Der Frust war bei den Oberliga-Handballern der HSG Schwanewede/Neuenkirchen maximal. Ihr Verein hatte einen enormen Aufwand betrieben, um das Heimspieldebüt gegen den TuS Rotenburg mit einem stimmungsvollen Fantag zu zelebrieren. Doch dann kam dieser fürchterliche Schwinger 38 Sekunden vor Ultimo, der ihnen die 20:21 (12:7)-Niederlage bescherte. Es war die erste und einzige Führung der Wümmestädter in den gesamten 60 Minuten, aber die genügte ihnen, um beide Punkte mit auf die Heimreise zu nehmen. „Für unseren Fantag war es das Worst-Case-Szenario“, gab HSG-Trainer Thorben Kruse nach dem Abpfiff zu.
Bis zu 550 Personen dürften zur Saisoneröffnung bei der traditionellen Präsentation aller HSG-Mannschaften in der Halle gewesen sein. Als das Oberliga-Match angepfiffen wurde, waren immer noch rund 380 davon in der „Heidehölle“ geblieben. Ob sie wussten, das dieses Event inklusive der Heimpremiere zwischenzeitlich auf der Kippe stand? Rund fünf Wochen soll es her gewesen sein, dass der Boden in der Sporthalle nach einer Generalreinigung dem einer Eislaufarena glich. Trotz mehrfacher Reklamationen von verschiedensten Seiten bei der Gemeinde sei er erst am Donnerstag vor dem Match überarbeitet worden. Am Freitag und am Spieltag rückte die HSG Schwanewede/Neuenkirchen dem Boden zusätzlich zu Leibe.
Das war im Vorfeld jedoch nicht das einzige gewesen, das die „Schwäne“ beschäftigte. Ihnen war bei der frühzeitigen Kontrolle ihres Equipments aufgefallen, dass ihr Hochleistungsbeamer unter der Hallendecke verschoben war. Sie wollten ihn unter der Zuhilfenahme eines Gerüsts neu ausrichten und dabei auch gleich dessen Linsen reinigen, weil er die Farben nicht mehr gut darstellte. Bei Letzterem war jedoch eine Wartung nötig, zum Glück bekamen sie ein gleichwertiges Ersatzgerät gestellt.
Und noch etwas war bei der HSG Schwanewede/Neuenkirchen anders: Thomas Hannemann bildete zusammen mit Fabian Meyer das Hallensprecherduo, nachdem er sich im Juni 2023 nach 20 Jahren am HSG-Mikrofon eigentlich zur Ruhe gesetzt hatte. Er wird in der Sprecherkabine wieder häufiger zu sehen sein, weil er dort Jan-Peter Lemke ersetzt. „Ich habe Jan-Peter versprochen, dass ich für den Verein da bin, wenn es ihm mal schlechter gehen sollte. Das habe ich wahr gemacht“, erklärte Hannemann sein Comeback.
Die Heimpremiere der „Schwäne“ selbst verlief lange Zeit nach dem Geschmack ihrer Schwaneweder Fans. Während die Gäste vor allem im ersten Durchgang eine unterirdische Wurfquote aufwiesen und zudem am tadellos aufgelegten HSG-Schlussmann Dominik Koppenstein (61 Prozent gehaltene Bälle vor der Pause) scheiterten, setzten sich die Gastgeber auf 4:0 ab (6.). Obwohl sie sich im Angriff das ganze Spiel hindurch schwertaten, lagen Sie zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff mit 12:5 vorne. Bis zehn Sekunden vor der Halbzeit eine folgenschwere Entscheidung fiel, die bei den HSG-Verantwortlichen Fragezeichen hinterließ. Denn bei ihnen sah Malte Luhrmann die Rote Karte, weil er den Ball nach einem Pfiff gegen ihn nicht schnell genug an Ort und Stelle abgelegt hatte. „Eigentlich wird so etwas erst in den letzten 30 Sekunden zum Ende eines Spiels so hart bestraft. Laut den Schiedsrichtern gilt das jetzt auch zum Ende der ersten Halbzeit“, zeigte sich Thorben Kruse über diese angebliche Änderung erstaunt. Eine spätere Recherche seinerseits bestätigte diese Auskunft der Unparteiischen nicht. Seinem Team fehlte damit neben dem ohnehin ausgefallenen Nikias Scharnke ein klarer Spielgestalter. Große Probleme im Positionsangriff sorgten zudem dafür, dass die Gastgeber einen 19:15-Vorsprung in den finalen acht Spielminuten noch komplett aus der Hand gaben.