Schwanewedes Hallensprecher Thomas Hannemann schob den Regler am Mischpult kräftig hoch. Schon wummerte der Hit „Wieder alles im Griff“ von Jürgen Drews während des Heimspiels gegen den TV Schiffdorf gleich noch einmal durch die „Heidehölle“. Ja, die Verbandsliga-Handballer der HSG Schwanewede/Neuenkirchen hatten den Tabellenzweiten wirklich gut im Griff gehabt. Und wer das von den 315 stimmungsvollen Zuschauern nicht glauben konnte, der musste während der Partie halt immer wieder auf die Anzeigetafel schauen. Die verkündete am Ende eines intensiven Duells einen 26:21 (10:11)-Heimsieg der „Schwäne“ und damit die verdiente Revanche für den 29:33-Hinspiel-K.o.
Mit dem Einsetzen der Schlusssirene stürmten die „Schwäne"-Akteure jubelnd aufeinander zu. Selbst der am Kreuzband verletzte Niklas Mechau kam von der obersten Tribünenreihe hinunter, um mit seinen Mitspielern zu feiern. „Bei uns war schon viel Risiko mit im Spiel“, verriet HSG-Trainer Tizian von Lien. Noch nie war seine Mannschaft über den Großteil einer Partie mit einer 3:2:1-Deckung zu Werke gegangen, noch nie griff sie derart lange mit dem siebten Feldspieler an. Der B-Lizenzinhaber war sich jedoch nach einem Videostudium sicher gewesen, dass die stärkste Offensive der Liga nur so gestoppt werden kann.
Die Eindrücke beim Abschlusstraining hatten allerdings exakt das Gegenteil befürchten lassen. Von Lien ließ sich davon nicht beeindrucken und machte seinen unsicher gewordenen Spielern bei der Kabinenansprache noch einmal Mut. „Mir ist es lieber, wenn wir die Zweikämpfe bei elf Metern anstatt in Kreisnähe verlieren“, betonte er. „Ich hätte nicht gedacht, dass es mit der offensiven Abwehr wirklich klappt“, gab HSG-Kreisläufer Lars Winkel nach dem Ablauf der 60 Spielminuten zu. „Aber wir hatten von Beginn an alle Bock auf das Spiel“, und das merkte man den Hausherren in jeder Spielsekunde an.
Lars Winkel hatte sich wechselweise mit Moritz Voskamp um den Schiffdorfer Torjäger Joel Hoppe (drei Tore im Spiel) gekümmert, John Westermeier und Kevin Ritter rieben den TVS-Linkshänder Julian Langwucht (7) in Zweikämpfen auf. Dazu leistete Cedric Scharnke sowohl als Vorgezogener in der Abwehr als auch als Halblinker im Angriff ein enormes Laufpensum ab. Ein weiterer Grund, weshalb die Gäste deutlich unter ihrem 33-Tore-Schnitt blieben, stand im Schwaneweder Tor, und dem brummte nach einem kapitalen Kopftreffer ziemlich der Schädel. Aber auch das hielt Dominik Koppenstein nicht davon ab, den Gästen weiter beste Torchancen abzuknöpfen. „Die Abwehr hat es mir insgesamt leichter gemacht“, lobte der 20-Jährige zunächst seine Vorderleute, um auf genauere Nachfrage zuzugeben, dass er „einen Sahnetag erwischt“ hatte.
„Ich habe gesagt, dass wir Schiffdorf nicht zwingend unter 25 Toren halten müssen. Das hat er wohl persönlich genommen“, sagte Tizian von Lien und lachte. Sein Angriff musste im rassigen Spiel Match mit hohem Unterhaltungswert viele Register ziehen, um zum Torerfolg zu kommen. Ein Ziel war es, den TVS-Innenblock mit einer schnellen Passfrequenz auseinanderzuziehen, damit Cedric Scharnke, Kevin Ritter oder Marco Wilhelms durch die Lücken gehen können. „Das hat zwar nur semi geklappt, dafür konnten wir unseren Kreisläufer anspielen“, meinte Kevin Ritter. Fünf der sechs Siebenmeter holten Winkel und Westermeier daraufhin heraus. Die Gäste gerieten ins Taumeln, nachdem Marco Wilhelms und Cedric Scharnke zum 21:17 trafen. Als Marco Wilhelms dann auch noch einen Schiffdorfer Pass abfing und Torben Pilger den Konter per Heber zum 22:17 abschloss, war das Publikum endgültig aus dem Häuschen (55.). „Der Heber war frech. Aber ich wusste, dass wir gewinnen, wenn der reingeht“, schmunzelte Torben Pilger im Nachhinein über seinen Treffer. Und er behielt recht.