Handwerker auf der Hafenbrücke – die Vegesacker Skipper haben sich längst daran gewöhnt. Immer wieder gibt es Wartungsarbeiten, immer wieder Reparaturen. Doch noch nie haben sie so lange gedauert wie jetzt. Seit Mai ist das Millionenbauwerk außer Betrieb. Zuletzt war die Klappe oben, sodass Fußgänger und Radfahrer einen Bogen machen mussten. Jetzt ist sie unten, was nach Ansicht des Kutter- und Museumshavenvereins die Crews der Schiffe mit festen Masten vor Probleme stellt: Die einen können nicht hinein in den Hafen, die anderen nicht hinaus. Jedenfalls nicht ohne Weiteres.
Sagt Rolf Noll. Als die Brücke monatelang oben war, hat das den Vereinschef nicht gestört. Die Traditionssegler hatten freie Fahrt. Alles war gut. Seit die Seitenklappe jedoch heruntergelassen wurde, ist es das nicht mehr. Denn jetzt, sagt Noll, braucht alles einen längeren Vorlauf – und ist dann trotzdem nicht sicher, ob ein Schiff ins beziehungsweise aus dem Hafenbecken kann. Seit die Brücke kaputt ist, reicht nämlich ein Anruf bei Hafenmeisterin Sigrid Leichsenring nicht mehr aus, um mal eben ab- oder anzulegen. Nicht sie bedient jetzt die Brücke, sondern besonderes technisches Personal, das von der Wirtschaftsförderung beauftragt wird, die für den Hafen und damit auch für die sogenannte Seilklappbrücke zuständig ist.
Der Vereinschef kritisiert nicht so sehr, dass jetzt viel telefoniert werden muss, um eine Freigabe für eine Aus- beziehungsweise Einfahrt zu bekommen. Er beklagt vor allem den Informationsfluss. Ihm zufolge werden Termine, wann die Brücke hochgefahren werden muss, nicht immer weitergegeben und bekommt der Verein keine Antwort auf die Frage, wann sie eigentlich aus dem Not- in den Normalbetrieb versetzt werden soll. Noll sagt, dass es viele Crews und Schiffsführer gibt, die das wissen wollen. Nach seiner Rechnung sind von den 23 Seglern und Kuttern des Vereins noch fünf außerhalb des Hafens. Einige sind auf der Werft und andere quasi zwischengeparkt: in der Lesum und in Bremerhaven.
Brücke bleibt vorerst unten
Weil ihm ein Termin für eine Brückenöffnung noch nicht bestätigt worden war und er erneut nachfragen wollte, wann die Reparatur nun endgültig abgeschlossen ist, hat Noll in dieser Woche direkt mit einem der Techniker telefoniert. Der Mann soll erklärt haben, dass es mit der geplanten Ausfahrt zum Saisonabschluss des Vereins wohl nichts wird, weil die Brücke vorerst unten bleibt – und dass die Wirtschaftsförderung keinen Cent mehr in den Hafen investiert. Der Vereinschef hat gleich danach Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt informiert und Kontakt zu Andreas Heyer aufgenommen. Der Chef der Wirtschaftsförderung sollte sagen, ob es stimmt, dass die Brücke unten bleibt und sich die Gesellschaft aus der Förderung des Hafens zurückzieht.
Noll, der nach eigenem Bekunden früher selbst Brücken gebaut hat, kann nicht verstehen, dass die Seitenklappe nicht wie bisher hoch- und runtergefahren werden kann. Ihm zufolge soll der Tüv zwar nach der Reparatur erneut Mängel festgestellt haben, doch seines Erachtens können die nicht so groß sein, dass nur noch ein Notbetrieb möglich ist. Schon gar nicht nach so vielen Monaten, in denen Handwerker vor Ort waren. Verwaltungschef Dornstedt kann nicht sagen, ob die Brücke oben oder unten bleiben muss. Er weiß nur, dass es noch nie so lange gedauert hat, ihre Probleme zu beheben. Und dass die Wirtschaftsförderung gut beraten wäre, mehr Tempo zu machen, wenn sie nicht noch weitere Kritik bekommen will.
Andrea Bischoff meint, dass die Brücke, nachdem sie eigentlich im Sommer wieder in den Regelbetrieb gehen sollte, nun Ende des Jahres vollends repariert sein wird. Momentan, sagt die Sprecherin der Wirtschaftsförderung, arbeiten Techniker weitere Mängel ab, die im August festgestellt worden sind. Dass die Brücke deshalb bis auf Weiteres unten bleiben muss, wie es Noll mitgeteilt worden sein soll, kann sie nicht bestätigen. Genauso wenig, dass sich die Gesellschaft aus der Hafenförderung zurückzieht. Ihr zufolge hat sich weder an der Zuständigkeit etwas geändert noch an der Möglichkeit für die Skipper, die Brücke öffnen zu lassen. Dass es dabei zu Verzögerungen kommen kann, weil eben nicht mehr die Hafenmeisterin, sondern Techniker die Seitenklappe hochfahren, schließt Bischoff nicht aus.
Nach dem Kontakt mit der Spitze der Wirtschaftsförderung hat Vereinschef Noll am Donnerstag eine E-Mail von der Hafenmeisterin bekommen: Für die geplante Ausfahrt zum Saisonabschluss wird die Brücke geöffnet. Nur braucht sie das inzwischen nicht mehr. Die Fahrt auf der Weser ist gestrichen – wegen Corona.