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Jacobs University Zwischen Zweifel und Zuversicht

Eine Schweizer Hochschule steigt als Mehrheitsgesellschaft in die Jacobs University ein und will einige Veränderungen umsetzen. Auf dem Campus herrscht dazu ein geteiltes Meinungsbild.
24.09.2021, 16:00 Uhr
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Von Judith Kögler

Grohn. Nachdem am Dienstag dem Eigentümerwechsel der Jacobs University zugestimmt wurde, ist offiziell klar: Die Schweizer Hochschule "Schaffhausen Institute of Technology - SIT" wird die Anteile der Stadt übernehmen. Hinter der SIT steht der international tätige IT-Unternehmer Serguei Beloussov. Seine Investition von bis zu 50 Millionen Euro will er laut Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (SPD) vor allem für den Ausbau des Universitätsangebotes im Bereich "Künstliche Intelligenz" und der Weiterentwicklung der klassischen Computertechnologie an der Jacobs University nutzen. Um eine stabile wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, sei außerdem eine Anhebung der Studierendenzahlen auf bis zu 4500 Studenten geplant. Ungefähr ein Drittel von ihnen solle vor Ort studieren, die übrigen absolvieren ihr Studium digital oder hybrid. Jedoch wird das gemeinschaftliche Campusleben in der Grohner Bildungseinrichtung im Besonderen gepflegt. 

Wie diese Aspekte also miteinander zu vereinbaren sind, ist auf dem Campus selbst bereits seit Längerem Thema unter den Studierenden. "Es wird viel gemutmaßt", berichtet die Studentin Ana Brajic. Sie und ihre Kommilitonen Elizabeta Borisova und Ariunbaatar Ganbaatar sind im dritten Jahr an der privaten Hochschule immatrikuliert. Auch in der Vergangenheit hätten sie nicht viel über die laufenden Verhandlungen erfahren. Sie mussten also "darauf vertrauen, dass die Dinge einen positiven Lauf nehmen", so Borisova. Wie die internationalen Studenten die Lage zum Beschluss des Senats einschätzen.

Mathew Perez (17 Jahre, Biochemie): "Ich freue mich darüber, dass ein neuer Investor gefunden wurde. Sein Fokus auf Forschung kann der Universität helfen, sich weiterzuentwickeln und ihre Effizienz zu steigern. Auf diese Weise könnten neue Innovationen entwickelt werden. Ich denke nicht, dass geisteswissenschaftliche Studiengänge ein Nachsehen gegenüber den technologischen haben werden. Wir waren schon immer eine interdisziplinäre Hochschule und das wird auch mit Sicherheit so bleiben."

Alex Warken (18 Jahre, Gesellschaft/Medien/Politik): "Ehrlich gesagt haben wir Studierende bisher noch gar nicht so viele Informationen über den Eigentümerwechsel erhalten. Ich denke, dass wird in den kommenden Tagen aber nachgeholt - vielleicht in Form einer offiziellen Informationsveranstaltung. Klar machen sich vor allem Studierende der Sozial- und Geisteswissenschaften Gedanken über den Fortgang dieser Studiengänge. Aber ich glaube, dass sie auch in Zukunft gleichwertig behandelt werden."

Hersa Bregu-Li (21 Jahre, Internationale Beziehungen): "Ich bin jetzt in meinem dritten und letzten Jahr hier an der Jacobs University. Die Gerüchte um einen neuen Investor begleiten mich seit dem zweiten akademischen Jahr. Wir wussten alle, dass es bald passieren wird. Es kam also nicht sehr überraschend und für mich ist der Eigentümerwechsel auch in Ordnung. Wir als Studierende haben zwar noch keine konkreten Informationen erhalten. Was wir aber wissen, ist, dass der neue Eigentümer einen wissenschaftlichen Fokus auf Technologie und Naturwissenschaften legen will. Das ist traurig, vor allem für die geisteswissenschaftlichen Fächer. Und ich glaube auch, dass einige von ihnen dadurch negativ beeinflusst werden."

Anthony Fruits (20 Jahre, Internationale Geschäfte): "Ich weiß bisher nur, dass die Anteile an eine Hochschule aus der Schweiz gehen. Wir haben dazu eine E-Mail erhalten. Einige Studenten erwarten, dass es hier zukünftig etwas strenger zugehen wird und mehr Studenten angenommen werden. Aber das sind nur Mutmaßungen. Es könnte außerdem gut sein, dass sich der wissenschaftliche Fokus mehr in Richtung Technologie verschiebt. Man muss jetzt wohl einfach abwarten."

Kevin Nzeyimana (18, Wirtschaftsingeneurwesen): "Es sind gute Neuigkeiten. Ich bin froh, dass ein Investor gefunden wurde. Es ist mein erstes Jahr an der Uni. Dementsprechend bin ich erst seit sechs Monaten hier, hatte aber die Befürchtung, dass die Hochschule pleite gehen könnte. Dann hätte ich mein Studium nicht beenden können. Aber die Dinge scheinen sich ja zum Positiven zu entwickeln. Ich bin erleichtert."

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