John Lennon (1940-1980) ist den meisten Menschen vor allem als inspirierendes Mitglied der Beatles in Erinnerung. Tatsächlich war er Musiker, Texter, Dichter und ein begnadeter Zeichner. Das Kito präsentiert in der Ausstellung „The Art of John Lennon“ vom 9. November bis 15. Dezember allerdings nicht nur seine Grafiken, sondern auch etliche Kuriositäten. Das Auspacken der Kisten gestaltet sich für die Organisatoren der Wanderausstellung daher ausgesprochen spannend. Ein Blick durchs Schlüsselloch.
Gegenwärtig werden im Kito noch die Kisten ausgepackt. Im Innern schlummern Raritäten, die das Leben des charismatischen Musikers und Künstlers John Lennon dokumentieren. Zum Vorschein kommen gerahmte Skizzen und Zeichnungen, goldene Schallplatten, Gitarren und Fotos, aber auch Mikrofone, ein Armeehemd und der Abguss von Lennons blau verglaster Nickelbrille – kurzum ein spannendes Sammelsurium von John Lennon-Relikten.
120 Exponate
Rund 120 Hinterlassenschaften hat der deutsche Sammler Michael-Andreas Wahle – auch mit Unterstützung von Yoko Ono – in Jahrzehnten zusammengetragen. „Das ist offensichtlich eine echte Berufung“, sagt Malte Prieser, Programmgeschäftsführer im Kulturbüro Bremen-Nord. Er hat die Ausstellungsobjekte selbst per Transporter aus Chemnitz abgeholt, denn das dortige Wasserschloss Klaffenbach war eine der zahllosen Stationen der Wanderausstellung in den vergangenen drei Jahren. Die Versicherungssumme für die John Lennon-Sammlung betrage 300000 Euro, so Prieser.
Gemeinsam mit der Leiterin des Overbeckmuseums Katja Pourshirazi und dem SammlerMichael-Andreas Wahle wird er die Exponate jetzt in Szene setzen und hat dafür ein auf das Kito abgestimmtes Konzept entwickelt.
Im Erdgeschoss arrangiert das Team in den Lichtkegeln von Konzertscheinwerfern besonders aussagekräftige biografische Objekte wie auf einer Bühne. In psychedelischer Atmosphäre sollen unter anderem die Videos und Gitarren zu sehen sein. „Wir wollen das mit Pfiff installieren“, betont Malte Prieser. Auch John Lennon habe sich mit Sprache, Musik und Kunst beschäftigt, so Prieser. Er passe daher perfekt in die Kulturstätte Kito. In chronologischer Reihenfolge, so Prieser, solle John Lennons Lebensweg aufgezeigt werden – vom Kinderfoto über seine Zeit am Liverpool Art Institute, die Beatles-Ära und die Karriere als Solomusiker bis zu seinem tragischen Tod am 8. Dezember 1980 in New York.
Zunächst gilt es aber, die einzelnen Exponate zu sichten. Und das ist gar nicht so einfach, denn die Relikte sind mitunter sehr klein und äußerst sorgsam eingepackt. So auch die blau verglaste Nickelbrille von John Lennon, oder vielmehr ein Abguss davon. Mit großer Vorsicht wickelt Thomas Pörschke vom Kulturbüro das filigrane Objekt aus. „Ich komme mir vor wie Weihnachten“, scherzt er und nimmt die Brille mit spitzen Fingern aus der Lederhülle. Malte Prieser hebt immer wieder den „Bravo-Otto“ hoch, den Lennon 1970 von der Jugendzeitschrift verliehen bekam. Und mit einer gewissen Ehrfurcht betrachten alle das US-Army-Hemd, das John Lennon 1972 im Madison Square Garden getragen haben soll. Auf einem Foto sitzt John Lennon im Fond eines Auto. Hinter ihm liegt eine Tasche mit der Aufschrift „Beatles“. Diese Flugtasche – oder zumindest eine ähnliche – befindet sich nun auch im Kito. Ebenso wie die Apple-Platin-Single „Give peace a chance“.
Skurriles Objekt von Yoko Ono
In einem Kasten aus Plexiglas findet sich ein skurriles Kunstobjekt aus der Hand von Yoko Ono aus dem Jahr 1995. Es handelt sich um einen Sicherheitsschlüssel mit roter Lackfarbe auf den Bartzacken. Offenbar in Anspielung auf die Ermordung John Lennons hat Yoko Ono dieses Objekt „Bloodkey“ genannt.
So unbeliebt Yoko Ono bei den Beatles- und Lennon-Fans auch ist, so sehr hat der Musiker sie offenkundig geliebt. Davon zeugen nicht nur die Fotografien, sondern auch zahllose Grafiken, auf denen John Lennon seine Lebensgefährtin verewigt hat. Immer wieder Yoko Ono. Faszinierend sind vor allem die stark stilisierten Grafiken. Mit sechs präzise platzierten Linien hat John Lennon die Physiognomie von Yoko Ono konserviert. Sein eigenes Konterfei auf dem Doppelbildnis enthält zwei Kreise: Für seine typische Nickelbrille.
Brillant und meist auf das Wesentliche reduziert sind auch die Zeichnungen, Karikaturen, und Cartoons des Liverpoolers. Und sie sind – rein künstlerisch betrachtet – das Herzstück der Sammlung von Michael Andreas Wahle, der die Exponate nach der Kito-Ausstellung zunächst wieder im heimischen Hattersheim beherbergen wird.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 8. November um 20 Uhr im Kito gibt Eric Paisley ein Konzert. Er ist seit 20 Jahren als John-Lennon-Stimme auf den Bühnen Europas unterwegs. Besucher des Konzertes können die Ausstellung bereits um 19 Uhr besichtigen. „The Art of John Lennon“ ist vom 8. November bis 15. Dezember im Kito, Alte Hafenstraße 30, zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.