Einmal gegen den Hamburger SK anzutreten, dürfte wohl für nahezu jeden Schachspieler ein sportliches Highlight sein. Der HSK ist der größte und zweitälteste Schachverein Deutschlands und gehört mit seiner ersten Mannschaft der 1. Bundesliga seit ihrer Gründung 1981 durchgehend an. Was für den Landesligisten SK Bremen-Nord im Meisterschaftsbetrieb nicht erreichbar ist, wurde jetzt in der Vorrunde zur Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft (DPMM) möglich. In Norderstedt blieb es für den SKBN jedoch nicht nur bei einem reinen Aufeinandertreffen mit Spielern dieses Topvereins, die Nordbremer sorgten dort sogar für eine kleine Sensation, denn sie zogen als einer von nur zwei Viertligisten in die DPMM-Zwischenrunde ein.
Nach dem starken dritten Platz in der Pokal-Mannschaftsmeisterschaft der Spielgemeinschaft Bremen-Niedersachsen im April vergangenen Jahres, ging es für den SK Bremen-Nord mit der erreichten Qualifikation in die DPMM-Vorrunde auf Bundesebene nach Norderstedt in die Nähe von Hamburg. Ausrichter SC Tura Harksheide begrüßte neben den Nordbremern die Teams des Hamburger SK und der SG Lok Brandenburg. Für den SKBN gingen Magnus Staudacher, Robert Kosak, Peter Issing und Thorsten Döscher an die Bretter.
Die Auslosung ergab für den SKBN gleich in der ersten Vorrunde den HSK als Gegner. Damit war das Ziel, einmal gegen den großen HSK zu spielen, schon erreicht. Der HSK traf zwar nicht mit den ganz großen Namen wie den Svane-Brüdern Rasmus und Frederik (Elopunkte beide jeweils 2646) oder Luis Engel (2547) an, aber die junge zweite Garde war dennoch an jedem Brett nach Elopunkten besser eingestuft. Thorsten Döscher musste nach zu schnellem und ungenauem Spiel bereits nach nur 17 Zügen mit Weiß aufgeben.
Die übrigen Bretter sahen zunächst auch nicht gut aus für den SK Bremen-Nord. Magnus Staudacher hatte an Brett eins einen Bauern im Endspiel mehr, aber sein Gegner, Fidemeister Tom-Frederik Woelk (Elo 2393), besaß sehr agile Türme und dadurch scheinbar gute Kompensation. Dann kam aber die große Zeit von Staudacher, der seinen Springer nahezu galoppierend durch die gegnerische Stellung manövrierte und zum Sieg führte.
Anschließend im Analyseraum, als den spannenden Gedanken von Staudacher und Woelk zu ihrer Partie gefolgt wurde, kam dann der Schiedsrichter mit der Nachricht an den Hamburger: "Es sieht nicht gut aus für euch." Was letztlich bedeutete, dass Peter Issing auf Gewinnkurs lag. Der Sieg ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Nach guter Verteidigung konnte Issing ausgleichen, wonach der Gegner den Faden sowie gleich zwei Bauern verlor und damit die Partie einstellte. Robert Kosak hatte sich mit Schwarz lange zäh verteidigt, am Ende war die Stellung aber nicht zu halten. So stand am Ende ein 2:2 gegen den HSK. Durch die Siege an Brett eins und drei waren die Nordbremer damit nach Berliner Wertung aber sogar eine Runde weiter.
Damit waren zugleich sämtliche Planungen über den Haufen geworfen. "Wir brauchten jetzt erst einmal ein Hotel, reserviert hatten wir ja keines", sagte Thorsten Döscher. Am nächsten Tag ging es gegen Ausrichter Harksheide, der sich gegen die Mannschaft aus Brandenburg durchgesetzt hatte. Der SKBN traf dabei auf einen Bekannten aus alten Brinkumer SG-Zeiten: Christian Schmidt (Elo 2158). Harksheide stellte die Mannschaft taktisch auf und ließ die beiden stärksten Spieler an Brett zwei und drei mit Weiß antreten.
Nach dem vielleicht doch etwas glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg gegen den Hamburger SK, konnten die Nordbremer Harksheide recht souverän schlagen. Magnus Staudacher hatte bereits nach der Eröffnung klaren Vorteil und nach dem Gewinn einer Qualität war der Sieg nur eine Frage der Zeit.
Thorsten Döscher konnte nach einem Bauerngewinn seine Stellungsvorteile weiter ausbauen und ebenfalls noch vor der Zeitkontrolle gewinnen. Robert Kosak und Peter Issing hatten beide mit Schwarz klaren Ausgleich im Endspiel erreicht und ohne erkennbare Möglichkeiten für jemanden auf Sieg zu spielen, einigte man sich jeweils auf Remis.
Damit hatte sich der SK Bremen-Nord als Sieger der Gruppe für die DPMM-Zwischenrunde am 9./10. März mit noch 16 verbliebenen Mannschaften qualifiziert. Der Spielort steht noch nicht fest, die Gegner der Vierer-Gruppe schon. Dabei ist naturgemäß der Bundesligist OSG Baden Baden mit 14 gemeldeten Super-Großmeistern, angeführt von Vincent Keymer, haushoher Favorit. Weitere Gegner sind in der Gruppe drei der Oberligist SG Leipzig und der SK Gründau aus der Verbandsliga Hessen.
Nach diesem Triumph geht es für die Nordbremer an diesem Sonntag erst einmal zurück in den Liga-Alltag. Zurzeit belegt der SKBN den vierten Tabellenplatz und feierte einen 7:1-Kantersieg über den ersatzgeschwächten SV Lingen. Am 4. Februar dürfte es beim Aufsteiger SF LHW, einer Spielgemeinschaft der Vereine SF Lilienthal, TV Eiche Horn und MTV Wilstedt, sicherlich deutlich schwerer werden.