Vegesack. Auf dem verwaisten Eckgrundstück Zollstraße/Aumunder Feldstraße machen Bagger seit dieser Woche das Unkraut platt. Ende August will Altenpflege-Experte Horst Koltrowitz hier die Grundsteinlegung seines neuesten Bauprojekts, des politisch umstrittenen Altenpflegeheims, feiern.
Noch Ende September 2012 sah es so aus, als würde die Vegesacker SPD gemeinsam mit den Grünen das Pflegeheim-Projekt platzen lassen. Die Grünen befürchteten, dass durch das neue Angebot vorhandene Altenpflege-Anbieter verdrängt würden. Beide Fraktionen wollten das seit Jahren brachliegende Gelände lieber für den sozialen Wohnungsbau reservieren. Einen Monat später gaben die Kommunalpolitiker ihren Widerstand auf. Zu dem Zeitpunkt war klar, dass es keine Planungsrechtliche Handhabe gegen das Altenheim gibt (wir berichteten).
Horst Koltrowitz, Geschäftsführer der neu gegründeten Senioreneinrichtung Zollstraße GmbH mit Sitz im niedersächsischen Langen, und seine private Investorengesellschaft haben freie Bahn und wollen ranklotzen. Im kommenden Jahr soll das 3851 Quadratmeter große Haus eröffnet werden. "Das Gesetz steht auf unserer Seite", kommentiert der Langener das politische Gezerre um sein Projekt.
Dass Bedarf für ein weiteres Pflegeheim in Vegesack besteht, daran hat er keinen Zweifel. Vegesack haben seine Mitarbeiter bei ihren Wirtschaftlichkeitsberechnungen als weißen Fleck in der Karte ausgemacht. "In den nächsten 15 bis 20 Jahren wird in Bremen-Nord die Zahl der 65- bis 80-Jährigen um 3000 steigen und die müssen irgendwo untergebracht werden", sagt Koltrowitz. Pflegekapazitäten sind sein Metier: Er war nach eigenen Worten lange Jahre in einem börsenorientierten Pflegekonzern tätig und hat 44 Altenheime mit aufgebaut. Zurzeit habe er für seine Gesellschaft noch zwei weitere Bauvorhaben in der Mache , eines bei Hamburg, ein weiteres in Bremen.
Auf dem 4000 Quadratmeter großen Baugrundstück an der Zollstraße entstehen nach seinen Worten 79 Einzelzimmer mit einer Größe von 16 bis 18 Quadratmetern. 49 Zimmer davon sollen als Demenzabteilung geführt werden. Ein geschützter Außenbereich soll angelegt und diverse Aufenthaltsbereiche für die Bewohner im Gebäude gestaltet werden.
Die GmbH baut das Haus nicht nur, sie werde auch als Betreiber fungieren, so Koltrowitz. Bis zu 50 Mitarbeiter will der Geschäftsführer in Vegesack einstellen. Kräfte werden nach seinen Worten nicht nur im Pflegebereich gebraucht. Bedarf werde es in der geplanten Großküche der Einrichtung geben. Koltrowitz will das Altenheim zudem mit eigenem Reinigungspersonal führen. Erste Anfragen von Jobsuchenden habe es bereits gegeben.