Vegesack. Bereits im März schaffte es der Berliner Songwriter Tom Lüneburger bei seinem ersten Gastspiel im Bremer Norden vor ausverkauftem Haus zu gastieren. Beim Zusatzkonzert keine sechs Wochen später im Kito waren freie Plätze jetzt wieder Mangelware.
Nach einem von Medienpreisen gesäumten Raketenstart löste sich Lüneburgers Rocktrio "Myballoon" 2006 zunächst auf, nachdem zuvor die Plattenfirma die Zusammenarbeit unerwartet aufkündigte. Vom schnellen Ruhm enttäuscht, baut Lüneburger seine Solokarriere nun auf schweißtreibender Basisarbeit auf und ackert sich durch mittelgroße Clubs.
Schützenhilfe erhielt er dabei unter anderem von "Silbermond"-Sängerin Stefanie Kloß, einem "Myballoon"-Fan der allerersten Stunde und heutige Chefin der Plattenfirma, bei der auch Lüneburger unter Vertrag steht. Neben einem gemeinsam veröffentlichten Singleduett bestritt Lüneburger auch das Vorprogramm einer "Silbermond"-Tournee.
Am Freitag hatten Lüneburger und sein Bühnenpartner Christoph "Stoffel" Clemens, der bei "Myballoon" noch den Bass zupfte und Lüneburger nun als Tastenzauberer begleitet, ihr eigenes Vorprogramm mitgebracht: Mit Daniel Rauschenberger stimmte ein alter Bekannter auf Bremer Bühnen das Publikum ein. Auch dieser wechselte nicht nur unlängst das Fach vom Band- zum Akustikduo-Leader, sondern steht zudem bei der selben Künstleragentur wie Lüneburger unter Vertrag.
Schließlich trat Lüneburger auf. Getreu dem Titel seines aktuellen Albums "Lights" säumte ein Lichtgitter vor schwarzem Molton den Bühnenhintergrund, auf der Bühne selbst sorgten Kerzenständer und Lampenschirme für ein gewisses Wohnzimmerambiente. Doch Lüneburger ist keineswegs ein "typischer" Songwriter, der sich gedankenverloren in leisen, melancholischen Klängen verliert, noch ist er ein typischer Popstar. Sowohl in seiner Musik als auch in seiner Person verbinden sich Elemente eben dieser beiden Typen. Entsprechend gemischt ist das Publikum: Vom jugendlichen Akustikpopfan bis zum gereiften Bob Dylan-Genießer ist quasi alles vertreten.
Nur mit der Interaktionswilligkeit hapert es etwas: Sowohl Fragen, welcher der Besucher auch beim ersten Kito-Konzert war, als auch vereinzelte Mitsingspielchen wurden eher zögerlich beantwortet. Umso lauter war dafür der Applaus.
Zwischen den Stücken gaben sich Lüneburger und Clemens als entspannte Berliner Jungs zu erkennen, Kumpeltypen, die immer einen lockeren Spruch auf den Lippen haben und das Leben von der sorglosen Seite betrachten. Tiefgang, Gefühl und manchmal sogar ein bisschen Melancholie finden sich dafür in der vielseitigen Musik. Diese versprüht mal entspannten Sechzigerjahre-Flair, mal erinnert sie an Songwriterrock, dann wieder klingt es fast nach psychedelischem Triphop.
Begeistert zeigten sich die Besucher nach drei Stunden Konzert, das Lüneburger in sympathischer und Popstar-untypischer Bescheidenheit beendete: "Danke, dass ihr da wart, und wir für euch spielen durften."