Torben Pilgers Waden sahen aus, als wären sie in Beton gegossen. Das tat einem im Handball-Nordderby der Männer-Landesliga gegen den SV Grambke-Oslebshausen allein schon beim Hinsehen weh. Der Rückraumspieler der HSG Schwanewede/Neuenkirchen II sah darüber hinweg: Zu süß schmeckte ihm der 30:27 (13:13)-Heimsieg gegen seine früheren Mitspieler, gegen die er eine wesentliche Rolle spielte.
Vor allem der Schlussakt war es, bei dem Torben Pilger den Unterschied machte. Zunächst musste er sich jedoch nach seinem Treffer zum 20:15-Vorsprung mit Wadenkrämpfen auf die Ersatzbank begeben und von seinen Mitspielern behandeln lassen (41.). „Ich hatte kurz vorher mit dem FC Burg Fußball in der Ü32-Liga gespielt, das war wohl etwas zu viel“, verriet der Bartträger und lachte. Von Außen musste er mit ansehen, wie der SVGO in dem auf überschaubarem Niveau stehenden Derby Tor um Tor aufholte. „Not tat das nicht“, fand der HSG-Spielertrainer Majk Skoric. Den Gelb-Blauen war das freilich egal, sie schienen das Match nach dem Doppelpack von Rechtsaußen Kostja Wilken zum 27:27 sogar plötzlich drehen zu können. Zumindest war das Momentum nun auf ihrer Seite (57.).
Während beim SVGO jedoch anschließend Kostja Wilken und Marc Krüger die Bälle wegschmissen, schickte Torben Pilger die Gäste mit zwei Toren binnen 45 Sekunden zum 29:27-Zwischenstand auf die Bretter. „Wir haben verdient gewonnen“, legte sich Majk Skoric fest, der den Erfolg mit seinem sechsten erfolgreich verwandelten Strafwurf abrundete. Sein Team hatte vor allem dann schnell und gefährlich gespielt, wenn im Rückraum Elija Wendte, Torben Pilger, Ole Evers oder auch Daniel Schlichting zusammen auf der Platte standen. Im Tor knöpfte Fabian Blumenröther den Nordrivalen einige wichtige Würfe ab. Von zwei harmlosen Mannschaften waren die „Schwäne“ unterm Strich tatsächlich die besseren.
Der tief enttäuschte SVGO-Trainer Gerd Anton machte indes bei seinem Statement nach dem Abpfiff auf Bayerns Fußballtrainer Thomas Tuchel. „Ich verstehe meine Mannschaft nicht“, sagte er völlig desillusioniert und schüttelte mehrfach mit dem Kopf. „Ein Derby bedeutet für mich Motivation, Kampf und Emotionen, nichts davon habe ich bei meiner Mannschaft gesehen“, krittelte er. „Das macht mich nachdenklich.“ Als Strategie gegen die „Schwäne“ hatte der SVGO den Angriff mit dem siebten Feldspieler ausbaldowert, was mangels eingehaltener Laufwege und zu wenig Druck auf die Nahtstellen zu selten klappte. Außerdem erlaubte sich der SVGO im Spiel reichlich haarsträubende Fehlwürfe und Fehlpässe.
In der Abwehr offenbarte wiederum vor allem die rechte Seite kräftige Defizite. Wie sich der SVGO nach nun 0:10 Punkten in Folge aus der Talsohle herausholen will, erschließt sich einem in dieser Verfassung nicht. Für Gerd Anton war das Match die letzte Chance, im Kampf um das Direktticket zur Verbandsliga einzugreifen. „Wir hätten dann immer noch entscheiden können, ob wir wirklich rein wollen“, argumentierte er. Seine Mannschaft spielte jedoch so auf, als ob selbst das für sie nicht wirklich erstrebenswert sei. Man kann den Gelb-Blauen zugute halten, dass ihnen mit den Linkshändern Nils Zittlosen (verletzt) und Mario Voß (Urlaub) zwei wichtige Spieler im rechten Rückraum fehlten. Auf Außen hätte ihnen außerdem Melvin Bülow (Urlaub) gut zu Gesicht gestanden. Die fehlende Derby-Gier erklärt das allerdings nicht. In der Tabelle bleiben die beiden Nordrivalen Nachbarn: Die HSG Schwanewede/Neuenkirchen II ist mit 15:25 Punkten Neunter, der SV Grambke-Oslebshausen mit 12:26 Zählern Zehnter.