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Geschäftsbericht Kerngeschäft Heimservice

Getränke Gehlert zieht um, um zukunftsfähig zu bleiben und bleibt dem Standort Vegesack trotzdem treu. Wo das Unternehmen seinen neuen sitz haben wird.
26.10.2022, 18:00 Uhr
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Von Daniela Schilling/DAN

Mit fast 145 Jahren, davon allein 120 Jahre unter dem aktuellen Namen, gehört Getränke Gehlert in Bremen zu den ältesten Unternehmen seiner Branche. Dass sich die Vegesacker so lange erfolgreich neben zahlreichen Mitbewerben, Abhol-Märkten und der Online-Konkurrenz behaupten konnten, liegt auch daran, dass man dem Kerngeschäft treu geblieben ist: Der Belieferung von Privatkunden, Vereinen und Firmen mit Getränken. Auch der Standort ist unverändert geblieben und befindet sich seit Gründung im Jahr 1878 an der Uhthoffstraße. Das wird sich jedoch im kommenden Jahr ändern, denn Getränke Gehlert zieht um.

Die Adresse und der Namen Gehlert sind in den Köpfen vieler Nordbremer fest miteinander verknüpft. Dennoch war laut Inhaber Sebastian Hadler bereits seit 2017 klar, dass die Aufnahmefähigkeit des Lagers seine Grenzen erreicht hat. Trotzdem wurde 2018 bei der Neuschließung der Pachtverträge mündlich vereinbart, dass das Unternehmen am Stammsitz bleibt. „Ich habe Wilfried Gehlert versprochen, dass wir so lange bleiben, wie er lebt“, erinnert sich Hadler. 2020 verstarb Wilfried Gehlert und die Suche nach einem neuen Betriebsgelände wurde wieder Thema. Als Rahmen legte Sebastian Hadler fest, dass es sich in Bremen-Nord befinden muss. „Nach Schwanewede oder ins Umland zu gehen war nie ein Thema. Auch wollten wir in der Nähe von Vegesack bleiben“, so Hadler. Also zog er den Suchradius zwischen Lesum und Blumenthal und wurde schließlich nur 380 Meter Luftlinie entfernt an der Hermann-Fortmann-Straße 19 fündig.

Am neuen Standort stehen rund 1500 Quadratmeter Gesamtfläche zur Verfügung. Allein 500 Quadratmeter davon sind Hallenfläche. An der Uhthoffstraße dagegen umfasst die Gesamtfläche 500 Quadratmeter. Diese wurde durch zahlreiche Erweiterungsbauten im Laufe der Jahrzehnte komplett ausgeschöpft. Neben dem Lager, von dem sich ein Teil im ehemaligen Pferdestall befindet, sind auch die Verwaltung und Wohngebäude auf dem Areal verortet. Ein verbautes Gelände, das nach dem Umzug, der am 2. Januar abgeschlossen sein soll, einer neuen Nutzung zugeführt wird: Dort werden Wohnungen gebaut.

Die räumliche Vergrößerung ist nur ein Teil der Zukunftspläne, die Sebastian Hadler für sein Unternehmen verwirklichen will. „Mehr Platz bedeutet mehr Kapazitäten, wodurch wir die Möglichkeit haben, mehr Kunden zu akquirieren“, so Hadler. Allerdings muss dies nach dem Umzug noch etwas warten, denn es fehlt an Personal. „Es ist aktuell schwierig, Mitarbeiter zu bekommen. Damit befinden wir uns in der entgegengesetzten Position wie noch vor ein paar Jahren. Damals waren wir personell gut besetzt, hatten aber keinen Platz, um das Auftragsvolumen zu erhöhen“, berichtet Hadler. „Aber es bringt nichts, nur bis morgen zu denken, also nehmen wir die Dinge nacheinander in Angriff."

Dass mehr Lagerplatz gebraucht wird als früher, liegt nach den Worten des Inhabers auch daran, dass es immer mehr Getränkesorten und Gebindegrößen gibt. „Allein die klassische Cola gibt es in zehn verschiedenen Packungsgrößen von der Glasflasche über PET bis zur Dose. Fritz Cola bietet 13 verschiedene Produkte in jeweils zwei unterschiedlichen Größen“, zählt Hadler Beispiele auf. Hinzu käme eine große Zahl an Biersorten, Mineralwässern und mehr. „Das alles zu lagern ist eine logistische Herausforderung.“ Viele Produkte werden von den Lieferanten zudem nur palettenweise abgegeben, wodurch Randprodukte kaum kostenadäquat beschafft werden können. Das führe dazu, dass einige Produkte nicht bei Getränke Gehlert erhältlich sind „Wir können keine 15.000 Artikel vorhalten und uns auch nicht mit Abholmarktketten messen, die zentral große Mengen einkaufen“, so Hadler.

Trotzdem sieht der Unternehmer die genannten Märkte und Mitbewerber aus dem Umland nicht als direkte Konkurrenz. Jeder lege seinen Fokus unterschiedlich. „Uns hat während Corona die Belieferung der Privatkunden über Wasser gehalten, während Mitbewerber mit ihren Abholmärkten durch die Pandemie gekommen sind“, berichtet Sebastian Hadler. Auch Onlineanbieter hätten kaum Einfluss auf das Nordbremer Unternehmen. „Man wird an zwar an ihnen gemessen, weil sie die gesamte Stadt mit Plakaten überschwemmt haben, was sie jedoch nicht bieten, ist der direkte Kundenkontakt und die Möglichkeit, alles analog abzuwickeln“, so Hadler. Damit meint er die Möglichkeit, neben der Onlinebestellung auch telefonisch ordern zu können sowie die Option, bei Lieferung an der Haustür zu zahlen. Durch das kleine Team werden Kunden zudem zumeist vom immer gleichen Mitarbeiter beliefert. „Ein bekanntes Gesicht, so wie der Postbote“, sagt Hadler und lacht.

Zur Sache

Die Geschichte des Unternehmens

Getränke Gehlert ist der älteste Getränkelieferant in Bremen Nord. Gegründet wurde das Unternehmen 1878 unter dem Namen Krummwiede. Als die Firma 1903 Konkurs anmeldete, kaufte Otto Gehlert sie auf und firmierte um. Zum Unternehmen gehörte damals auch die Gaststätte Aumunder Hof. Limonaden und Mineralwasser wurden selbst hergestellt und Bier eigenhändig in Flaschen abgefüllt. Mit dem Einstieg des Inhabersohns Ehrich Gehlert wurde das Portfolio um Flaschenbier für den Lebensmittelhandel erweitert. 1967 kam mit Wilfried Gehler die dritte Generation ins Unternehmen. Mit ihm wuchs es, indem er zahlreiche Kneipen, Lebensmittelgeschäfte und Hausverkäufe einrichtete. Es folgte jedoch der Siegeszug der Vollsortimenter und die große Stadtsanierung, wodurch das Unternehmen einen Großteil dieser Standbeine wieder verlor. Durch das konsequente Erschließen neuer Geschäftsfelder, den Anspruch mit den technischen Entwicklungen der Zeit mitzugehen und stetigen Sortimentsanpassungen konnte sich Getränke Gehlert in schwierigen Zeiten dennoch behaupten.

1996 kamen mit dem Partyservice, dem Heimservice und dem Verleih von mobilen Zapfanlagen Bereiche hinzu, die bis heute zu den wichtigen Standbeinen des Unternehmens gehören. Immer noch werden Privatkunden beliefert genauso wie Geschäftskunden, öffentliche Einrichtungen, Vereine und Gastronomien. Auch bei privaten und öffentlichen Veranstaltungen sorgt das Unternehmen für Getränke und Equipment.

2013 fand ein größerer Wechsel statt. So übernahm Walter Meyerhuber, der fast 30 Jahren als Fahrer bei Getränke Gehlert tätig gewesen war, das Unternehmen als Pächter. Auf ihn folgte 2019 Sebastian Hadler, der dort seit 2013 arbeitete. Bis heute leitet er das Unternehmen als Inhaber und versorgt mit seinem vierköpfigen Team die zahlreichen Kunden zwischen Lilienthal und Bremen-Nord mit Getränken.

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