So richtig gut kennen sich die beiden noch nicht, aber für Ugur Biricik steht zumindest schon mal eines fest. "Mussa ist ein sehr interessanter Spielertyp mit einem Riesenpotenzial", sagt der neue Trainer des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack. Diese erste Einschätzung seines Coaches dürfte Mussa Tasmin noch zusätzlich beflügeln, denn der 19-Jährige hat ehrgeizige Ziele. Die Anfang August beginnende Saison ist für ihn die erste, die er ausschließlich im Herrenteam absolvieren wird. "Ich möchte mich verbessern und so oft wie möglich spielen und natürlich vor allem eines – Tore schießen", sagt der Vegesacker Offensivmann.
Um diese Ziele zu erreichen, fokussiert er sich zurzeit ganz auf seinen Sport, schiebt neben den angesetzten Trainings- und Spieleinheiten individuelle Sonderschichten, allein oder mit Freunden. Dabei kommt ihm entgegen, dass er gerade viel Freizeit hat. Nach bestandenem Abitur will sich Mussa Tasmin erst einmal ein Jahr Zeit lassen, um endgültig zu entscheiden, für welchen Studiengang er sich im kommenden Jahr einschreiben wird. "Momentan schwebt mir Jura vor, aber das steht noch nicht endgültig fest", sagt er. Aktuell hat er gerade einige Bewerbungen für Jobs abgeschickt, mit denen er die Zeit bis zum Studienstart überbrücken möchte.
Gerade erst ist er mit seiner Familie aus dem Kroatien-Urlaub zurückgekehrt und kann sich wieder ganz auf das Fußball-Training konzentrieren. Dass er kaum etwas von seiner Offensivkraft eingebüßt hat, beweis er gleich bei seinem ersten Einsatz im SAV-Team bei der Ritterhuder Sportwoche, als er beim 3:3 gegen das Gastgeberteam das zwischenzeitliche 1:1 erzielte und noch weitere Chancen erarbeitete.
Die Position des Zehners in der Offensive ist auch seine Lieblingsposition, allerdings hat er bei der SAV bereits beweisen, dass er vielseitig einsetzbar ist. Denn als U19-Spieler des JFV Bremen kam Mussa Tasmin bereits in der vergangenen Saison im Bremen-Liga-Team der Herren zu etlichen Einsätzen. Der damaligen Personalsituation war es jedoch geschuldet, dass er zunächst als rechter Verteidiger auflaufen musste.
Erst im weiteren Saisonverlauf hat er dann seinen Trainer Issam El-Madhoun überzeugt, ihn weiter vorne einzusetzen. "Ich denke, da habe ich dann schon beweisen, dass ich als hängende Spitze besser aufgehoben bin", sagt der Youngster. Insgesamt sammelte Mussa Tasmin in der vergangenen Spielzeit 23 Einsätze und erzielte dabei neun Tore. Auch wenn es anfangs für ihn nicht so einfach war, sich an die robustere Gangart im Herrenbereich zu gewöhnen, war er mit der abgelaufenen Saison insgesamt zufrieden. "Aber natürlich hätte es durchaus noch besser sein können", betont er.
In der U19 des JFV Bremen, dem die SG Aumund-Vegesack als eines der Stammvereine angehört, kam er dann kaum noch zum Zuge, aus einer Sicht auch zu Recht. "Ich hielt es für sinnvoller, mich auf die Herren zu konzentrieren und Erfahrungen zu sammeln. Und letztlich haben es die A-Junioren ja auch ohne mich geschafft, in die Regionalliga aufzusteigen", sagt Mussa Tasmin.
Jetzt konzentriert sich der jumge Fußballer ganz auf seine erste richtige Saison im Vegesacker Herrenteam in der Bremen-Liga. "Ich möchte Tore schießen, dem Team helfen und auffallen", sagt der 19-Jährige, der mit einem Gardemaß von 1,91 Metern auch bei Kopfbällen seine Längenvorteile nutzen möchte.
"In der Offensive klappt das schon ganz gut, aber in der Defensive muss ich noch an meinen Kopfbällen arbeiten", bleibt er selbstkritisch. Auch die nötige Wettkampfhärte in der Bremen-Liga muss er nach eigener Einschätzung noch ausbauen. Ansonsten weiß Mussa Tasmin schon, was er kann: "Übersicht, Dribbling und Tempo gehören zu meinen Stärken."
Davon will er auch seinen neuen Trainer überzeugen. Und Ugur Biricik freut sich auf die Arbeit mit seinem Youngster. "Wir wollen jeden Spieler individuell besser machen und wir werden schauen, wer mit wem, wo am besten eingesetzt werden kann. Dafür müssen wir neue Reize setzen, damit sich vor allem auch die jungen Spieler entwickeln können. Das wird jetzt auch bei Mussa Step-by-Step voran getrieben". sagt der SAV-Coach.
Vor Mussa Tasmin liegt folglich eine spannende Saison, die er ehrgeizig angehen will. Dabei ist Fußball zwar seine große Leidenschaft, aber für Entspannung sorgt bei dem 19-Jährigen ein – zumindest für junge Fußballer – nicht gerade alltägliches Zweithobby. Denn einmal in der Woche geht er zur Klavierstunde, und das seit seinem sechsten Lebensjahr.
"Meine Eltern wollten damals, dass ich nicht nur Fußball spiele, sondern auch noch etwas anderes mache", sagt Mussa Tasmin. Und was anfangs eher als ein Entgegenkommen seinen Eltern gegenüber angedacht war, entpuppte sich für ihn durchaus als Gewinn. Und so bleibt der 19-Jährige auch an den Tasten am Ball. Sein großes Ziel bleibt allerdings, in der kommenden Saison in der Bremen-Liga ein paar entscheidende Akkorde zu setzen.