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Malschule in Vegesack 2043 durch die Augen von Malschülern: Hoffnung und Dystopie

Die Zukunft durch die Augen von Malschülern: In der Malschule Jorns entstehen Bilder, die Hoffnung und Dystopie für das Jahr 2043 ausdrücken.
19.12.2023, 15:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Viele empfinden die Zeiten als schwer. Grund genugt für die Malschule Jorns, dies zu thematisieren. „Ich habe das Jahr 2043 als Thema vorgegeben, und die Malschüler sollten zunächst eigene Ideen in Bild und Text entwickeln. Bei der Technik, dem Stil und den dargestellten Objekten waren sie jedoch völlig frei“, sagt Barbara Jorns, die nun schon seit 44 Jahren in ihrer Malschule in der Borchshöher Straße Techniken und Inspiration vermittelt.

Mal einen hoffnungsvoll, mal düster – die Visionen, die Teilnehmer von der Zukunft in ihren Bildern ausgedrückt haben, reichen von einer Welt voller Grün, klarem Wasser und mehr Gemeinschaftssinn bis zum Untergang der Menschheit oder des gesamten Planeten.

Verschiedene Vorstellungen über die Zukunft

So gemischt die Gruppe in Bezug auf das Alter ist, so unterschiedlich sind die Vorstellungen, wie die Welt in 20 Jahren aussehen könnte: Emma Barthels, 13 Jahre alt, glaubt, dass statt der Menschen Elfen und Feen die Erde besiedeln. Sie werden in Häusern leben, die Fliegenpilzen gleichen: in roten, halbkugeligen Behausungen auf hohen Ständern – notgedrungen, weil der Meeresspiegel extrem gestiegen ist.

Die Vision von Barbara Hauser, die schon seit mehreren Jahren in der Malschule tätig ist, drückt hingegen eine Wunschvorstellung aus: „Wasser, das klar und rein ist und bei dem man auf den Grund sehen kann, zeigt im Sonnenlicht wunderbare Farben, Spiegelungen und Reflexionen und wird von bunten Fischen besiedelt – ich wünsche mir, dass es so bleibt“, sagt sie und hat sich auf ihrem Acrylbild an einem Foto orientiert, das sie von einer Wasseroberfläche gemacht hat. Die dünnflüssig aufgetragenen Farben erlauben es, dem Medium Wasser besonders gerecht zu werden, und mit den feinen Farbübergängen und Licht-Schatten-Variationen steht ihr Gemälde an der Grenze zur Abstraktion.

Zwischen Dystopie und Hoffnung

Ein Maler des 19. Jahrhunderts, der romantische Visionen einer erhabenen Natur als Symbol für die Unendlichkeit gemalt hat, war Caspar David Friedrich (1774 bis 1840), der häufig eine Figur in Rückenansicht in seine Bilder eingefügt hat. Christina Dreher, hat diese Anregung aufgegriffen – jedoch in Form eines Astronauten, der mit ansehen muss, wie die Erde mit einem anderen Planeten kollidiert. „Meine Vision auf schwarzem Grund ist also extrem düster, denn danach wird es keinerlei Überlebende geben“, sagt Christina Dreher.

Auch Tatjana Siegfried hat nicht gerade einen optimistischen Blick auf die Zukunft: Sie selbst schaut, wiederum in Rückenansicht, auf einen Wal, der aufgerichtet über die Meeresoberfläche ragt. Um die Bedrohung der Ozeane zu verdeutlichen, will sie noch tote Fische und eine Menge Müll in den Himmel projizieren. Obwohl erst 16 Jahre alt, ist sie bereits seit acht Jahren in der Malschule Jorns aktiv.

Schließlich ein Bild, das Hoffnung macht: In der Vision von Amelie Eberhardt, 17 Jahre alt, steht inmitten einer Hochhauskulisse ein riesenhafter Baum mit üppig grüner Krone. „Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es grüne Städte voller Gärten gibt, in der die Menschen stärker in Gemeinschaft miteinander leben“, sagt Amelie Eberhardt.

Grundstimmung ist wichtig

„Die Aufgabe, die ich meinen Schülern gestellt habe, war wesentlich schwieriger, als wenn ich ein Stillleben arrangiert hätte, das als Vorlage dient“, sagt Barbara Jorns. Denn mit der Vorgabe, die Welt in 20 Jahren zu malen, musste jeder in sich gehen und überlegen, was ihr oder ihm wichtig ist, ob man mit Zuversicht oder Angst in die Zukunft blickt.

„In meiner Malschule kann jeder die Technik wählen, die ihm am meisten zusagt“, sagt sie, „außer den bildnerischen Mitteln der Malerei oder Zeichnung wählen einige Teilnehmer auch Drucktechniken wie die Radierung oder den Linolschnitt.“ Im Sommer wird auch räumlich mit Plastiken oder Objekten, Installationen oder Land Art gearbeitet. „Wir schaffen zum Beispiel Skulpturen aus Y-Tong, Speckstein oder Alabaster, sind also keineswegs eine reine Malschule“, sagt Barbara Jorns, „sondern ich vermittle ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst.“

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