Vegesack. Auf der Fähre von Vegesack nach Lemwerder durften sich die Veteranen verschnaufen. Dem englischen Roadster Riley Brooksland, Baujahr 1928, gefiel das offensichtlich so gut, dass er nicht mehr anspringen wollte und angeschoben werden musste. Alle anderen Oldtimer, die an der zweitägigen Küstentrophy des Versicherungsunternehmens OCC Assekuradeur teilnehmen, schafften es am Freitagmittag dagegen aus eigener Kraft, die Fahrt fortzusetzen.
Pünktlich um 9 Uhr ist der Start der Oldtimer-Rallye im Fischereihafen der Seestadt erfolgt. Im Minutentakt werden die hundert blank geputzten Automobile auf die insgesamt rund 500 Kilometer lange Küstentrophy durch das Elbe-Weser-Dreieck und das Oldenburger Land geschickt. Unter ihnen der älteste motorisierte Veteran: ein Cunningham V5 Special von 1924 und ein Mercedes 280 GE. Mit einem solchen Auto hatte der belgische Formel-1-Rennfahrer Jacky Ickx 1938 die Rallye Paris-Dakar gewonnen.
Gegen 12 Uhr mittags haben sich zahlreiche Schaulustige am Vegesacker Fähranleger eingefunden, um die Zeugen von 70 Jahren Automobilgeschichte zu bestaunen. Als erster denn auch gleich der Cunningham V 5 Special, gefolgt von einem der noch sehr seltenen Exemplare namens Mercedes 280 GE. Mit einem solchen Silberpfeil hatte der belgische Formel-1-Rennfahrer Jacky Icky 1938 der Rallye Paris-Dakar gewonnen.
Wenig später lassen sich die einzigen Bremer Teilnehmer der Küstentrophy, Andreas von Engelbrechten und seine Frau, mit ihrem Horch 853 A über die Weser kutschieren. Mit dem 1939 vom Band gelaufenen Wagen sind sie, vornehmlich bei schönen Wetter, oft unterwegs und freuen sich, dass Petrus am Starttag der Rallye mitspielt. Das sehen auch Christina und Michael Pitsch aus Hamburg so. Sie sind mit ihrem Alfa Romeo, Baujahr 1960, aus der Hansestadt an der Elbe angereist und nehmen oft an Rallyes teil. Überhaupt fällt auf, dass zahlreiche Oldtimer das Hamburger Kennzeichen tragen. Den weitesten Weg nach Bremerhaven hatte ein Ehepaar aus der Schweiz.
Bestaunen können die Oldtimer-Fans am Fähranlager an diesem Freitagmittag zudem das seltene Vorkriegsmodell eines BMW 329 aus dem Jahre 1936, von dem gerade mal 1179 Exemplare vom Band gelaufen waren. Oder den Jaguar XK 140 OTS aus dem Jahre 1954, der damals als modernster Nachkriegswagen galt und dreimal in Folge das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen hatte. Aber auch der schnellste Oldtimer unter den hundert Fahrzeugen, ein Ferrari Testarossa aus dem Jahr 1988, lässt sich am Freitagmittag mit gemächlichem Tempo über die Weser transportieren. In seinen besten Tagen erreichte der 390 PS starke und mit zwölf Zylindern ausgestattete Flitzer eine Geschwindigkeit von 290 km/h und war damit drei Mal so schnell wie der Volkswagen-„Bulli“ T1 von 1963, der maximal gemütliche 90 km/h auf den Tacho bringt, wie es er im Steckbrief des Veranstalters heißt.
Knapp drei Stunden nach dem Start in Bremerhaven haben die Oldtimer auf ihrer Tour durch die Landkreise Cuxhaven und Osterholz – mit Stippvisiten unter anderem in Worpswede und Hüttenbusch - die Fährrampe in Vegesack erreicht. Auf den Schiffen der Bremen-Stedingen GmbH werden schließlich nacheinander alle hundert, Seite an Seite mit den Autos der Gegenwart, über Weser nach Lemwerder gebracht. Andreas Bettray, Geschäftsführer der Bremen-Stedingen GmbH: „Wir haben mit dem Veranstalter einen Pauschalpreis für alle zusammen ausgehandelt und die Überfahrt organisiert. Das klappt reibungslos.“ Überhaupt Preise: Jedes teilnehmende Team musste 1750 Euro berappen und zusätzlich die Hotelkosten tragen.
Von Lemwerder fahren die Oldtimer nach Bookholzberg, Berne, Jaderberg und schließlich wieder zum Fischereihafen. Und dort wird an diesem Sonntag auch der zweite Teil der Küstentrophy gestartet. Dann sind die hundert Oldtimer unter anderem in Müggendorf, Bremervörde, Breddorf, Schwanewede (etwa 14 Uhr) zu bestaunen.
Prominente Unterstützung hat der Rallye-Veranstalter von NDR-Moderator Hinnerk Baumgarten erhalten, der wie früher mit einer Corvette Stingray von 1974 teilnimmt und an diesem Sonntag in der Seestadt die Siegerehrung moderieren will. Schließlich ist die Küstentrophy nicht nur eine Lustreise durch die attraktive norddeutsche Küstenlandschaft, sondern auch ein Wettbewerb. So sind für die Teilnehmer Wertungsprüfungen zu absolvieren. Die Oldtimer müssen zum Beispiel auf einer abschüssigen Straße über eine vorgeschriebene Strecke ohne jegliche Motorunterstützung bewegt werden. Klappt das nicht oder nur teilweise, gibt es Minuspunkte. Auch dann, wenn bestimmte Kontrollpunkte nicht in vorgeschriebener Zeit erreicht werden. Für die Rennleitung hat sich OCC Assekuradeur übrigens die Dienste des ehemaligen Rallye-Europameister Armin Schwarz gesichert.