Eine interaktive Zeitreise rund um die Seefahrt, deren Handwerk und Fertigkeiten in der Zeit um 1845 in Vegesack unternahm eine achtköpfige Kindergruppe im Geschichtenhaus im Alten Speicher. Hier gab es Einblicke in die Werft des Bootsbauers Johann Lange. Ganz praktisch wurde es dabei in der Seilerei. „Wer möchte jetzt drehen?“, fragte Algott, der Seiler, alias Christian M. Alle Arme flogen hoch. Die einen sahen dann zu, zwei andere halfen Algott mit Warbel und an der Kurbel der Seilerbahn, ein Seil zu winden beziehungsweise zu verdrillen.
„Gar nicht so schlecht für das erste Mal“, lobte der Seiler nach getaner Arbeit seine Helfer. Das Interesse der Mädchen und Jungen beeindruckte den traditionell gekleideten Algott so sehr, dass er seine Helfer am liebsten als Lehrlinge eingestellt hätte. Auf den Schiffen wurden Seile und Taue zu Johann Langes Zeiten mit dem plattdeutschen Wort Reepe bezeichnet, die Seilerei deshalb Reeperbahn genannt.
Kinder dürfen selbst Hand anlegen
Zur Werft im Geschichtenhaus gehören auch Schmiede und Bootsbauerei. In der Schmiede gab es Amboss, Esse, Feuer-Haken und Zangen zu sehen. Der Bootsbauer brauchte damals vor allem Werkzeuge zur Holzverarbeitung wie Gestellsäge, Hobel, Hammer und Stecheisen.
Nächste Etappe für die Kindergruppe war ein Besuch im Hafen. Hier war Fingerfertigkeit beim Einüben Knoten wie Palstek und Kreuzknoten gefragt. Der Palstek ist eine feste Schlaufe und der in der Seefahrt am häufigsten verwendete Knoten. Die Schlaufe wird zum Beispiel zum Festmachen eines Schiffes über den Poller gelegt. Der Kreuzknoten dient dazu, zwei Seile fest miteinander zu verbinden.
An einer weiteren Station stand der Bau eines Schaufelsrad-Modells auf dem Programm. Hier flogen die Hämmer. Es mussten Nägel eingeschlagen und per Blatt-Kreuz-Verbindung das Schaufelrad angefertigt werden. Als Vorlage diente eine stark vergrößerte Briefmarke mit dem Motiv des Dampfschiffes „Die Weser“.
Am besten habe ihm die Seilerei gefallen, sagte der sechsjährige Johannes nach dem Besuch. Seiler Algott schenkte jedem Kind ein Seil. Im Kontor hatte der Aktionsvormittag mit einer Einführung begonnen. Zwischendurch ließ sich immer mal wieder Shamir blicken. Shamir war ein indischer Kapitän und entsprechend gewandet wie auch alle weiteren Helfer und Mitarbeiter an den einzelnen Stationen.