Es ist offenbar die neue Qualität der HSG Schwanewede/Neuenkirchen, sich in der Handball-Oberliga der Männer selbst in kniffligen Situationen nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Diese Coolness zeigte sie nicht nur vor Wochenfrist beim 33:30-Überraschungserfolg in Haren, sondern auch im Freitagsspiel gegen den HC Bremen, in dem sie beim 32:30 (15:12)-Auswärtssieg die Nerven behielt.
„Das spricht für die Mannschaft“, freute sich der HSG-Trainer Thorben Kruse über die erneut an den Tag gelegte mentale Stärke seiner Spieler. Die war im Abstiegskampf enorm wichtig, weil die Kruse-Crew damit ihren Vorsprung auf den ebenfalls erfolgreichen OHV Aurich II behauptete. Zwei Zähler und im Falle einer Punktgleichheit auch der maßgebliche gewonnene direkte Vergleich trennen die HSG vier Spieltage vor dem Saisonende von der Drittligareserve, die den ersten Abstiegsplatz einnimmt. Zugleich zogen die „Schwäne“ in der Tabelle an der punktgleichen TSG Hatten-Sandkrug auf den viertletzten Platz vorbei.
Im Kellerduell beim Schlusslicht HC Bremen machten die Endspurtqualitäten der „Schwäne“ in den letzten dreieinhalb Minuten den Unterschied. Bis dahin hatten sie einen komfortabel geglaubten 25:20-Vorsprung aus den Händen gegeben (46.) und der aus lauter A-Jugendlichen bestehenden Bremer „Rasselbande“ mit 29:28 den Vortritt gegeben. „In der Zeit hatten wir komplett den Faden verloren, im Angriff zu viele Bälle weggeworfen und in der Abwehr zu passiv gestanden“, bemängelte Thorben Kruse die Schwächephase seines Teams.
In der Hinrunde wären die Gäste jetzt womöglich komplett zusammengebrochen, mit der neuen mentalen Stärke jedoch nicht. Die Wende läutete Jonas Keller mit seinem Rückraumtreffer zum 29:29 ein, der gegen seinen früheren Jugendklub eine starke Vorstellung zeigte. Danach leistete sich der Tabellenletzte zwei leichte Ballverluste, die Cedric Scharnke im Angriff mit zwei erfolgreichen Zweikämpfen auf halblinks zum 31:29-Vorsprung nutzte. Und als die Gastgeber anschließend am HSG-Schlussmann Lukas Helmke scheiterten, der sich mit einem Urlaubstag doch noch von seiner beruflichen Verpflichtung loseisen konnte, schnürten die „Schwäne“ den Sack komplett zu. Dafür sorgte gegen die nun offene HC-Manndeckung eine Ballstafette über John Westermeier und Tim Paltinat zum völlig frei an den gegnerischen Sechsmeterkreis einlaufenden Kevin Ritter, der zum alles entscheidenden 32:29-Vorsprung traf.
„Der Erfolg war superwichtig, gerade weil er auf dem Papier so scheinbar leicht wirkte“, atmete Thorben Kruse auf. Seine Mannschaft konnte sich im ersten Durchgang auf eine griffige, zweikampfstarke Abwehr stützen, ließ dabei aber bei der Chancenverwertung im Angriff den ein oder anderen Wunsch offen. Trotzdem reichte es, um die Zügel über 10:6 und 15:12 in der Hand zu haben. Das schien sich mit dem komfortablen 20:15-Vorsprung auch zu Beginn des zweiten Durchgangs fortzusetzen. Thorben Kruse, der die HC-Spieler Pierre-Maurice Kohaupt und Luc Schreiber in der C-Jugend selbst einmal trainiert hatte, bescheinigte John Westermeier und Mathis Winkel nach dem Seitenwechsel eine gute Arbeit im Innenblock der Abwehr.
An diesem Dienstag treffen sich die „Schwäne“ zu einer lockeren Trainingseinheit inklusive Belohnungsfußball, danach bekommen sie für den Rest der Woche frei. In der Folgewoche starten sie in die Vorbereitung auf das wichtige Heimspiel am 29. April gegen den Tabellennachbarn TSG Hatten-Sandkrug, das aufgrund der Punktgleichheit der beiden Teams und des möglicherweise wichtigen direkten Vergleichs eine besondere Würze hat.