1. FC Burg, Werder Bremen, die deutsche Nationalmannschaft. So lautet das Ranking, mit dem Matthias Schmit seine Gunst im Fußball-Geschäft verteilt. Wenn der 62-Jährige zurückblickt, wird klar, dass es keine andere Reihenfolge geben kann. Seit über 45 Jahren ist er beim 1. FC Burg in der Jugendarbeit tätig, ist seit vielen Jahren Vereinsvorsitzender und bekleidet das Amt des Regionssprechers Bremen-Nord. An diesem Freitag rückt für ihn die Europameisterschaft, bei der „seine“ Deutschen gut aus den Startlöchern gekommen sind, in den Fokus. Matthias Schmit ist in Leipzig Tribünengast und verfolgt ab 21 Uhr die Partie zwischen Frankreich und den Niederlanden – mindestens ebenso gut bekannt als Oranje gegen Les Bleus.
Stadionbesuche sind für den Vorruheständler keine Seltenheit, ob im Amateursport in Bremen oder in den großen Arenen des Landes. Im Berliner Olympiastadion hat er Werders schon häufig gesehen, selbst in Sinsheim („Die haben ein tolles Technik-Museum“) war er schon Tribünengast. Bundesliga-Stadien, die er noch nicht besucht hat, sind beispielsweise die in Freiburg, Köln und Leipzig. Zwei Stadien aus diesem Trio sind nun fällig. Denn Matthias Schmit wird mit seiner Freundin Elke nicht nur in Leipzig vor Ort sein, sondern auch ein Achtelfinalspiel in Köln sehen. „Bundesliga-Karten für das Werder-Spiel in Köln zu bekommen, ist immer schwierig“, freut er sich darüber, dieses Stadion bald erleben zu dürfen.
Aber vor Köln ist Leipzig. Dorthin haben sich Matthias Schmit und seine Freundin gestern Mittag mit dem PKW auf den Weg gemacht und rund 30 Kilometer außerhalb Quartier bezogen: „Direkt in Leipzig gab es kein bezahlbares Hotel.“ Mit der S-Bahn sei es aber kein Problem, in die City zu kommen. Ein Besuch der City ist dann auch der erste Programmpunkt, mit dem der Spieltag beginnt. Und schon dabei heißt, einzutauchen in die EM-Fußball-Atmosphäre, die für Matthias Schmit nicht mit der von Bundesliga-Partien zu vergleichen ist. „Friedlich und fröhlich“ beschreibt er das, was er erwartet und was er in einem vergleichbaren Rahmen auch schon erlebt hat.
Denn bei der WM 2006 in Deutschland hat der Industrieelektroniker gleich vier Partien im Stadion verfolgt: Argentinien gegen Elfenbeinküste, Angola gegen Mexiko, Deutschland gegen Ecuador und Frankreich gegen Spanien. „Bei Frankreich gegen Spanien saß ich mittendrin in den Fans. Links Spanier, rechts Franzosen, die sich gegenseitig und auch mir Bier angeboten haben“, beschreibt Schmit das friedliche Miteinander. Von der Stimmung und der Lautstärke her, sei die Begegnung zwischen Mexiko und Angola unvergesslich: „Das hätte mir der HNO nicht empfohlen.“ Einen Vorgeschmack darauf, was ihn rund um das Stadion herum in Leipzig erwarten könnte, hat er jüngst im TV gesehen. Der Fanmarsch der Niederländer vor dem ersten Gruppenspiel in Hamburg gegen Polen hatte eine gigantische Dimension.
Wenn an diesem Freitag um 21 Uhr der Anpfiff zum Spiel der Gruppe D zwischen Frankreich und den Niederlagen in der Red Bull Arena, die im UEFA-Sprachgebrauch für die Dauer des Turnieres „Leipzig Stadium“ heißt, erfolgt, dann wird ein Mega-Star auf dem Rasen fehlen: Kylian Mbappé muss wegen eines Nasenbruchs, zugezogen im Spiel gegen Österreich, passen. Frankreich ohne Kylian Mbappé, ein Stimmungskiller? „Natürlich hätte ich ihn gerne gesehen. Aber davon geht die Welt nicht unter. Fußball ist ein Mannschaftssport“, erklärt Matthias Schmit, dem es ohnehin egal sei, wer von diesen beiden Teams gewinnt: „Der Flair mit den beiden Fangruppen reizt. Und ich möchte ein schönes Fußballspiel sehen.“ Dass er über den Bremer Fußball-Verband genau diese Bezahltickets für Leipzig und Köln bekommen hat, betrachtet er so: „Glück gehabt.“ Schließlich würde er im Achtelfinale somit noch Italien, Spanien oder Kroatien zu sehen bekommen. Seinen EM-Favoriten, ob mit oder ohne Kylian Mbappé, sieht er nun an diesem Freitag: „Für mich der Topfavorit.“ Allerdings. „Ich will natürlich Deutschland gewinnen sehen. Ich tippe immer auf meine Mannschaft“, sagt Schmit. Das gilt für Deutschland, für Werder und für den 1. FC Burg, den er als „mein drittes Kind“ bezeichnet.