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Ewald Arenz liest in Vegesack Von Streichen und der ersten Liebe

Im Rahmen der Reihe "Bremen liest" stellte Ewald Arenz in Vegesack seinen Roman "Der große Sommer vor." Was der Autor dabei über sich selbst verriet.
04.09.2022, 19:00 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust/fwa

Der Abend lud zum Zurückträumen ein. War es denn nicht so, als hätte man das Vorgelesene selbst schon einmal erlebt oder miterlebt oder beobachtet? Die Hilflosigkeit beim ersten Verliebtsein. Die Streiche, bei denen man mit einem blauen Auge davonkommt. Die Missverständnisse unter besten Freunden. Am Freitagabend las Ewald Arenz im Kito in Bremen-Vegesack aus seinem Roman „Der große Sommer“.

Im Mittelpunkt steht der Gymnasiast Friedrich, auch Frieder genannt. Statt mit seiner Familie in Urlaub fahren zu können, muss er zu seinen Großeltern, um für eine Nachprüfung in Latein und Mathematik zu büffeln. Aber eingebunden in das Beziehungsgeflecht von Freund Johann, Schwester Alma und aufkeimender Liebe zu Beate wird es dennoch ein großer Sommer. 

Wendepunkt im Freibad

In seinem Roman kommt es in einem Freibad zum Wendepunkt. Frieder, Johann, Alma und Beate hatten nachts unerlaubt, den Zaun des Freibades überstiegen und wollten auf eine Schwimmtour gehen. Dazu gehörte der gemeinsame Sprung vom Dreimeter-Brett. Eins, zwei  zählten sie. „Bei drei sprangen wir. Bei drei gingen die Scheinwerfer im ganzen Bad an“, las Arenz.

Der Bademeister hatte die vier erwischt. Und der war nicht ohne Hintergedanken. Frieder sollte per Köpfer vom Siebeneinhalb-Meter-Brett springen, dann würde er die Gruppe laufen lassen, so der Bademeister. Dabei wurde Frieder mulmig zumute. Das war ihm noch nie gelungen. Doch Beate stand ihm zur Seite. Gemeinsam sprangen sie. „Und auf einmal fühlte sich alles großartig an, und Beate schnaufte atemlos neben mir: 'Jetzt sollst du mich küssen.'“ Das, so las der Autor, sei der „wirkliche Anfang dieses verrückten Sommers“ gewesen.

Zuvor hatte er in kleinen Szenen das Umfeld, die Gedanken, Gefühle und Erlebnisse von Frieder aufleuchten lassen. Da war zum Beispiel das Sportfest des Gymnasiums. Frieder und Johann liefen die 400 Meter mit einem Plakat durch das Stadion. Darauf stand: „Sport ist Mord.“ Was mit einem Verweis endete, wegen Störung einer schulischen Veranstaltung. Arenz beschreibt auch, wie Frieder verzweifelt versucht, Kontakt zu Beate aufzunehmen, schildert dessen Angst vor dem Großvater und wie sich die Großeltern kennengelernt hatten.

Der in der Ich-Form geschriebene Roman spielt nach den Worten seines Autors Ende 1970er-Jahre. Insofern ist auch noch vom Kassettenrecorder und Plattenspieler, von einer Telefonzelle und von 20 Pfennig die Rede.

Biografische Bezüge

Eingeladen zu dem Leseabend hatte die Buchhandlung Otto & Sohn im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Bremen liest“. Ewald Arenz war es wichtig zu betonen:  „Die Buchhandlungen sind Leuchttürme der Kultur. Ohne Buchhandlungen gibt es keine Lesungen.“ Die Zuhörer und Zuhörerinnen hatten die Möglichkeit, Fragen an den Autor zu stellen. Ob Frieder und Beate am Ende ein Paar wurden, war eine. Er habe das bewusst offengelassen, sagte der 56-jährige Autor. Er selbst könne sich aber vorstellen, dass die beiden zueinanderfinden. Eine andere Frage zielte auf den biografischen Hintergrund ab. Den in der Geschichte vorkommenden Lateinlehrer Zippo habe es wirklich gegeben, sagte Ewald Arenz. „Das war ein toller Lehrer.“ Er selbst unterrichtet auch an einem Gymnasium in Nürnberg Englisch und Geschichte. „Obwohl ich das eigentlich nicht gewollt habe, aber jetzt unterrichte ich gerne.“

Der Autor ließ sein Publikum wissen, dass er in einer Pastorenfamilie mit vielen Geschwistern groß geworden sei. Insofern sei er vertraut mit Kirche und Friedhof. Der Tod sei nicht fern gewesen. Was sich auch in seinem Roman widerspiegelt, ebenso wie die Gemeinschaft unter Jugendlichen. „Wir waren eine Clique, fanden uns interlektuell und waren in Schwarz gekleidet.“ Bei seiner Lesung trug er Karo-Anzug mit Fliege.

„Das war ein wunderbarer Abend. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Das war einfach toll“, sagte Martin Mader, Inhaber von Otto & Sohn, nach der Lesung. Lob für den Autor gab es auch aus den Reihen des Publikums. „Man merkt, dass Sie das gerne machen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich eine Zuhörerin, nachdem der Schriftsteller sein Buch für sie signiert hatte. 

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