Vegesack. „Gimme some wine“: So lautet das Motto der Deutschland-Tournee von Eleanor McEvoy. Das sei positiv gemeint, sagt die 54-jährige Irin. Man könne auch sagen, lasst uns endlich, endlich wieder miteinander anstoßen. Jedenfalls in diesem Sinne zelebrierte die Sängerin, Musikerin und Liedermacherin ihr zweites Konzert in Deutschland im Kito am Montagabend. Das erste war den Oldenburgern vorbehalten. Jetzt geht es weiter in den Süden der Republik wie nach Kaiserslautern und Pirmasens.
Die Musikerin gastierte das zweite Mal nach zwei Jahren wieder in Bremen. Man kannte sich. Es war fast wie ein Familientreffen. Das wurde an vielen Punkten deutlich. Es sei toll, wieder hier zu sein, begrüßte die Künstlerin zu Beginn ihr Publikum. Bei einem temperamentvollen Instrumentalstück mit der Fiddle, ein Irish Gig, wie sie selbst sagte, stampften die Besucher und Besucherinnen munter mit den Füßen. Oder sie beteiligten sich als Backround-Chor. Immer wieder „I believe“ stimmten die Männer und Frauen bei dem Curtis-Mayfield-Klassiker „People get ready“ ein, ein Song der USA-Bürgerrechts-Bewegung der 1960er Jahre.
Musikalische Geschichtenerzählerin
Dabei ist die Bandbreite ihrer eigenen Texte groß. In „Sophie“ geht es um ein Mädchen, das gegen sein Übergewicht ankämpft. In „Harbour“ geht es um jemand der Schutz und Wärme sucht.
Eleanor McEvoy verstand es auf verschiedene Arten und Weisen ihr Publikum mitzunehmen. Bei einem ihrer Lieder nutze sie rhythmisch quetschend zwei Streichholzschachteln direkt ans Mikrophon gehalten als Percussion-Instrument. Oder sie erzählte die Geschichte zu ihrem Lied „South Anne Street“. Wie sie nach 30 Jahren in Dublin ihren Jugendfreund wiedertraf, man vier Stunden in einem Pub verbrachte, viel redete und wie hinterher dann doch wieder jeder seine eigene Wege ging.
Ziemlich zum Ende brachte die Sängerin „A Woman’s Heart“, erstmals veröffentlicht 1992, ihren bekanntesten Song. Neben den eigenen Kompositionen standen neben „People get ready“ weitere Cover-Versionen auf dem Programm wie den 1965er-Protestsong „Eve of destruction“ von Barry McGuire. Oder als Zugabe „Carey“ von Joni Mitchell. Da huschte sie mit Akustik-Gitarre in bester Straßensängermanier über den Boden des Kito und durch das Publikum.
Mehr als eine "Irish Folk"-Sängerin
Ihre Lieder begleitete die Künstlerin neben Akustikgitarre und Fiddle mit einer E-Gitarre und am Klavier. Die E-Gitarre wurde meist gezupft. Oder den Gitarrenboden der Akustikgitarre setzte sie schon mal mal per Handschlag als Schlaginstrument ein. Eleanor McEvoy beherrscht eben auch verschiedene Techniken, um aus ihren Instrumenten Ohrenschmaus hervorzuzaubern.
Sie ist in mehreren Stilrichtungen zu Hause. Deshalb greift es zu kurz, Eleanor McEvoy als "Irish Folk Singer" zu bezeichnen. In diesem Genre liegen zwar ihre Wurzeln. Doch musikalisch geht auch Chanson und Blues. Außerdem war sie einige Jahre Violinistin beim irischen Nationalorchester und ist studierte Musikwissenschaftlerin.
Dabei vergaß die Musikerin nicht die Menschen hinter dem Konzert. Ihr Dank galt Carsten Brüning am Mischpult, ihrer Tourmanagerin Carmen Dürst und Claudia Podjaski vom Kito-Veranstaltungsmanagement. Das war ein Liederabend im besten Sinne mit Entertain-Elementen. Mit einem „Gute Nacht“ verabschiedete sich Eleanor McEvoy von ihrem Publikum.