Mittwoch, 12. Oktober: Mittwochs und freitags stehe ich für meine Verhältnisse früh um 6.50 Uhr auf. An den Tagen bin ich mit Frühstück für meine Kinder Tim und Sarah dran. Mein Arbeitsweg ist überschaubar, mit einer Tasse Kaffee bewaffnet gefühlte elf Meter die Treppe hoch ins Homeoffice. Ich arbeite seit 27 Jahren als Krankenkassenbetriebswirt für eine Bremer Krankenkasse, seit 2010 im Homeoffice. Relativ flexible Arbeitszeiten sind gerade im Trainerjob sehr hilfreich. Nachmittags noch schnell in den Weserpark, den „Last-Minute-Geschenke-Wink-mit-dem-Zaunpfahl“ für den morgigen Geburtstag meiner Frau Anja kaufen. Anschließend geht es direkt zum U14-Spiel des SC Borgfeld. Da spielt Tim linker Verteidiger. Viele der Jungs habe ich im vergangenen Jahr, neben Borgfelds U19, auch trainiert. Und ich schaue mir, so oft es geht die Spiele an. Heute geht nicht viel gegen überwiegend ein Jahr ältere Findorffer. Das Team verliert 1:4. Abends spielen Tim und ich noch eine Runde „Fifa“ auf der Playstation. Nach vielen Niederlagen schaffe ich kurz vor Schluss das 2:2 mit „PSG“ gegen „Real“. Ich zappe noch ein paar Minuten in die Champions-League-Konferenz rein. Alles fast wie immer: Bayern gewinnt, Leverkusen und Frankfurt verlieren.
Donnerstag, 13. Oktober: Für meine Frau gibt es von uns dreien ein halbwegs melodisches Geburtstagsständchen und Geschenke. In der Mittagspause telefoniere ich mit meinem Co-Trainer Issam El-Madhoun und bespreche die aktuelle Situation. Anja hat Gäste eingeladen. Daher kann ich ausnahmsweise nicht das Training leiten. Ich habe aber mit Issam, Manuel Broekman und Torwarttrainer Miguel Garcia ein klasse Trainerteam an meiner Seite. Die Feier am Abend mit unseren Freunden bei musikalischen 80er-Jahre-Klängen, Suppenvariationen und diversen Kaltgetränken ist nostalgisch schön. .
Freitag, 14. Oktober: Ich kann wie fast immer freitags gegen 14 Uhr Feierabend machen. Dann beginnt meine Vorbereitung auf unser morgiges Spiel gegen Vatan Spor. Zweiter gegen Erster: Mehr Topspiel geht echt nicht. Zunächst spreche ich mit meinem Trainerteam über Kader und Aufstellung. Meistens sind wir uns einig, diskutieren aber auch schon mal kontrovers. Finde ich super. Mit nur Ja-Sagern kann ich nicht viel anfangen. Anschließend schaue ich mir die ausführlichen Infos zum Gegner unseres Teammanagers Harun Hadziomerovic an. Er seziert Spielphilosophie, Stärken und Schwächen unserer Kontrahenten und liefert mir immer sehr wertvolle Hinweise für unseren Matchplan. Auf Sporttotal schaue ich mir in Auszügen auch Vatans Spiel in Brinkum nochmal an. Ich muss aufgrund einiger Verletzter keinen Spieler aus dem 18er-Kader streichen. Das fällt mir sonst immer sehr schwer. Am Familienabend schauen wir zwei Folgen der Comedy-Detektivserie „Private Eyes“ mit Jason Priestley. Auf dem Nachttisch liegt schon leicht angestaubt Lee Childs Jack-Reacher-Roman „Größenwahn“. Ich komme wieder nicht zum Lesen.
Sonnabend, 15. Oktober: Ich schlafe tatsächlich bis 9 Uhr aus. Mit dem ersten Augenaufschlag bin ich im Wettkampfmodus. Schnell zwei Mettbrötchen geschmiert, ab ins Büro und Tür zu. Jetzt beginnt meine Crunch-Time der Spielvorbereitung. Ich bereite meine Ansprache vor, unterteile in Gegneranalyse, Schlüssel zum Sieg und was zusätzlich wichtig ist. Eine halbe Stunde vor dem offiziellen Treffen bin ich vor Ort. Ich finde eine Kabine wie bei den Profis vor. Die Trikots hängen alle schon am richtigen Platz. Unsere Betreuer Mark Fichtner und Mark Figiel leisten tolle Arbeit. Masseur Marcel Bednarek hat schon den ersten Spieler im Knetmodus. Die Jungs sind total fokussiert und wollen unbedingt die Tabellenführung zurück. Das gelingt tatsächlich. Wir gewinnen ein intensives Spiel verdient 2:0. Nach der für uns eher ungewohnten und daher etwas holprigen „Spitzenreiter-Gesangseinlage“ gibt Issam als Belohnung für den Montag trainingsfrei. Abends treffe ich mich mit Freunden für den Freimarkt. Auch wenn es sich nur um eine Momentaufnahme handelt, ist es ein schönes Gefühl, mit Platz eins einzuschlafen.
Sonntag, 16. Oktober: Der trainingsfreie Montag offeriert meiner Familie einen Kurzurlaub. Es sind Ferien. Auch meine Frau und ich haben Urlaub. Die Wahl fällt beim Frühstück auf Münster. Wir steuern zunächst den Aasee an, genießen herbstlich dekorierte Waffeln und machen einen Spaziergang bei sonnigen 20 Grad. Nach dem Einchecken im Hotel gebe ich dem Youtube-Kanal „Bremensports“ das obligatorische Spielstatement per Whatsapp. Dort wird ausführlich über die Bremen-Liga berichtet. Die ist so spannend wie seit Jahren nicht mehr. Und wir sind überraschend mittendrin, statt nur dabei. Das war nach dem großen Umbruch mit 15 neuen Spielern so nicht zu erwarten. Abends machen wir einen Spaziergang durch Münsters Fußgängerzone und essen abends beim Griechen.
Montag, 17. Oktober: Nach einem üppigen Frühstück geht es direkt in den Münsteraner Allwetterzoo. Darauf freut sich ganze Familie. Mein letzter Zoobesuch war im eher beschaulichen Zoo am Meer in Bremerhaven und ist schon etwas her. Zum Glück ist es überwiegend trocken, sodass wir die sehr umfangreiche Artenvielfalt ausschweifend genießen können. Am späten Nachmittag kommen dann doch eher die weiblichen Familienmitglieder auf ihre Kosten. Wir gehen shoppen. Das zieht sich, zumindest aus Sicht der männlichen Familienmitglieder.
Dienstag, 18. Oktober: Nach dem Frühstück geht es zurück nach Bremen. Ich plane das heutige Training final und schicke das in unsere Trainergruppe. Unser Videoanalyst Heinrich Marschollek hat mir derweil das Spiel gegen Vatan schon zum Download bereitgestellt. Er hat eine hochauflösende Kamera, die er bis zu zehn Meter hochfahren kann. Ich bekomme eine geschnittene Fassung mit nur relevanten Szenen. Einfach nur überragend. Nach dem Erwärmen macht Issam eine intensive Ausdauereinheit mit Steigerungsläufen und Sprints. Anschließend liegt unser Fokus auf das Erkennen von optimalen Pressingsituationen und schnellem Umschalten nach Ballgewinn. KH
Andreas Benthake, der Vorsitzende des ASV Ihlpohl, wird als Nächster über seine Woche berichten.