Im Feinkosthaus Scharringhausen an der Alten Hafenstraße kommt die große Gaumenfreude auf. Die Augen wandern über lauter Erlesenheiten, die nicht nur aus mediterranen oder asiatischen Ländern stammen. Auch die norddeutsche Region hat Köstlichkeiten zu bieten, seien es Rote Grütze, Labskaus oder Vegesacker Rumtopf.
Regale mit Weinflaschen stehen an den Wänden, Schokolade und Honig auf Tischen, an einer Theke gibt es Käse, Wurst und Eier, und an einer anderen frischen Fisch, Meeresfrüchte und hausgemachte Salate, manchmal auch in Kombination, wie Flusskrebs mit grünem Spargel oder Thai-Garnelen in einer scharfen Soße.
Im Geschäftsraum lässt sich nicht nur einkaufen, sondern auch speisen: Die Tische, an denen gefrühstückt werden kann, flankieren alte Straßenlaternen und werfen ein nostalgisches Licht auf Räucherlachs und Krabben.
Das Ganze hat natürlich seinen Preis, aber auch den besonderen, oft einmaligen Geschmack. Die Gaumenfreuden blühen jedoch erst richtig auf, wenn man weiß, was hinter der feinen Kost steckt: „Man muss den Kunden die Geschichte zu den Erlesenheiten erzählen“, sagt Jürgen Scharringhausen, der mit seiner Frau Simone und drei weiteren Mitarbeitern das Feinkosthaus betreibt.
Hopfen vom Chiemsee
„Bei diesem Bier zum Beispiel wird der Hopfen am Chiemsee angebaut, und die Hefe stammt aus einer Sektkellerei – es schmeckt eigentlich nicht wie Bier, sondern hat einen ganz eigenen Geschmack.“ Erfahren die Käufer, auf welch aufwendige Weise die Produkte oft hergestellt werden, schätzen sie, was sie verspeisen und wofür sie meist auch mehr Geld ausgeben, als für gewöhnliche Lebensmittel aus dem Supermarkt.
Bevor es das Feinkosthaus Scharringhausen gab, stand in der Alten Hafenstraße ein Laden, der schon im Jahre 1862 mit Schiffsausrüstung handelte. Dazu gehörte alles, was ein Schiff damals benötigte, zum Beispiel Petroleum, das für den Niedergang des Walfangs verantwortlich war, weil es den Tran der Wale ersetzte. Später stieg der Laden auf das Räuchern und Marinieren von Hering um, doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg kamen traditionelle Lebensmittel dazu.
„Im Jahre 1984 haben wir dann den Laden komplett umgebaut und erweitert, mit der Spezialisierung auf den heutigen Delikatessenhandel“, sagt Jürgen Scharringhausen. „Ich hatte einfach Spaß an guten Sachen“, sagt er, der mit dem Handel mit Feinschmeckerspezialitäten schon Mitte der 1970er Jahre begonnen hat. „1986 haben wir dann viele Produkte ausgesondert und erstmals Essen im Stehen angeboten, was damals noch ungewöhnlich war.“ Und in den Jahren 2006 und 2007 wurden die Geschäftsräume komplett neu gestaltet, samt Beleuchtung, Tresen und Küche. „Wir haben uns dann von den Mehl- und Zuckerprodukten verabschiedet und einen eigenen Mittagstisch angeboten“, sagt Jürgen Scharringhausen, „und inzwischen kann man auch an mehreren Tischen bei uns ein Frühstück einnehmen.“
Das Feinkosthaus Scharringhausen bietet eine große Auswahl an Fisch an, die stark von der Saison abhängig ist: Je nach Jahreszeit gibt es zum Beispiel Steinbeißer, Matjes oder Rotbarsch. „In den letzten sechs Wochen haben wir 4 000 Stück Matjes verkauft“, sagt Jürgen Scharringhausen. „Der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, die sehr gesund sind, lassen den Matjes einfach besser schmecken“, sagt der Feinkosthändler, der vor allem Seefische bezieht, die mittlerweile zu mehr als 50 Prozent aus Aquakulturen stammen.

Die Präsentation ist wichtig, das Auge isst mit: Matjes Tatar im Glas.
Zahlreiche Produkte im Feinkosthaus Scharringhausen stammen aus fernen Ländern, zum Beispiel eine vegane Schokolade aus der Türkei, mit Pistazien und Guaven, doch Vieles kommt auch aus der Region, wie der Honig, der mit einem Stück Wabe verkauft wird. Weingummi aus Dänemark steckt in einem Adventskalender mit 24 Schubladen. Auf den Tischen des großen Ladens finden sich aber auch typisch norddeutsche Leckereien wie Rote Grütze oder Senatskonfitüre aus Heidelbeeren, Orangen oder Pfirsichen, „doch typisch Bremisches gibt es eigentlich nicht“, sagt Jürgen Scharringhausen, „anders als zum Beispiel Lübeck mit seinem Marzipan hat Bremen eigentlich gar keine stadteigenen Köstlichkeiten entwickelt."
"Wichtig ist für mich, dass der Produzent traditionell arbeitet“, sagt er, „denn nur dann ist eine hohe Qualität garantiert.“ So beziehe er seinen Wein von einem Winzer, der als der beste der Pfalz schon sieben Mal prämiert worden ist, der aber nur über zehn Hektar Anbaufläche verfügt.
Man kann im Feinkosthaus Scharringhausen nicht nur einkaufen, sondern kann es sich auch im Geschäftsraum schmecken lassen – oder sich die Köstlichkeiten ins Haus oder in die Firma bringen lassen. „Von den Kunden werden meist frische Sachen erwartet, die leicht verdaulich sind“, sagt Jürgen Scharringhausen.
Die Kunden sind überwiegend älter als 40. „Ich habe aber auch Frühstücksrunden mit über 90-Jährigen in meinem Haus“, sagt Scharringhausen. Jüngere Leute würden gern Präsentkörbe kaufen, zum Beispiel die Hansekiste mit Bremer Kaffee, Wurst, Blutorangen- und Himbeerkonfitüre sowie einem Nougat-Trüffel-Pralinchen. Nicht nur aus Bremen-Nord kommt die Kundschaft, sondern aus dem gesamten niedersächsischen Umland. Jürgen Scharringhausen würde sich über mehr Tourismus in Bremen-Nord freuen. "Davon würden wir durchaus profitieren, meint er. Alles zusammen bedeutet das enorm viel Aufwand und verlangt großen Einsatz. „Läden, wie wir sie haben, muss man lieben. Man muss bereit sein, zehn bis zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, bei oft nur einer Woche Urlaub“, sagt er, „dafür darf man aber auch mit schönen Produkten umgehen. Wir leben schließlich mit der Besonderheit.“