Herr Kaeshammer, wie fühlen Sie sich, wenn Sie wieder nach Deutschland zurückkehren?
Michael Kaeshammer: Ich bin jetzt seit einer Woche hier und bringe viele Erinnerungen an meine frühere Heimat mit. Daran knüpfe ich an, wenn ich Verwandte und Bekannte in Deutschland besuchen werde. Wir haben eine anstrengende Tour quer durch das Land vor uns, ich habe mehrere Fernsehauftritte und bin gespannt, wie wir beim Publikum ankommen. Denn die Kultur in Deutschland ist schon anders, als wenn man in Arizona oder Kalifornien auftritt.
Was verschlägt Sie bei Ihrer Deutschland-Tour nach Bremen?
Ich fühle mich im Norden Deutschland besonders wohl, und Bremen ist eine tolle Stadt, in der ich auch bereits einen Auftritt im Kito und bei Radio Bremen hatte.
Sie sind schon als 16-Jähriger mit großem Erfolg öffentlich aufgetreten – wie war das möglich?
In einer Musikschule habe ich schon als Kind das klassische Klavierspielen gelernt, und mein Vater hat mir schon in jungen Jahren Blues und Jazz nahegebracht. In Offenburg, wo ich aufgewachsen bin, habe ich dann einen Jazzkeller besucht, und als ich sah, wie ein anderer Musiker auftrat, sagte ich mir: „Was der kann, kann ich auch.“ Ich nahm meine ersten Kassetten auf und spielte und sang bald allein auf der Bühne.
Schnell ging es dann weiter mit Auftritten in Clubs, Theatern und bei großen Festivals in ganz Europa. Die Karriere setzte sich in Kanada fort - wie kam es zur Übersiedlung nach Amerika?
Schon als Kind waren wir öfter in dem Land, mein Vater und mein Bruder mochten Kanada sehr. Dass die ganze Familie in den 1990er Jahren dorthin übersiedeln wollte, war für mich eine gute Entscheidung, denn besonders in Vancouver, an der kanadischen Westküste, gab es eine sehr lebendige Musikszene,in der ich schnell Fuß fassen konnte.
Kanada ist ein relativ dünn besiedeltes Land mit viel Natur, zum Beispiel Regenwäldern, die bis an den Strand reichen – inspiriert Sie das in Ihrem Schaffen?
Die Natur regt mich an, aber vor allem auch die Ruhe, die ich dort finde. Wir leben in Kanada eine halbe Autostunde von der nächsten Großstadt entfernt, also auf dem Lande – dort sind die Bedingungen ideal, um kreativ zu sein. Zuhause spiele ich am Klavier alle möglichen Musikrichtungen - von Klassik über Pop bis zum Jazz.
Sie schreiben nicht nur die Texte Ihrer Stücke selbst, sondern komponieren und arrangieren sie auch?
Ja, ich mache alles selber und stimme mich dann mit den Band-Mitgliedern ab. Allerdings bleibt während der Auftritte auch immer Raum für Improvisationen, obwohl ich eigentlich eher ein Fan von geordneten Strukturen bin.
Welcher Richtung würden Sie Ihre Musik zuordnen?
Sie ist von der Musik aus New Orleans inspiriert, vor allem von deren Rhythmus: einem „free flowing“, der die Zuhörer mitreißen kann. Ich würde die Musikrichtung als Jazz-Pop-Crossover bezeichnen.
Werden Sie mit Ihrer Band auch weitere Länder besuchen?
Vor der Pandemie waren wir in China, und nach unserer Deutschland-Tour geht es im nächsten Jahr voraussichtlich nach Österreich und in die Schweiz.
Das Gespräch führte Jörn Hildebrandt.