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Haus Seefahrt in Grohn Ein „Greet“ für „Greeter“

Rundgänge mit Ortskundigen bieten die sogenannten "Greeter" an. Nun haben sie sich im "Haus Seefahrt" getroffen. Warum es in Bremen-Nord noch Nachholbedarf gibt.
16.03.2022, 16:07 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Grohn. Üblicherweise betrachten „Greeter“ weltweit es als ihre eigene Aufgabe, ortsfremden Besuchern auf Wunsch aus ihrer jeweils individuellen Sicht Interessantes und Bemerkenswertes über ihre Heimatstadt oder ihren persönlichen Kiez zu vermitteln. Schließlich verstehen sich „Greeter“ als ergänzende Alternative zu ebenso professionellen wie konventionellen Stadtführungen: „Gäste können bei einem ‚Greet‘ also eher persönliche Geschichten als historische Daten und Jahreszahlen erwarten. Es gibt keine Standard-Touren oder Vorgaben“, versprechen die „Bremen Greeter“ auf ihren Flugblättern.

Wer andere jedoch gerne mit Informationen versorgt, lernt zumeist auch selbst gern dazu. So versammelte sich eine interessierte Delegation der „Bremen Greeter“ am Sonnabend im Haus Seefahrt, um dort von Hans-Martin Hege über die Geschichte des Hauses und jene der dazugehörigen Stiftung zu erfahren. Sozusagen ein „kollegialer Greet“. Schließlich ist Hege Kapitän in Rente und selbst Mitglied der traditionsreichen Stiftung. Diese kümmert sich um die soziale Absicherung von Bremer Kapitänen samt Familien. Auch historisch spielte die Stiftung eine gewisse Rolle; unter vielem anderen auch beim Ausbau des ersten künstlichen Hafenbecken Deutschlands – den heutigen Vegesacker Museumshafen. Zudem richtet sie seit mehr als 450 Jahren traditionell die Schaffermahlzeit aus. Hans-Martin Hege selbst ist einer der wenigen „Greeter“ aus dem Bremer Norden.

Nur vier Greeter aus dem Norden

„Nach einem großen Vorjahresartikel im ‚Kurier am Sonntag‘ haben wir wieder etwas Zuwachs bekommen und dürfen auch zur heutigen Veranstaltung einige ‚Neu-Greeter‘ begrüßen; der Bremer Norden ist dabei jedoch noch immer recht unterrepräsentiert. So gibt es beispielsweise nach wie vor keinen einzigen Greeter aus Vegesack“, erklärt Lutz Röber, der die Bremer Greeter vor acht Jahren maßgeblich initiierte. Er fungiert zudem auch als deren Koordinator fungiert – auch wenn er sich selbst nicht so bezeichnet. „Eintreffende Greet-Anfragen landen zunächst bei mir und ich frage dann in unsere Greeter-Runde, wer einen entsprechenden ‚Greet‘ organisieren mag“, erklärt Röber die Arbeitsweise der Freiwilligengemeinschaft.

Zwar stammen von den derzeit insgesamt etwa 30 Greetern lediglich vier aus dem Bremer Norden; entsprechende Greet-Anfragen seien allerdings auch nicht allzu häufig: „Pro Jahr absolviere ich durchschnittlich etwa fünf Greets“, bemerkt Heidi Fuhrmann, die als Blumenthalerin neben dem Ehepaar Röber und Kapitän Hege das derzeitige nordbremer Greeter-Kleeblatt komplettiert: „Der Großteil Bremer Touristen interessiert sich erfahrungsgemäß meistens eher für Stadtmusikanten, Roland, Dom et cetera als für abgelegenere Stadtteile“, erklärt Fuhrmann mit leichtem Bedauern. Dabei hätten auch diese genug erzählenswerte und interessante Geschichten zu bieten, was auch sofort deutlich wird, wenn Fuhrmann mit leuchtenden Augen von ihren bevorzugten „Greet“-Themen berichtet, die neben der Geschichte der Bremer Wollkämmerei und des Farger U-Boot Bunker Valentins vor allem architektonisch bemerkenswerte Stadtteilbesonderheiten wie beispielsweise die Gebäude in Wätjens Park beinhalten.

"Haus Seefahrt" im Mittelpunkt

Am Sonnabend stand jedoch vor allem die Geschichte und das Wirken der bereits 1545 gegründeten Stiftung „Haus Seefahrt“, die seit 1951 in Grohn ansässig ist, im thematischen Mittelpunkt – zumindest überwiegend: In der anschließenden Fragerunde nutzten viele der anwesenden 16 Greeter samt 19 externer Veranstaltungsgäste die Gelegenheit einer persönlichen Gesprächsrunde mit einem echten Kapitän, um das Gespräch alsbald auf Charakteristiken sowie technische und personelle Entwicklungen und Veränderungen in der Seefahrt zu lenken, was Hege natürlich ebenso bereitwillig beantwortete und in bester „Greeter“-Manier um die ein oder andere persönliche Anekdote erweiterte.

Neben einer knappen Zusammenfassung der Stiftungsgeschichte erhielten die Zuhörer somit auch einen kleinen Einblick in die Welt der aus heutiger Perspektive bereits historischen Seefahrt, gewürzt mit manch schmunzelnswerten Bonmot wie beispielsweise der hochdeutschen Übersetzung des seemännischen Begriffs „Achtern raus segeln“ (infolge eines Katers das Auslaufen des Schiffes verpassen). Neben historisch fundierten Sachinformation mangelte es in geselliger Runde somit auch nicht an Unterhaltungswert – eben ganz wie bei einem „Greet“.

Info

Weitere Informationen über Wesen und Wirken der Bremer Greeter finden sich im Internet unter der Adresse www.bremengreeters.de.

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