Drei Minuten vor Schluss musste bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen dringend eine Planänderung her. Die Handball-Männer waren beim Elsflether TB (22:24) mit 18:22 ins Hintertreffen geraten, weil der ETB-Goalgetter Florian Doormann in der Partie schon seinen zwölften Treffer in die Maschen der „Schwäne“ versenkt hatte. Jetzt mussten schnelle Ballgewinne her, deshalb ordnete Henning Schomann eine offene Manndeckung an.
„Elsfleth hatte ja auch vorher schon für jeden seiner Angriffe gefühlt 70 Sekunden gebraucht“, erklärte der HSG-Trainer sein Vorgehen.
Seine Taktikwechsel ging zunächst auf, da John Westermeier, Tim Paltinat und Cedric Scharnke flott auf 21:22 verkürzten. Das weckte Hoffnungen. Als sich die Hausherren 51 Sekunden vor Schluss mit dem Treffer zur 23:21-Führung ganz wichtige Atemluft verschafften, riskierte die HSG Schwanewede/Neuenkirchen mit dem siebten Feldspieler zwangsweise noch eine Schippe mehr.
Die erhoffte Wirkung blieb aus, denn die Gäste vertändelten den Ball und wurden mit dem Wurf ins verwaiste Tor zum 21:24-Rückstand bestraft. Zwei Sekunden vor Schluss blieb Cedric Scharnke nur noch der Anschlusstreffer zur 22:24 (9:13)-Niederlage übrig, mehr nicht.
Das Ergebnis tut den „Schwänen“ gleich doppelt weh, da der Gastgeber aus der Wesermarsch in der Tabelle nicht nur an ihnen vorbeigezogen ist. Auch der für die Platzierung wichtige direkte Vergleich im Falle einer Punktgleichheit ging nach der 26:27-Hinspielniederlage hauchdünn an den ETB. Die „Schwäne“ stehen dagegen nach ihrer sechsten Niederlage am Stück mit 15:27 Zählern nur noch einen Pluspunkt besser da als der Drittletzte HSG Hunte-Aue Löwen (14:30). Sie logieren damit exakt vor dem Platz, der aufgrund der Mehrabsteiger aus der 3. Liga nicht mehr zum Klassenerhalt reichen dürfte.
„Wir haben es weiter in unserer Hand und müssen in den nächsten Spielen punkten“, gibt sich Henning Schomann äußerlich gelassen. Drei Spiele bleiben seiner Mannschaft noch gegen den Tabellensechsten HC Bremen (zweimal) und den Achten SV Beckdorf, mindestens vier Zähler sollten dabei herausspringen, um sich retten zu können. Denn die drei unter ihnen stehenden Teams Hunte-Aue Löwen, Hatten-Sandkrug (12:30) und Haren (10:28) müssen teilweise noch gegeneinander antreten und hatten zuletzt auch sonst überraschende Punkte eingefahren. „Wir haben noch zwei intensive Wochen vor uns“, sagte der HSG-Trainer.
Intensiv war auch das Videostudium, dass Henning Schomann einen Tag vor dem Anpfiff des „Weserseiten-Derbys“ mit seiner Mannschaft hinsichtlich des Gegners betrieben hatte. Das zahlte sich genauso wenig aus wie die Ausfälle der drei ETB-Spieler Ruven Rußler, Chris Danielzik und Fynn Oberegger, die sich bislang für 175 Tore in der Saison verantwortlich zeigten. „Elsfleth hat sein Ding runtergespielt und wir haben es zugelassen“, bemängelte Henning Schomann.
Trotzdem sprach der Start ins Spiel zunächst ganz für die HSG Schwanewede/Neuenkirchen, als sie durch die Treffer von Torben Lemke (4:2) und Niklas Mechau (6:4) jeweils mit zwei Toren führte. Zehn Minuten später waren aber schon die Gastgeber mit ihrer 10:7-Führung am Drücker und ließen die „Schwäne“ in der Folgezeit nie näher als bis auf ein Tor an sich heran.
„Wir waren mental nicht voll da und treffen in vielen wichtigen Situationen die falschen Entscheidungen“, krittelte Henning Schomann. Als Beispiel führte er das Überzahlspiel an, das seine Mannschaft innerhalb der vier gegnerischen Zeitstrafen nur knapp mit 3:2 für sich entschied. Die Hausherren nutzten dagegen drei HSG-Zeitstrafen zu 4:1 Toren. Das war einer von vielen kleinen Faktoren, die letztlich den Ausschlag gaben. „Wir sind nicht zu 100 Prozent konzentriert ins Spiel gegangen, außerdem fehlte uns die nötige Körperspannung, und die Lockerheit“, stellte der HSG-Trainer fest. Jannis Nowitzki bewahrte seine Mannschaft mit starken Paraden sogar noch vor einer höheren Niederlage. „Da wir die ganze Zeit einem Rückstand hinterherlaufen, ist unsere Niederlage nicht unverdient“, legte sich Henning Schomann fest.