Die Suche nach einem neuen Eigentümer für das Haven Höövt gestaltet sich offenbar schwierig. "Die anfängliche Euphorie hat sich nicht bewahrheitet", beschreibt Insolvenzverwalter Marc Odebrecht den Stand seiner Bemühungen. Um das Einkaufszentrum wieder flott zu kriegen, hält er bauliche Veränderungen für unabdingbar. Architekten sind nun dabei, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten.
Vegesack. Geordnete Besitzverhältnisse und eine gesicherte Perspektive für das Haven Höövt – das wünschen sich die verbliebenen Mieter der Vegesacker Einkaufspassage. Liefern müsste Insolvenzverwalter Marc Odebrecht. Das Amtsgericht Tostedt hatte das Schicksal der Passage vor gut einem Jahr in seine Hände gelegt. Kurz nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Ende Mai 2012 hatte Odebrecht einen Zeitraum von "ein bis zwei Jahren" für die Restrukturierung des angeschlagenen Shopping-Centers veranschlagt. Gut die Hälfte dieser Zeit ist inzwischen verstrichen, ohne dass Odebrecht und der Londoner Immobilienfinanzierer Capita Asset Services als Hauptgläubiger in ernsthafte Verhandlungen mit einem Kaufanwärter eingetreten sind.
Seriöse Anfragen lägen vor, so Odebrecht. Den möglichen Investoren seien die vertraulichen wirtschaftlichen Kennzahlen des Haven Höövt zugänglich gemacht worden. "Jetzt tummeln die sich in diesem Datenraum."
Doch ob auch einer anbeißt? Die Entwicklung der vergangenen Monate hat die vor zehn Jahren eröffnete Einkaufspassage nicht attraktiver gemacht. Grundsätzliche Fragen wie die kostenlose Benutzung des Parkhauses blieben liegen, und schlimmer noch: Zahlreiche Geschäfte kündigten oder nutzten Anfang 2013 die Gelegenheit, auslaufende Zehn-Jahres-Mietverträge nicht zu verlängern. Von den über 60 Ladenflächen sind nur noch knapp zwei Drittel belegt. "Das ist ein Teufelskreis", bringt Marc Odebrecht die Sache auf den Punkt. "Durch die Auszüge sinkt die Ertragskraft des Gesamtobjektes und dadurch auch die Attraktivität für einen möglichen Erwerber."
Vor einigen Monaten hatte der Insolvenzverwalter die um sich greifende Landflucht noch deutlich gelassener kommentiert. "Das regelt sich über den Preis", winkte Odebrecht im Januar ab. Investoren brächten in der Regel einen Schwung neuer Mieter mit, so dass sich das Problem der Leerstände von selbst erledige, wenn erst ein Käufer gefunden sei.
Ganz gleich wer als Investor auftritt: Erwartet werden von ihm – neben einem vom Gläubiger akzeptierten Kaufpreis – vor allem Investitionen in das Gebäude. Bereits 2011 hatte das Haven Höövt im "Shopping Center Performance Report", einem von Fachleuten aufgestellten Ranking für deutsche Einkaufszentren, nur einen enttäuschenden 141. Platz unter 158 bewerteten Objekten belegt. Branchenintern gilt überdies als Faustregel, dass Shopping-Center etwa alle zehn Jahre ein Lifting brauchen, um dauerhaft am Markt bestehen zu können. Wie eine solche bauliche Frischzellenkur aussehen könnte, damit befassen sich inzwischen Architekten im Auftrag des Insolvenzverwalters. Auf ihre Vorschläge könnte ein künftiger Investor zurückgreifen.
Robert Krohn hat zu diesem Thema seine eigenen Vorstellungen. "Mehr Helligkeit, schönere Fußböden, Ruhezonen für die Kunden", empfiehlt der Fischhändler, der als einer der letzten Betreiber eines inhabergeführten Fachgeschäfts im Haven Höövt ausharrt. "Wenn wir zu einer Kette gehören würden, dann wären wir sicher schon weg, aber wir müssen uns ja nicht dem Diktat von Quartalszahlen unterwerfen", sagt der Geschäftsmann. Klar verzeichne er Umsatzrückgänge, doch noch schreibe er schwarze Zahlen. Nach Krohns Dafürhalten befindet sich das Haven Höövt derzeit "in der Talsohle". Was zugleich bedeutet: Vom jetzigen Niveau aus kann es nur wieder aufwärtsgehen.
So sieht es letztlich auch der Insolvenzverwalter. Trotz des Dämpfers, den die Auszugswelle der jüngsten Zeit seiner Zuversicht versetzt hat, geht er von einer letztlich erfolgreichen Investorensuche aus. Unter Zeitdruck sieht sich der Hamburger Rechtsanwalt dabei nicht. "Theoretisch kann das Verfahren hundert Jahre dauern", sagt Odebrecht.
So lange wird er nach Einschätzung von Fachleuten nicht brauchen. Der deutsche Markt für Gewerbeimmobilien gelte unter internationalen Anlegern nach wie vor als vergleichsweise sicherer Hafen für ihr Geld, heißt es. Auch problematische Objekte fänden demnach früher oder später einen Käufer.
Haven Höövt in der Talsohle
Insolvenzverwalter räumt Probleme bei der Investorensuche ein / Architekten planen Umbauten
Zitat:
"Durch die Auszüge
sinkt die Ertragskraft
des Gesamtobjektes."
Insolvenzverwalter Marc Odebrecht