Als Gebrauchsgrafiker gut im Geschäft, als Maler wenig bekannt – unzähligen Absolventen von Kunsthochschulen ist es so ergangen wie Kurt Claußen-Finks. Sein Atelier diente in erster Linie dem Broterwerb. Doch dort entstand auch großartige Landschafts- und Marinemalerei. Eine Ausstellung des Overbeck-Museums zeigt ab morgen eine Auswahl aus dem Werk des Bremer Künstlers, der im Juni 100 Jahre alt geworden wäre.
Vegesack. Kurt Claußen-Finks? Ein durchschnittlich Kulturinteressierter müsste sicher passen: Nie gehört! Aber gesehen. Wer weiß schon, dass beispielsweise die Schriftzüge am Konzertsaal "Die Glocke" oder an der Sparkasse am Brill Claußen-Finks’ geistiges Eigentum waren. Als Grafiker besaß der 1913 geborene Bremer einen guten Ruf, immer wieder bestätigt durch Aufträge zahlreicher alteingesessener Firmen.
Seine Ausbildung hatte Claußen-Finks an der heutigen Hochschule für Künste erhalten, die Anfang der 1930er Jahre Kunstgewerbeschule hieß, bevor sie 1934 von den NS-Kulturfunktionären in "Nordische Kunsthochschule" umbenannt wurde. Als er gerade im Begriff war, sich beruflich zu etablieren, kam der Krieg. An diesem Punkt ergibt sich eine erste, eine biografische Parallele zu den Worpsweder Malern der zweiten Generation. Die künstlerische besteht im regionalen Bezug der meisten Bilder, im Blick auf das Licht über der Landschaft, die so viele Bilder Fritz Overbecks wie auch Kurt Claußen-Finks kennzeichnen.
Die rund 60 Gemälde, die Museumsleiterin Katja Pourshirazi für die Ausstellung arrangiert hat, zeigen ganz überwiegend Motive der norddeutschen Küste. Hafenszenen, maritimes Flair, Eindrücke des weiten, flachen Landes und des Himmels, der sich darüber spannt. Claußen-Finks’ Malerei ist naturalistisch mit starkem impressionistischen Einschlag. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts war dieser Stil "so wenig en vogue, dass er schon fast wieder fortschrittlich war", urteilt Katja Pourshirazi. Eine eigene Handschrift entwickelte Claußen-Finks, indem er in vielen seiner Aquarelle, Gouachen und Pastelle die dargestellten Objekte mit markanten Filzstiftlinien konturierte. Gleich im ersten Raum der Ausstellung begegnet der Besucher mehreren solchen Werken.
Die Bilder der Ausstellung "Im Licht Norddeutschlands" sind Leihgaben des Deutschen Sielhafenmuseums in Carolinensiel. Dort befindet sich Claußen-Finks’ künstlerischer Nachlass. Seine Witwe hatte es 2006 so verfügt. Weitgehend ausgeblendet wird in der Schau, was Kurt Claußen-Finks auf anderen künstlerischen Gebieten schuf, und das war nicht wenig. Er beherrschte den Holz- und Linolschnitt, den Kupferstich, er führte selbst Schmiede- und Steinmetzarbeiten aus. Von seiner Hand stammt zum Beispiel das Taufbecken in der Kirche St. Pauli in der Bremer Neustadt.
Teil der Claußen-Finks-Ausstellung ist eine eigens für diesen Anlass arrangierte Auswahl von Bildern Fritz und Hermine Overbecks. Der Besucher wird angeregt zu vergleichen, auf welche Weise die Künstler das "Licht Norddeutschlands" einfingen. Erstmals wird dabei das lange verschollen geglaubte Bild "Ein stiller Winkel" von Fritz Overbeck zu sehen sein, das ein Lübecker Sammler kürzlich dem Overbeck-Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat (wir berichteten).
Die Vernissage am morgigen Sonntag wird ab 11.30 Uhr auch einen akustischen Leckerbissen bieten. Wanja und Günter Brinkmann (Violine, Klavier) führen eine Sonatine auf, die Kurt Claußen-Finks 1948 in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft komponierte. "Soweit ich weiß, ist die noch nie öffentlich gespielt worden", sagt Katja Pourshirazi.
"Im Licht Norddeutschlands": Ausstellung im Overbeck-Museum, Alte Hafenstraße 30, vom 21. April bis 23. Juni. Geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter www.overbeck-museum.de.
Fasziniert vom Licht Norddeutschlands
Overbeck-Museum lädt zur Wiederentdeckung des Bremer Künstlers Kurt Claußen-Finks ein
Zitat:
"Sein Stil war so wenig en
vogue, dass er fast schon wieder fortschrittlich war."
Museumsleiterin Katja Pourshirazi