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Millionenprojekt in Vegesack Hartmannstift: Investor macht Kaufzusage

Seit drei Jahren verhandelt Immobilien Bremen mit der Ingenieursgesellschaft Procon über einen Kaufvertrag für das Hartmannstift. Jetzt hat der Investor zugesagt, die Immobilie zu übernehmen.
10.05.2019, 18:49 Uhr
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Hartmannstift: Investor macht Kaufzusage
Von Christian Weth

Vegesack. Erst will er, dann will er nicht mehr, jetzt will er wieder: Projektentwickler Procon hat mittlerweile zugesagt, Gebäude und Gelände des Hartmannstifts zu kaufen – schriftlich. Die Entscheidung der Ingenieursgesellschaft ist so neu, dass Michael Trense mehrfach betont, wie neu sie ist. Das Schreiben des Unternehmens ist am Donnerstag gekommen. Genau an dem Tag, an dem der Sachverständige von Immobilien Bremen den Vegesacker Beiratsfraktionen erklärt, wie es mit dem Millionenprojekt denn nun weitergeht.

Trense nennt die Zusage nicht einfach Zusage. Für ihn ist sie ein Rücktritt vom Rücktritt. Ende vergangenen Jahres hatte Procon dem Senat mitgeteilt, dass es mit dem Kauf nichts wird. Kosten und Risiken, argumentierte das Unternehmen, „stehen in einem nicht vertretbaren Verhältnis zu den wirtschaftlichen Erfolgsaussichten“. Trense sagt, dass die Absage ihn damals geschockt hat. Drei Jahre lang hatte der städtische Gebäude- und Grundstücksverwalter zu diesem Zeitpunkt mit dem Projektentwickler verhandelt.

Doch ganz abgeschlossen hat Procon mit dem Projekt offensichtlich nie. Und der Senat nicht mit dem Unternehmen: Die Landesregierung sprach erst mit ihm, dann mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewoba – und schließlich die Gewoba mit Procon. Beide verhandelten über eine Partnerschaft, die sie auch im Lesum-Park eingegangen sind: Die Ingenieursgesellschaft ist der Investor und Bremens größter Vermieter der Co-Investor. Das Modell, sagt Trense, soll jetzt auf das Hartmannstift übertragen werden.

Procon und Gewoba teilen quasi das Millionenvorhaben unter sich auf. Der Projektentwickler baut alle Gebäude, und die Gewoba übernimmt sämtliche Häuser mit staatlich geförderten Wohnungen. Nach Angaben des Senats sind drei Neubauten geplant. Die Sozialwohnungsquote beim Hartmannstift ist so hoch wie bei anderen Bauvorhaben dieser Größenordnung auch: 25 Prozent. Der erneuten Partnerschaft mit der Ingenieursgesellschaft hat der Gewoba-Aufsichtsrat bereits Ende April zugestimmt.

Auch wenn sich beide Unternehmen einig sind, wird es noch dauern, bis der Kaufvertrag unterschrieben werden kann. Trense begründet das zum einen mit der bevorstehenden Bürgerschaftswahl und zum anderen mit den anschließenden Koalitionsverhandlungen. Erst danach, sagt der Mitarbeiter von Immobilien Bremen, kann der Haushalts- und Finanzausschuss endgültig über den Verkauf abstimmen. Er rechnet mit einer Entscheidung frühestens im Herbst und mit einer Vertragsunterzeichnung spätestens im Winter.

Was Procon und Gewoba auf dem ein Hektar großen Gelände Ecke Gerhard-Rohlfs- und Schulkenstraße vorhaben, beschreibt Trense nur so ungefähr. Er spricht von 53 Wohnungen und 13 Sozialwohnungen, von einer Pflegeeinrichtung und davon, dass seines Wissens nach das Stiftsgebäude erhalten bleiben soll. So ähnlich steht es auch im Auflagenkatalog des Senats. Die Landesregierung fordert nicht bloß eine Altbausanierung und die Einhaltung der Sozialwohnungsquote, sondern auch Tiefgaragen und einen neuen Spielplatz.

Ihr zufolge entspricht der Kaufpreis für Gebäude und Grundstück dem Wert, den das Landesamt für Geoinformation ermittelt hat. Den Preis wollte die SPD-Bürgerschaftsfraktion wissen. Und auch, welche Auflagen der Senat dem Investor macht. Die Sozialdemokraten hatten kurz nach dessen Absage bei der Landesregierung nachgehakt, weil sie verhindern wollten, dass das Projekt scheitert. Genauso wie die Vegesacker Fraktionen. Sie forderten den Senat auf, die Bedingungen für das Vorhaben noch mal zu überprüfen.

Inzwischen gilt es noch etwas anderes zu untersuchen. Zumindest nach Ansicht von Herbert Peschel. Der Vegesacker, Mitglied der Gesellschaft für Familienforschung, ist der Auffassung, dass die Stadt das Hartmannstift gar nicht so einfach vermarkten kann. Laut Peschel ist die Finanzbehörde bisher nämlich den Nachweis schuldig geblieben, dass die Stiftung von Wilhelm Hartmann – und damit die Immobilie, die der Ehrenbürger für die Stadt Vegesack finanziert hat – in den Besitz Bremens übergegangen ist.

Peschel hat nichts gegen einen Verkauf. Er hat aber etwas dagegen, dass das Geld aus dem Verkauf dem städtischen Haushalt zugeschlagen wird. Er findet, dass der Erlös Vegesack gehört, weil die Stiftung eben eine Stiftung für Vegesack war. Die Beiratsfraktionen denken ebenso wie Peschel. Sie haben die Behörden nicht nur aufgefordert, die Rechtmäßigkeit des Verkaufs zu überprüfen, damit das Projekt Hartmannstift so schnell wie möglich umgesetzt werden kann. Sie sollen auch sicherzustellen, dass ein Großteil des Verkaufserlöses vorrangig für soziale Vorhaben in Vegesack verwendet wird.

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Zur Sache

Debatte vertagt

Weil die Baudeputation das Wohnvorhaben an der Weserstraße in der vergangenen Woche von der Tagesordnung genommen hat, ist die Debatte darüber, was aus dem Problemprojekt werden soll, auch im Beirat vertagt worden. Bis es wieder Thema der Vegesacker Fraktionen wird, kann dauern. Am Donnerstag tagte das Stadtteilparlament zum letzten Mal in dieser Legislaturperiode. Der neue Beirat konstituiert sich voraussichtlich am 3. Juli. Die erste reguläre Sitzung ist im August geplant.

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