Til Sonnewald war in der Handball-Verbandsliga der Männer maximal frustriert. Der Linksaußen der HSG Schwanewede/Neuenkirchen schnappte sich nach dem 26:26 bei der HSG Seevetal/Ashausen den Ball und drosch ihn mit dem Fuß quer durch die Halle. Fast hätte der Blondschopf kurz zuvor die Möglichkeit gehabt, den Siegtreffer für sein Team zu erzielen. Aber eben nur fast.
Denn nachdem Marco Wilhelms den Gastgebern die kleine Lederkugel acht Sekunden vor Schluss stiebitzt hatte, warf er das Spielgerät unter Bedrängnis zum nach vorne sprintenden Sonnewald. An der Mittellinie bekam ein Seevetaler Akteur jedoch gerade noch die rettenden Finger an den Ball und hinterließ damit bei den „Schwänen“ ein enttäuschtes Gefühl. Sie hatten sich gegen den Tabellenzehnten mehr erhofft und ließen die Köpfe entsprechend hängen. Der Schwaneweder Trainer Thorben Kruse sah das völlig anders und versuchte, seine Mannschaft zusammen mit dem Teammanager Henning Schomann moralisch wieder aufzurichten. „Wir haben in einem unangenehmen Auswärtsspiel die Nerven bewahrt. Bei der knackigen Atmosphäre muss man erst einmal einen Punkt holen. Den nehmen wir liebend gerne mit“, bilanzierte Kruse.
Es dauerte einige Zeit, bis diese Erkenntnis auch bei den „Schwänen“ reifte. Als sie den Mannschaftsbus verkleidet als Mario, Luigi (von den Super Mario Brothers) und Co. betraten – sie mussten sich für die Mottofahrt nach einer Figur kostümieren, die auf den ersten Buchstaben ihres Vornamen beginnt – hellte sich ihre Stimmung langsam wieder auf. Lediglich die Fußverletzung von Cedric Scharnke wirft noch einige Fragen auf. Der zuletzt starke Rückraumspieler hatte sie sich bei einer Abwehraktion zugezogen, als ihn sein Gegenspieler unglücklich touchierte und Scharnke mit dem Fuß wegknickte. Anschließend musste er beim 8:10-Rückstand vom Feld getragen werden (23.).
Das vor dem Match vermutete Torwartproblem entpuppte sich dagegen als große Stärke der HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Da Dominik Koppenstein nur einen Tag vorher von seinem Vietnam-Urlaub zurückgekehrt war und die weiteren Schlussmänner fehlten, hatte sie ihren letztjährigen Torwarttrainer Jan-Christoph Morrise mitgenommen. Und der war trotz sechsjähriger Spielpause von Beginn an phänomenal aufgelegt. „Weltklasse, der absolute Wahnsinn“, bezeichnete Thorben Kruse die Leistung des Routiniers, der den Gastgebern bei vier Siebenmetern und weiteren Großchancen selbst in Unterzahl maßgeblich im Weg stand. Thorben Kruse taxierte die Paradenquote auf 47 Prozent. Deshalb war es umso ärgerlicher, dass die „Schwäne“ daraus zu wenig Kapital schlugen und ihrerseits allein schon in der ersten Hälfte 20 Fehlwürfe verbuchten.
Daran und an den vielen technischen Fehlern lag es auch im zweiten Durchgang, dass die Gäste selbst eine zwischenzeitliche 23:20-Führung nicht ins Ziel brachten. Rund 30 Sekunden vor Ultimo wollten sie die Hausherren beim 26:26 mit einem Spielzug überwinden, doch die Absprache ging schief und dem Rechtsaußen Marcel Behlmer rutschte der Ball aus der Hand ins Aus. Der Steal von Marco Wilhelms rettete den „Schwänen“ im hart ausgetragenen Kampfspiel zumindest einen Punkt.