrost nennen – inklusive „Special Event“ mit Schlange stehen.

"Gibt es da was umsonst?", mögen sich Unkundige fragen, während die Reihe der Wartenden lang und länger wird. „Nein“, lautet die Antwort. „Es gibt Suppe.“ Und für die, sagen zum Beispiel Hartmuth Busch und Billy Venth, lohnt sich das Anstehen. „Wir sind Dauergäste“, erzählen die beiden Vegesacker. „Seit zig Jahren.“ Ihre mitgebrachten Behälter haben sie schon in den Händen, um sie gleich in den Verkaufswagen zu reichen.

Dampf aus riesigen Töpfen

Dort steht Marco Boes, Juniorchef der gleichnamigen Burger Fleischerei hinter riesigen Töpfen mit dampfenden Suppen. „Seit 40 Jahren sind wir sonnabends mit unserer Suppe hier auf dem Markt“, erzählt Marco Boes, während er unermüdlich Kelle für Kelle in all die Tupperdosen, Eimerchen und Töpfe füllt, die die Kunden ihm entgegenstrecken. Wer kein Gefäß mitgebracht hat, kann am Stand eines bekommen. Seine Eltern hätten damals mit dem Suppenausschank begonnen, sagt er. Inzwischen seien die meisten, die hier geduldig warten, längst Stammkunden. Seit 14 Jahren, seit seinem 18. Lebensjahr, füllt der Juniorchef sonnabends Suppe auf. Erbsensuppe hat die Fleischerei jedes Mal dabei. Und im Wochenwechsel noch eine weitere zweite. Diesmal Graupensuppe. An anderen Tagen auch Grünkohl. Die Kelle für einsfuffzig. Wer mag, bekommt für 50 Cent noch ein heißes Würstchen dazu. „Das macht mir Spaß mit den Kunden“, berichtet der junge Mann vergnügt von lockeren Gesprächen und dass „alle gut drauf" sind. Wochenend-Stimmung eben.

Die bietet sich an für den entspannten Bummel über den Markt. Schon landen Wurst und Käse im Einkaufskorb, kommt noch Brot hinzu, ein paar Tüten Obst und Gemüse und vielleicht auch noch ein Arm voller Blumen. Man trifft sich. Nachbarn, Freunde oder Bekannte bleiben zwischen Lauchstangen und Blumenkohl, zwischen Bergen leuchtend roter Äpfel und knackig-orangefarbenen Möhren, zwischen Fischfilet und Käse auf einen Schnack stehen. Kleine Grüppchen in den Gängen zwischen den Ständen und Verkaufswagen. Oder sie verweilen bei einem Heißgetränk am Kaffee-Mobil. Der Markt verströmt seinen Reiz. Es ist ein vertrautes Ritual, bei den Händlern auf dem Markt für die Woche einzukaufen. Ein paar von ihnen wird DIE NORDDEUTSCHE nun in einer kleinen Porträt-Serie vorstellen.

Mittagessen für die Werft

Marco Boes und seine Mitarbeiterin Nathalie Fröse haben noch immer alle Hände voll zu tun. Vor ihnen stehen jetzt zwei junge Leute aus Neuseeland und Südafrika. Angie Oelofsen und Mitch Williams arbeiten für die Lürssen Werft und besorgen für sich und die Kollegen das Mittagessen. Zwei Kartons mit insgesamt 17 Suppentöpfen lassen sich die 24-Jährige und der 30-Jährige von Marco Boes auf die Unterarme legen. Für die Suppe, erzählen die beiden auf Englisch, könnten sie schwärmen. Wie Edda Krämer. Die 15-Jährige hat sich zusammen mit ihrer Mutter in die Schlange gestellt. Erbsensuppe holen. „Weil die einfach lecker ist“, sagt die Jugendliche. Der Sonnabendvormittag am Boesschen Suppenwagen sei schon so etwas wie eine Familientradition. „Meistens essen wir die Suppe gleich“, erzählen die beiden. Das sei das „Samstagsritual: Haben wir die Suppe gegessen, ist die Woche gut abgeschlossen.“

Ritual ist der Suppenkauf auch für Hartmuth Busch und Billy Venth. „Samstags wird nicht gekocht“, sagt Venth. Dann teilen sie sich zu Hause die Erbsensuppe. „Drei Kellen, das reicht für zwei Personen.“ Hartmuth Busch hat einen etwas anderen Suppen-Plan: „Zwei Suppen für zwei Tage – eine für heute und eine für Montag.“

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